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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Uhde-Bernays, Hermann: Ludwig von Hagn
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0149

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LUDWIG VON HAGN
Mit Genehmigung der Modernen Galerie (H. Thannhauser), München

STUDIE

LUDWIG VON HAGN

Es ist nicht selten das Schicksal hochbegabter
Künstler, welchen der Ruhm der Meister-
schaft nicht beschieden war, daß sie schon bald
nach ihrem Tode ungebührlicher Vergessenheit
anheimfallen, wenn sich ihr Nachlaß nicht in
den örtlich begrenzten und hier wiederum histo-
risch bedingten Entwicklungsgang der Kunst
ihrer Heimat eingliedem läßt, wenn also der
gerne gewählte Begriff der „Schule“ und des
„Kreises“ auf ihre Tätigkeit nicht angewendet
werden kann, der die Abhängigkeit von einem
Größeren klassifizieren und verdeutlichen soll.
Während durch diese keineswegs der Gerechtig-
keit förderliche Gewöhnung vielfach geringere
Mitläufer und Nachahmer einer unverdienten
Anerkennung sich erfreuen dürfen, indem die
Gnadensonne über ihrem Schirmherrn auch
ihnen leuchtet, bleiben selbständigere Genos-
sen, welche sich aus jenen Gruppen lösten, um
eigene Wege zu beschreiten und der Devise
folgten: „Stehst du auch nach der Buche und der
Eiche, nicht hoch zu wachsen, aber schlank und
frei“ für zufällige Anlässe aufgehoben, wo ihr
Name angesichts plötzlich zu besonderer Be-
achtung gelangender Bilder staunend gerufen
wird, um meist ebenso schnell zu verhallen.
Schon mehrfach und mit Recht ist darauf
hingewiesen worden, daß aus dem nur schein-
bar einheitlichen Reigen der Münchener Histo-
rienmaler im Gefolge Karl von Pilotys sich ver-
schiedene Künstler getrennt haben, bei welchen

sich durch französische Lehren oder realistische
Erkenntnisse Bedenken ergeben hatten. Weit-
aus der hervorragendste unter diesen Aufrech-
ten ist Wilhelm Diez gewesen, der mit
aller Energie bestrebt war, seine eigene Schule
zu begründen. Vor allem aber unter den älte-
ren eingesessenen Münchener Künstlern be-
fanden sich einzelne Männer, die trotz gelegent-
licher gemeinsamer Ansichten und trotz einer
auf gleicher oder ähnlicher Ausbildung beru-
henden, jedoch über Äußerlichkeiten nicht hin-
ausgehenden Annäherung grundsätzlich dem
Siegesmarsch der großen dramatischen Deko-
rationsgewalten fernblieben. Ihnen ist daher
ihre ablehnende Neutralität verhängnisvoll ge-
worden, einmal für ihre Kunst, die sich auf
dem erreichten Platze genügsam gefiel, und
noch einmal für ihren Nachruhm und für eine
gebührende richtige Einschätzung der späteren
Generation. Zu dieser Schar zählt als eine sehr
bemerkenswerte Persönlichkeit von überraschen-
der Eigenart Ludwig von Hagn, dessen Werke
fast eine Sonderstellung für ihren Schöpfer ein-
fordern. Eine solche müßte ihm auch unbedingt
bewilligt werden, wenn sich nicht der Abstand
zwischen ihm und dem Aufschwung der Mün-
chener Kunst nach 1870 als allzu groß erwiese.
Wohl hat Ludwig von Hagn Anregungen dieser
Art aufgenommen, aber der Charakter des Fünf-
zigjährigen war schon zu sehr ausgeprägt, um
noch von der Erhebung der Jungen mitgerissen

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