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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Uhde-Bernays, Hermann: Ludwig von Hagn
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LUDWIG VON HAGN PARTIE AUS DEM GAR-
TEN COLONNA IN ROM

zu werden, die einen der nächsten künstleri-
schen Blutsverwandten Hagns in flammenden
Farbenskizzen emporführte, den neuerdings in
seiner Bedeutung wiedererkannten Hans Ma-
kart. In dem Streben nach Verfeinerung der
koloristischenWirkung durch koloristische Emp-
findung liegt, wenngleich nach rückwärts den
gemäßigten Bahnen der belgischen und fran-
zösischen Historienmalerei zugewandt, auch
Ludwig von Hagns persönliche Stellung be-
gründet. Ein Überblick über das Leben und
Schaffen dieses Künstlers darf auch aus dem
Grunde Beachtung beanspruchen, weil er wich-
tige Ergänzungen für die Geschichte der Mün-
chener Malerei vor fünfzig Jahren einschließt.
Schon in ihren Anfängen weicht die Kunst
Ludwig von Hagns, der am 23. November 1819
in München geboren ist, völlig von den einhei-
mischen Gepflogenheiten ab. Er ist der erste,
und für lange Zeit einzige Münchener Künst-
ler, der — schrecklich zu sagen — nach Berlin
gezogen ist. Wir werden weiterhin sehen, daß
vielfach, leider nicht immer, in Hagns Entwick-

lungsgang solche dem Herkommen
widersprechende, durch einen leich-
ten Hang zum Mißtrauen geför-
derte Erkenntnisse den Gang seines
Lebens ausschlaggebend beeinfluß-
ten. Freilich war für den merk-
würdigen Entschluß nicht allein der
bedauerliche Zustand der Münchener
Akademie kurz vor dem Rücktritt
des allmächtigen Peter von Corne-
lius verantwortlich, auch die stadt-
bekannte Leichtfertigkeit der mehr
in den Kneipen und bei fröhlichen
Künstlerfesten als in ihren Ateliers
zu treffenden jüngeren Malervereini-
gungen trug keine Schuld daran, daß
der zum Offizier bestimmte Sproß
einer hochangesehenen Münchener
Familie noch vor Beendigung seiner
Studien dem Kadettenkorps, wo er
erzogen worden war, den Rücken
kehrte. Neben schwierigen, durch
den Tod des Vaters hervorgerufenen
Verhältnissen, welche der Familie
die Fortführung des gewohnten ge-
sellschaftlichen Verkehrs nicht ge-
statteten, sind es die Mitteilungen
der um zehn Jahre älteren Schwe-
ster, der vielgefeierten Schauspiele-
rin Charlotte von Hagn gewesen,
die den jungen Ludwig in die bunte
Welt der Berliner Hofbühne lock-
ten, wo mit Devrient und Seydel-
mann die letzte große Zeit der
klassischen Tragödiendarstellung
angebrochen war. Mag wirklich nur eine zufäl-
lige Reise zu Besuchszwecken den Beginn des
mehrjährigen Aufenthaltes in Berlin bilden, der
in vielfacher Beziehung für Hagns künstlerische
Anfänge sehr einflußreich gewesen ist, so ist
doch nicht daran zu zweifeln, daß der plötz-
liche Berufswechsel mit der gebührenden Ernst-
haftigkeit vorgenommen wurde. Die nahe Ver-
bindung traditioneller Art zwischen Theater
und Künstlerschaft, welche in Berlin bestand,
führte den Bruder Charlotte von Hagns, die als
Jungfrau von Orleans die ganze Residenz des
eben zur Regierung gelangten vierten Friedrich
Wilhelm zu ihren Füßen sah, sogleich in einen
frohen Kreis bedeutender Maler. Unter ihnen
befanden sich Franz Krüger, dem wir Charlot-
tens Bildnis verdanken, wahrscheinlich auch der
junge Menzel, der gerade an den Zeichnungen
für Kugler arbeitete, der gemütliche Schilderer
des Berliner Volkslebens, Theodor Hosemann,
und der vom Opernsänger zum Begründer einer
Schule für Landschaftsmalerei aufgerückteWil-
helm Krause. Dem letztgenannten schloß sich

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