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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Pechmann, Günther von: Die Münchner Ausstellung angewandter Kunst im Pariser Herbstsalon
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0160

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303. Das Grand Palais, die „Herberge" der Münchener Ausstellung angewandter Kunst im Pariser Herbstsalon.

(Die Münchner AuesteKunH
angewandter (Xunst
im Pariser Herkstsakon.

(Von Günther v. Pechmann.

^aris, die Hochburg des guten Ge-
schmackes während vieler Jahr-
hunderte, hat im vergangenen
gerbst eine Ausstellung des neuen
Münchner Kunstgewerbes beher-
A bergt. In den Kreisen der franzö-
sischen Gewerbetreibenden und Künstler ist die Er-
innerung daran noch so lebendig wie am letzten
Tage der Ausstellung, und man hört immer noch
von Äußerungen, Anregungen und Maßnahmen,
die als Nachwirkungen dieser Ausstellung anzusehen
sind. Neuordnung des französischeti Lehrlings-
wesens, Steigerung des Zeichenunterrichtes, staat-
liche Förderung der kunstgewerblichen Bestrebungen
— das sind nur einige Punkte aus den Forderungen,
die durch die Ausstellung angeregt oder verstärkt
worden sind.

Man sieht, die französischen Künstler haben
mit den Toren des Herbstsalons nicht auch die Dis-
kussion über seinen Inhalt geschlossen. Sie suchen
das Ergebnis der Ausstellung auszunutzen und es

für ihre Ideen fruchtbar zu machen. Wieviel mehr
haben die Münchner Anlaß, das gleiche zu tun!

Es wird gegenwärtig gern betont, daß eine
Gewerbeausstellung nicht Selbstzweck, sondern Mittel
zum Zweck sein müsse. Die Förderung der beteilig-
ten Gewerbe sei der Hauptzweck der Ausstellung;
dabei weist man aus den Wert der Vor arbeiten hin.
Leider hat noch nie ein größeres Ausstellungsunter-
nehmen den Versuch gemacht, Nacharbeit zu leisten.
Mit der Ausstellung enden meistens auch die Aus-
stellungsberichte, und dis geschäftliche Verwertung
des Ausstellungserfolges bleibt ganz dem einzelnen
Aussteller überlassen, dein für eine solche nachträg-
liche Ausnutzung aber wenig Gelegenheit geboten
ist. Gute Publikationen, Verwertung der Verkaufs-
statistik, Sammlung und Verarbeitung beachtens-
werter Arteile und Feststellungen, alle diese Maß-
nahmen könnten nur von einer Zentralstelle aus
getroffen werden. Damit würden aber auch die
Lehren der Ausstellung dem Aussteller nutzbar ge-
macht werden. Keinem auf irgendeinem Gebiete
produktiven Menschen ist das Gefühl fremd, das sich
nach Abschluß jeder Arbeit einstellt, ein Gefühl, das
ihn zu sich selbst sprechen läßt: „Jetzt sollte ich Zeit
haben, die ganze Arbeit noch einmal zu machen,
dann würde sie erst vollkommen werden." Dieses
Gefühl hat seinen Ursprung darin, daß während
des Arbeitens sich Erfahrungen einstellen, die für die

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Kunst und Handwerk. Iahrg. Heft 5.

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