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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Düsseldorfer Historienbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0127

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2 s. Zahrgang.

Nr.

Aunstchronik

^885/86. I ^ s-f. Ianuar.

Mochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsbtatt des verbandes der deutschen Aunstgerverbevereine.

herausgeber:

Larl v. Lützow u»d Arthur j)abst

wien Berlin, XV.

Lxpeditionr

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: w. ts. Uühl, Jägerstr. 7Z.

die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in teipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

gnhalt: Düsseldorfer Historienbilder. — L. Müntz, Baffael. — G. A. Denimler f; Arnaury-Duval f. — Ausgrabungen in Larnuntum. -
wien: Ausstellung von Graefs „Märchen"; Aarlsruhe: Ausstellung von Skizzen für den lnstorischen Festzug der Universität Heidelberg. -
Lin neuer Kirchenbau für wien; Aus Rom; Aus Florenz; Amerikanischer Aunstzoll. — Aatalog der Antiquariatshandlung von G.
Harrassowitz iu Leipzig. — Zeitschriften. — Vffizielle Mitteilungen. — Inserate.

Düsseldorfer tsistorienbilder.

Jn Düsseldorf wird weit mehr Historie gemcilt,
als es von außen und namentlich bei ausschließlicher
Betrachtung der Berliucr und einiger anderer Aus-
stellungen den Anschein hat. Unter Gebhardts und
Janssens Leitung bereitet sich die Ausführung großer
Cyklen von monumentalen Wandgemälden vor. Aber
man kann auch von diesen Bestrebungen absehen, ohne
bei eincm Itückblick auf die Leistungen des Verflvssenen
Jahres in Klagen über den Nückgang der historischen
Kunst auszubrechen.

Manches ist an dieser Stclle bereits von anderer
Seite gewürdigt wvrden, wie W. Beckmanns „Luther
auf deni Reichslage zu Worms". Dagegen hätte
Referent durch die Besprechung des grvßen Bildes von
Fritz Neu haus, welches eiuen Vorfall aus der Jugend-
geschichte des großen Kurfürsten schildert, schon längst
eine Schuld abtragen sollen. Zunächst imponirt uns der
künstlerische Mut, sich an die Lösung einer Aufgabe
von so eminenter Schwierigkeit zu wagen. Der Vorgang
vollzieht sich mit lebensgroßen Figuren in einem durch
Kerzenlicht glänzend erhellten Raume. Die Morgen-
dämmerung wird durch das Fenster im Hintergrunde
sichtbar. Und daß sich gerade im Kampfe mit dieser
Schwierigkeit ein verhältnismäßiges Gelingen zeigt,
weist dem Bilde seinen Ehrenplatz an. Überhaupt be-
kundet das Werk, wie die früheren des talentvollen
Künstlers, eine durchaus gesunde Farbenempfindung,
entsprechend dem Studiengange, den er unter W. Sohns
unvergleichlicher, die natürlichen Anlagen zwanglos
entwickelnder Leitung zurückgelegt hat. Keiue Schwarz-

sauermalerei — wie man sie auch nennen kann, wenn
man das Nationalessen des preußischen Nordvstens
nicht kennt —, die auf dem unverdauten Rubens und
schwarzen Photographien das große Heilsprinzip auf-
zurichten vermeint.

Freilich fehlt auch hier noch volles Gelingen.
Gegenüber dem nicist glücklich getroffenen Glanz in
den Lichtern steht eine unverkennbare Schwäche in den
Schatten, unb damit bleibt dem Mikde etwas Glasi-
ges, llnkörperliches, Ivas im Wechselwirken mit einer
fast weich zu nennenden Anschaunng den Gesamtein-
druck schwer beeinträchtigt. Der Vorwurf ist, abge-
sehen vvm Baukett, nnmalerisch und kann auch in voll-
endeter Charakteristik keine Sympathie erwecken. Wenn
ein junger Mann in vornehme schlechte Gesellschaft
gerät und nicht die Kraft in sich fühlt, auch nur einen
Abend der Verführung zu widerstehen, dann svll er
still und ohne Aufsehen von dannen gehen. Das
Pathos scheint da sehr wenig am Platz, und wohl
wird mau nicht irren, wenn man die ganze Anekdote
der Erfindung nugeschickter Schmeichler in Rechnung
stellt. Aber Neuhaus ist der Charakteristik auch inner-
halb ihrer durch Unnatur verengten Umgrenzung uicht
gerecht geworden. Dem Kurprinzen fehlt iu Kvpf
uud Haltung das Gepräge schroffer Mäuulichkeit uud
den Frauen der Reiz, nm seine Handlungsweise noch
irgendwie als eine Vvu seinem Oheim Friedrich Heinrich
zu Preisende Großlhat erscheinen zu lassen. Jmmerhin
verdient das Werk bei allen Schwächen die Beachtung,
die ihin vvu seiten des Publikums entgegengebrachl
wird.

Der grvße Kursürst ist an der Tagesordnung.
 
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