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Werner, Wilfried
Cimelia Heidelbergensia: 30 illuminierte Handschriften der Universitätsbibliothek Heidelberg — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.2051#0079

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Buch der Natur (Cod. Pal. Germ. 300)

Offensichtlich von demselben Schreiber ist nun das bereits erwähnte Evangeliar des Nürnberger Kartäuser-
klosters geschrieben. Auf 132r liest man: »Iste über completus est feria tercia ante Viti a Johanne dicto vorster
notario iudicii imperialis civitatis Nüremberg, anno a.n.d.n.J.Chr. (1422)« (Zitat nach L. v. Wilckens).
Dieser Johann Forster ist zwischen 1417 und 1442 als Stadtgerichtsschreiber in Nürnberg tätig gewesen. Die
Handschrift dürfte somit zu Recht Nürnberg zugewiesen werden.

Der Renner von Hugo von Trimberg. Hrsg. von G. Ehrismann. Bd. 1—4. Tübingen 1909-1912 (Bibl. des lit. Vereins zu
Stuttgart. 247. 248. 252. 256). Bd. 4 in Neuauflage (1970) mit e. Nachw. und Ergänzungen hrsg. von G. Schweiki.e. -
W. Si ammi i;k, Wort und Bild. Studien zu den Wechselbeziehungen zwischen Schrifttum und Bildkunst im MA. Berlin 1962.
S. 152. - B. Müller, Die Titelbilder der illustrierten Renner-Handschriften. - In: 102. Bericht des Hist. Vereins . . . Bam-
berg (1966) S. 271-306. - L. v. Wilckens, Regensburg und Nürnberg an der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert. Zur
Bestimmung von Wirkteppichen und Buchmalerei. - In: Anzeiger des German. Nationalmuseums (1973) S. 57-80.

25 Konrad von Megenberg BUCH DER NATUR

Tafeln Seite 84, 85 Cod. Pal. Germ. 300, Papier, 365 Bl., 40 X 27 cm, Elsaß, um 1440/50

Dieses Buch stammt aus der bekanntesten und produktivsten Schreiberwerkstatt des 15. Jahrhunderts: der des
Diebolt Lauber aus Hagenau im Elsaß. Mehr als 50 Handschriften lassen sich ihr zuweisen. Darunter befinden
sich Bibeln, religiöse Schriften zur Erbauung und Unterweisung, Chroniken, Sammlungen von Heiligen-
legenden, Epen des höfischen und des späteren Mittelalters, naturkundliche Werke und Rechtsbücher. Allen
ist die deutsche Sprache in elsässischer Färbung gemeinsam, doch gibt es sichere Hinweise, daß auch lateinische
Bücher hergestellt worden sind. Sie wurden sämtlich in einer flüchtigen, aber gut lesbaren Buchkursive
geschrieben und mit großflächig kolorierten, ganzseitigen Federzeichnungen illustriert. Der sehr einheitliche
und unverwechselbare Ausstattungstil erlaubt meist schon nach kurzer Prüfung ein Urteil hinsichtlich der
Werkstattzugehörigkeit. Bei näherem Hinsehen lassen sich insgesamt jedoch 16 Zeichner und 5 Schreiber-
hände unterscheiden. Meist sind mehrere Künstler an ein und demselben Werk beteiligt. Einer von ihnen hat
an 18 Handschriften mitgearbeitet. Wichtig ist, daß zeitweilig mindestens fünf Zeichner und vier Schreiber
zugleich tätig gewesen sein müssen. Manche der Mitarbeiter nennen ihre Namen: Hans Schilling von Hage-
nau, Johannes Port de Argentina, nicht zuletzt Diebolt Lauber selbst. Daß er der Leiter des Unternehmens
gewesen ist, geht aus dem Wortlaut einer der Bücheranzeigen hervor, die man in Handschriften aus seiner
Werkstatt gefunden hat. Darin heißt es: »Item welicher hande bucher man gerne hat, groß oder dein,
geistlich oder weltlich hübsch gemolt die findet man alle by diebolt louber schriber in der bürge zu
hagenow . . .«. Es folgt die Aufzählung von mehr als 40 Titeln. Dieses Verzeichnis ist einer Lauber-Hand-
schrift mit der »Legende der Hl. drei Könige« vorgeheftet, die heute im British Museum (Add. Nr. 28, 752)
aufbewahrt wird. Ein ähnlicher, wenn auch kürzerer Eintrag befindet sich in einer Heidelberger Handschrift
(Cod. Pal. Germ. 314), die allerdings nicht aus Hagenau stammt, sondern in Augsburg entstanden ist. Ihr
Besitzer hat den Namen der elsässischen Werkstatt als Bezugsquelle für weitere Handschriften notiert: »Item
zu hagenow py dypold läber schreyber lert die kinder sind die bücher tütsch . . .«.

Man erfährt also an Biographischem über Diebolt Lauber, daß er Schreiber »in der bürge«, das heißt ver-
mutlich in der Landvogtei zu Hagenau gewesen ist, daß er ferner die Kinder - wohl im Schreiben - unterrichtet
hat, und daß er als Handschriftenhändler in einem weiten Teil Deutschlands bekannt war. Über seinen Kunden-
kreis gibt ein weiteres Dokument Auskunft. In einem deutschen Psalter aus Lichtenthai fand man von Diebolt
Laubers Hand eine Nachricht an einen »Junker«, dem mitgeteilt wird, ein »Herzog Ruprecht« (wahrscheinlich
von Pfalz-Simmern, Bischof von Straßburg seit 1439) habe sieben Bücher in Auftrag gegeben; er regt an, ein

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