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Winghart, Stefan; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln: Diskussion über eine zentrale Stätte nationalsozialistischer Selbstinszenierung — Hameln: Niemeyer, Heft 36.2010

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Wolschke-Bulmahn, Joachim: Zur manipulativen Gestaltung von Landschaft: der Bückeberg im Kontext einschlägiger Anlagen der NS-Diktatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.51156#0051
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Joachim Wolschke-Bulmahn

Zur manipulativen Gestaltung von Landschaft.
Der Bückeberg im Kontext einschlägiger Anlagen der NS-Diktatur

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6 Verden, Ldkr. Verden. Alfred Rosenberg bei der Einweihung des Sachsenhains.


anderen artikulierten Vorstellungen. So werden ihre
jeweiligen besonderen Bezüge zur Landschaft und zu
einer besonderen deutschen, „germanischen" Ver-
gangenheit betont. Zum Bückeberg heißt es bei dem
Heimatforscher Karl Keese: „In der hügeligen und
bergigen Weserlandschaft zeichnet sich der Bücke-
berg durch seine bevorzugte Lage aus. Am Fuße des
Berges fließt die Weser, der deutscheste aller Ströme,
vorüber [...] Ganz hinten im Norden thront majestä-
tisch der Süntel, der durch die erbitterten Kämpfe
unserer Vorfahren unter Widukind gegen die Heere
Karls des Großen bekannt geworden ist; heute ist er
dazu ausersehen, das Ehrenmal für Horst Wessel zu
tragen. Die Namen Dachtelfeld und das Blutbachtal
erinnern noch heute an diese Freiheitskämpfe der
alten Sachsen. Nach der Sage soll der Herzog Widu-
kind in dem Turmhause des Schlosses der Domäne
Ohsen sich längere Zeit verborgen gehalten haben."'5
Ähnlich wurden beim Sachsenhain Bezüge zu den
Kämpfen der Sachsen unter Widukind hergestellt.
Vergleichbar dem „Blutbachtal" wird vom Flüsschen
Halse, das den Sachsenhain durchzieht, berichtet, es
habe sich rot vom Blut der gemordeten Sachsen
gefärbt. Die Entstehungsgeschichte des Sachsenhains
in ihren vielfältigen Facetten wurde 1995 und 1996
durch Justus H. Ulbricht in zwei Beiträgen „'Heil Dir,
Wittekinds Stamm'. Verden, der 'Sachsenhain' und die
Geschichte völkischer Religiosität in Deutschland" im

7 Verden, Ldkr. Verden. Sachsenhain, Blick auf den
Thingplatz und eine der Führerkanzeln.


Heimatkalender für den Landkreis Verden ausführlich
dargestellt.’6 Im Jahr 1934 beschlossen der Reichs-
führer SS, Heinrich Himmler (1900-1945), und Alfred
Rosenberg (1893-1946), einer der führenden Ideolo-
gen des Nationalsozialismus, der Ermordung von
4.500 Sachsen durch Karl den Großen im Jahr 782
durch die Anlage eines Thingplatzes nahe Verden an
der Aller zu gedenken. Diese 4.500 Sachsen sollen
getötet worden sein, da sie sich geweigert hatten,
zum Christentum überzutreten.17 Himmler hatte ein
besonderes Interesse an der vorchristlichen germani-
schen Geschichte. Das spiegelt sich auch in der Grün-
dung der SS-Stiftung „Das Ahnenerbe" wider, die
entsprechende Forschungsarbeiten fördern sollte.
Himmlers Interessen trafen sich mit denen Rosen-
 
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