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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 18.1902

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Heft 2
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Die Architektur auf den deutschen Kunstausstellungen des Jahres 1901, [1]
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1902

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2



Märkisches Provinzialmuseuni in Berlin.
Ansicht von der Wallstrasse (Westseite).

hat sich
ersten-
und mit
Er-

Berliner Kunstausstellung 1901.
Empfangsgebäude Architekten: Oeh. Oberbaurat
auf dem Bahnhof in Koblenz. P. Thoemer und Baurat A. Riidell
in Berlin.

Stellung gan-
zer kunstge-
werblicher
Einrichtungen
mit Möbeln
und allem Zu-
behör erzeu-
gen würde.
❖ *
Das Königl.
Ministerium
der öffent-
lichen Arbei-
ten
zum
mal
grossem
folge an der
Beschickung
der Ausstel-
lung beteiligt.
Der von den
Entwürfen zu
Staatsbauten
eingenom-
mene Saal war
unter Leitung
des Baurates
C. Grunert in
ebenso an-
sprechender wie vornehmer und zweckmässiger Weise aus-
gestattet worden. Hier waren die 37 ausgestellten Arbeiten,
die eine mustergültige Auslese aus den in der letzten Zeit im
Ministerium der öffentlichen Arbeiten aufgestellten Entwürfe
darboten, da infolge der Anzahl kleineren verhältnismässig
mehr Raum zur Verfügung stand als in den beiden Sälen für
die Privatarchitektur, noch übersichtlicher und weitläufiger auf
den in ähnlicher Weise wie dort behandelten Wänden ange-
ordnet. Durch die gleichmässige Einrahmung in elfenbein-
gelben Rahmen wurde die vornehm ruhige Gesamtwirkung
noch erhöht und die Zusammengehörigkeit der Entwürfe be-
tont, die eine höchst er¬
freuliche Mannigfaltigkeit
in der selbständigen Be¬
handlung der Aufgaben
zeigten.
Die Ausstellung gab
ein anschauliches Bild von
der umfassenden Bau-
thätigkeit des Ministe¬
riums der öffentlichen
Arbeiten und der Viel¬
seitigkeit der ihr gestell¬
ten Aufgaben. Neben
grossen Gebäuden für
Kirche und Verwaltung,
wie die Willibrordi-Kirche
in Wesel und die Land-
und Amtsgerichte in Ber¬
lin und Magdeburg und
das Polizeipräsidialge¬
bäude in Hannover, das
Dienstgebäude des Ge¬
heimen Zivilkabinetts und
die grossen Empfangsge¬
bäude für die Bahnhöfe
in Danzig und Koblenz,
fanden sich hier eine An¬
zahl von äusserst reizvoll
behandelten Dorfkirchen,
z. B. für Wellerode und für
Kappel (Regierungsbezirk

Kassel), kleineren Amtsgerichten (St. Goar, Ratzeburg, Lindlar)
und Empfangsgebäuden für kleine Stationen, wie die auf den
Bahnhöfen Altena und Finnentrop i. W. und auf der Station
Putlitzstrasse der Berliner Ringbahn, ferner das Eichungsamt
Köln und der domänenfiskalische Weinkeller und Versteigerungs-
saal in Rüdesheim, die Schifferbörse in Ruhrort und die Kaiserl.
Wartehalle auf Haltestelle Werbellinsee. Ein paar Teppiche und
Ziermöbel, die an beiden Enden des Raumes aufgestellt waren,
verwischten den Eindruck des Leeren, Unwohnlichen, den
Ausstellungsräume mit leerer Mitte so leicht machen.
❖ ❖

Die Ausstellung des Berliner städtischen Hochbau-
amtes war getrennt von den vorhergeschilderten Architektur-
abteilungen in der alten Maschinenhalle untergebracht. Hier
kam, unterstützt durch die räumliche Absonderung, die ein-
heitliche, planmässig nach grossen künstlerischen Gesichts-
punkten sowie mit grösseren Mitteln durchgeführte Anordnung
der Schaustellung am mächtigsten zur Geltung. Der seit einigen
jähren mit der Leitung des städtischen Hochbauwesens be-
traute Erbauer des Reichsgerichts, Königl. Baurat und Stadt-
baurat Ludwig Hoffmann, hatte da durch die Fülle des dar-
gebotenen Materiales wie durch die Art der Vorführung ein
glänzendes Zeugnis des gegenwärtig das städtische Bauwesen
beseelenden künstlerischen Geistes geschaffen und die Be-
deutung und den Umfang der ihrer Lösung entgegengehenden
Bauaufgaben in anschaulichster Weise vor Augen geführt.
Die weiträumige und hohe Halle war durch Einbauten in
22 Räume von sehr verschiedener Grösse und Höhe zerlegt,
in denen die 46 Entwürfe mit ihrem reichen Zubehör an
Zeichnungen, Modellen und Details, sowie Ausführungsproben
in übersichtlicher Zusammenfassung des Zusammengehörigen
untergebracht werden konnten.
Ein halbdunkler, mit Abgüssen und Pflanzendekoration
ausgestatteter Vorraum vermittelte den Uebergang vom Konzert-
platz in das Innere und veranlasste zur geistigen Sammlung
für die aufmerksame Betrachtung der folgenden Räume.
Die Wände derselben waren mit grobgewebtem mattgrünem
Stoffe bespannt, der Fussboden ebenfalls mit grobem ein-
farbigen Gewebe belegt. Die Thüren bildeten einfache rechteckig
ausgeschnittene Oeffnungen ohne besondere Umrahmung. Die
Decken bestanden aus weisser Gaze, die je nach der Grösse

Berliner Kunstausstellung 1901.
Architekt: Stadtbaurat Ludwig Hoffmann
in Berlin.

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