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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 2
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Zetzsche, Carl: Friedhofkunst, [1]
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Bilder von der Weltausstellung in St. Louis 1904, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0023

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2


Das Deutsche Haus.
Grundrisse unten.

Copyright by Louisiana Purchase Exposition Company.

Architekt: Professor Bruno Schmitz in Charlottenburg.
Ausgeführt von Boswau & Knauer in Berlin.

Mitten im brandenden Getriebe des Großstadtverkehrs könnten
Inseln beschaulicher Einkehr, Stätten eines vom Herzen kom-
menden und zum Herzen gehenden Totenkultus erstehen. Jeder
Bezirk könnte seine besondere Anlage schaffen und beliebig
gestalten; wieder würde wie früher eine im Leben geschlossene
zusammengehörige Gemeinde auch im Tode nahe vereint sein.
Eignes Empfinden und dauernde Anteilnahme würden wieder
zu selbständigem Gestalten der Ausschmückung führen. Auch
die auf den großen Friedhöfen besonders verletzende Ungleich-
heit in der Ausstattung der Gräber würde weniger scharf her-
vortreten. Für den zusammenfassenden Rahmen ließe sich
leichter und mannigfaltiger als bei den Zentralfriedhöfen die
weihevolle künstlerische Form finden. So entstände neben der
Wiedererlangung schmerzlich vermißter gemütvoller Beziehun-
gen den an wirklichen Kunststätten so armen Großstädten ein
ganz neuer, aus den Verhältnissen hervorgegangener Schmuck,
volkstümlicher und erzieherischer als alle Denkmäleralleen, kunst-
vollen Brücken und Monumentalbänke. Voraussetzung dafür
wäre freilich auch eine gewisse Seßhaftigkeit der Bevölkerung,
denn auch der Wechsel tötet das Interesse am Kirchhofe und
macht die Grabpflege unmöglich, die in der Kleinstadt, im Dorfe
so angenehm berührt, trotz der Mißgriffe. (Schluß folgt.)


Bilder von der Weltausstellung in St. Louis
1904.

I. Stimmungen.
S||SSine Weltausstellung im Lande der Kontraste und der
td unbegrenzten Möglichkeiten, hart an der Grenze der
neuen und neuesten Zivilisation, die vor allem an

Größe und Massenwirkung alles bisher Dagewesene über-
treffen und in den Schatten stellen mußte, um das Staunen

und die Begeisterung der Amerikaner zu erwecken — eine
Riesenanlage, von echt amerikanischem Unternehmungsgeiste
geplant und durchgeführt: auf der Fläche eines ausgerodeten
Parks ein Komplex von
acht Riesenbauten*) und
ringsherum eine unab¬
sehbare Menge der ver¬
schiedensten Gebäude
von Staaten, Sonderaus¬
stellungen u.s.w.— und
die acht Paläste, von
denen jeder als ein das
Ganze beherrschendes
Hauptgebäude für eine
unsrer Ausstellungen, wie
die Berliner Gewerbeaus¬
stellung von 1896, aus¬
reichen würde, an einem
Fächersystem breiter
Straßen gleichfarbig und
gleichförmig, wie die Häu¬
serviertel einer Millionen¬
stadt, nebeneinanderge-
stellt und verkleidet — mit den Säulenordnungen griechischer
Tempel und römischer Paläste! Ist es nicht ein riesenhaftes
plastisches Kulturbild der Neuen Welt, ein treues Spiegelbild
amerikanischer Entwicklungsweise, voll kühner Gedanken und
schrankenloser Tatkraft, voll harter Gegensätze und verblüffen-
der Eigenart? ein Skyscraper von Weltausstellung?
Fremdartig und brutal, wie die Wolkenkratzer New Yorks




Grundrisse des Deutschen Hauses.

*) Vergl. den Lageplan und die Abbildungen einiger Bauten der Welt-
ausstellung in St. Louis in Heft 7 vor. Jahrg. unsrer Rundschau. Die Red.

Treppenhaus im Deutschen Hause.

Copyright by Louisiana Purchase Exposition Company.

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