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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 8
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Mühlke, Karl: Haustüren und Tore der nordischen Wasserkante
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0067

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1Q05

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 8

(26) Portal und Freitreppe am Ochsenmarkt in Groningen.


Haustüren und Tore der nordischen Wasserkante.

Studie vom Geheimen Baurat K. Mühlke in Berlin, früher in Schleswig.


n den nachfolgenden Ausführungen ist der Versuch
gemacht, an der Hand erhaltener Beispiele von Haus-
türen und Toren der Landschaften der nordischen

Wasserkante die Entwicklung dieses wichtigen Hausteiles von
den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart zu verfolgen.

Wenn die betreffenden Beispiele auch kaum bis in das
spätere Mittelalter zurückreichen, so weisen dieselben doch
vielfach Einrichtungen auf, deren altertümliche Formen Beweis
dafür sind, daß sie sich von alters her in nahezu unveränderter
Gestalt erhalten haben. Auffällig ist dabei, daß in den ein-
zelnen Landschaften der Küstengebiete in räumlich weit ent-
fernten Ortschaften ähnliche


(6) Tür eines Fischerhauses
am Süderholm (Schleswig).

Bauweisen sich vorfinden.
Derartige Übereinstimmungen
können auch ohne gegenseitige
Beeinflussung aus der gleichen
Zweckbestimmung sich ent-
wickelt haben. Anderseits ist
es aber nicht ausgeschlossen,
daß die regen Handelsbeziehun-
gen der Seeschiffahrt treiben-
den Bewohner einzelne Sitten
und Gebräuche verpflanzt
haben.
Die Eingangstür ist der-
jenige Teil des Hauses, welcher
schon in frühesten Zeiten mit
besonderer Liebe und Sorgfalt
ausgestattet zu werden pflegte.
Diente sie doch mannigfaltigen
Zwecken und fällt sie dem
dem Hause sich nähernden Be-
schauer von allen Einzelheiten
des Baues zunächst und am

deutlichsten in die Augen. Sie ist der Schutz und Schirm des
Hauses, wenn sich der Feind naht und soll letzterem den Zu-
gang wehren. Den Freund, den Hausgenossen und das Mitglied
der Sippe soll sie zum Eintritt einladen und sich ihm öffnen.
In den ältesten Zeiten muß in den einsam gelegenen Höfen
der Nordländer, in den Tälern Skandinaviens, der erstere Zweck
noch die Hauptrolle gespielt und die Haustür tatsächlich als
Schutz und Schirm gegen den Angreifer gedient haben. So
schildert Prof. Lund in seinem Werke: »Das tägliche Leben
in Skandinavien während des sechzehnten Jahrhunderts«, daß
die niedrige Türöffnung, welche nur in gebückter Haltung
und bei der

hohen Lage der
Schwelle nur
mit gehobenem
Bein betreten
werden konnte,
eigens so un-
bequem ange-
legtworden sei,
um einen ge-
fährlichen Ein-
dringling beim
Eingang wehr-
loser gegen die
Waffen der Ver-
teidigung zu
machen. Die
Türwand selbst
wurde aus we-
nigen, womög-
lich nur aus
einer starken,
mit Eisen-

(7) Altes Schulhaus in der Burgstraße zu Meldorf.


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