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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 5
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Hasak, Max: Das neue Kaiser Friedrich-Museum in Berlin, [2]
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Brauchitsch, Ernst von: Bilder aus Mansfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0048

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 5

Egressus de
pisale heißt
der Gang,
welcher aus
diesem
Schlafsaal in
das »balnea-
torium« und
den »lavandi
locus« führt.
Ebenso
schreibt der
Tegernseeer
Mönch
Froumund
in seinen
Boethius-
glossen (10.
Jahrhun¬
dert) : »Epy-
caustariumi.
pisale«. Auch
in den lan-
gobardi-
schen Bau-
gesetzen fin-
det sich
dieses Wort
in der Form
von pisilis.
»Si vero fur-
no in pisile
cum cacca-
bos fecerit«
[Wenn er
aberdieHei-
zung im Pisil mit Töpfen (?) machte]. Es handelt sich ersichtlich um die
Bekleidung der Unterteile der Wände mit Hohlsteinen, da die Preise bis
zur Verwendung von 1000 Stück festgesetzt werden. Und so heißt dieses
Wort denn von zahlreichen andern Belegstellen abgesehen im Gudrunliede
Phiesel, »du muost nun phiesel eiten und muost schüren selbe die brende«
befiehlt die schlimme Gerlint der armen Gudrun, als diese sich weigert
dem Sohne jener die Hand zu reichen:
du muost üf den sne
und muost diu kleider waschen
in den küelen winden,
so du dich dicke gerne in dem phieselgademe
liezest finden.«
Ich habe dann meine Beobachtungen bestätigt gefunden in dem vor-
züglichen Werke des Geheimen Baurates Jacobi, des verdienten Wieder-
herstellers der Saalburg: »Das Römerkastell Saalburg bei Homburg vor
der Höhe, 1897 .
Dieses Buch übertrifft bei weitem alle Werke über das Leben der
Römer, die bisher aus gelehrter Feder geflossen sind. Ich kann es den
Kollegen gar nicht angelegentlich genug empfehlen.
Auch die Abhandlung des Ingenieurs Otto Krell sen. (»Altrömische
Heizungen, Verlag von Oldenbourg« [vergl. Bücherbesprechung Jahrgang
1903, Heft 4]), welche zwei andre Arten der römischen Heizung erschließt,
die Beheizung der Räume durch Hineinstellen von Kohlenpfannen in die-
selben und durch Wasserkessel, kann nicht warm genug empfohlen werden.
Man sieht dann auch, welch neues Erkennen die Techniker in Gebiete
hineintra¬
gen, die man
als ureigen-
ste der rei-
nen Wissen-
schaft be-
trachtet und
von dieser
für völlig
durchforscht
und aufge-
klärt hält.
Doch zu-
rückzurFuß-
boden-
heizung.
Auch in der
Marienburg
hat sich eine
ähnliche
Heizung er-
halten. Da-
selbst wer-
den große
Granitfind-
linge
glühend ge-
macht und
die warme
Luft wird
oben in dem
zu behei-
zenden Saal
durch Fuß-
6. Detail vom Sakramentshäuschen in der Schloßkirche zu Mansfeld. bodenöff-


5. Sakramentshäuschen in der Schloßkirche zu Mansfeld.



nungen, die mit
Metalldeckeln
verschlossen
sind, eingeführt.
Ob in den
Bädern die Fuß-
böden so dünn
waren, daß die
Wärme durch
dieselben hin-
durchdrang,
bleibt fraglich.
Nach Krell ge-
schah deren Be-
heizung durch
Kessel mit
heißem Wasser.
M. Hasah.


Bilder
aus
Mansfeld.
Von
E. v. Brauchitsch.
Die Burg
Mansfeld im
Siidharz, nord-
westlich von Eis-


7. Altan am goldenen Saal« vom Schloß zu Mansfeld.

leben, war im 16. Jahrhundert eine der größten und gewaltigsten des
Reiches, wurde aber im Dreißigjährigen Kriege geschleift und im
18. Jahrhundert planmäßig zerstört. Von der alten Herrlichkeit der von
gemeinsamer Befestigung umgeben gewesenen drei Schlösser der drei
gräflichen Linien ist wenig mehr zu sehen, und doch enthalten auch die
spärlichen Reste noch manche schöne und für den Architekten sehens-
werte Einzelheit. So ist in einer malerischen Ecke der alten Burgmauer
ein Treppenturm leidlich erhalten (Abb. 1), an welchem die Tür mit dem
fein und reich gezeichneten Gewände und dem für Mansfeld charakteri-
stischen Gardinenbogen des Sturzes großen Reiz besitzt. Der darüber
sichtbare Grabstein des Grafen Albrecht (f 1560) ist natürlich erst im
18. Jahrhundert dorthin verbracht, aber er erhöht jetzt die Stimmung des
Platzes durch seine ernste Würde.
Die Tür eines andern Befestigungsturmes (Abb. 2) trägt in der Kehle
des Rundbogens in wunderlichem Scherzando Weinkanne, Schlauch, Kegel
und Kugeln, ein musizierendes Schwein und einen Spielmann, darüber
das zertrümmerte Wappen von Hoier Graf und Herr zu Mansfeld
1518«.

In der Front des an Stelle der alten Burg »Vorderort« befindlichen
modernen Schloßbaues sind zwei Portale von ähnlichem feuchtfröhlichen

Charakter wie das vorige erhalten. Das eine zeigt in dem Rundbogen
einen gewaltig beleibten Bacchus Deus Vini zwischen Weinreben und ge-
flügelten Putten, das andre (Abb. 3) in mehr als realistischer Darstellung
eine Gruppe zechender und bezechter Landsknechte.
Fast vollkommen erhalten ist allein die Schloßkirche, ein stattlicher

gotischer Bau
des 15. Jahrhun-
derts, der frei-
stehend nur an
der Westseite
mit dem Schloß-
bau verbunden
ist.
Das Innere
ist ein einschiffi-
ger Hallenbau
von drei mit
Kreuzgewölben
überspannten
Jochen und Chor-
abschluß im hal-
ben Achteck. Aus
der Abbildung 4
ist ersichtlich,
wie die einfache
Halle durch die
eingebauten Em-
poren gegliedert
und belebt ist.
Das Gestühl ist
moderne Arbeit.
Einen ganz her-
vorragend künst¬
lerischen
Schmuck besitzt
die Kapelle in
dem holzge-
schnitzten Sakra-
mentshäuschen
in den


8. Tür der Lutherschule zu Mansfeld.

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