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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0026

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2



Friedhofkapelle in Architekt:
Deuben bei Dresden. Fritz Reuter in Dresden.


bezogen. Die beiden nach dem Garten gelegenen Fassaden (Süd- und Ost-
seite) bilden die Hauptfronten, während die West- und Nordseite, nach der
Straße und dem Nachbaranwesen gerichtet, eine einfachere Durchbildung
erfuhren. Auch bei der Gestaltung des Grundrisses wurden die Haupträume
für Wohn- und Gesellschaftszwecke an die Seiten gegen den Garten gelegt
und durch vorgelegte Terrassen mit demselben in architektonische Ver-
bindung gebracht. Die Verteilung der einzelnen Räume geht aus den bei-
gegebenen Grundrissen des Erd- und I. Obergeschosses hervor. Das Keller-
geschoß enthält außer den eigentlichen Kellerräumen den Kesselraum für
die Niederdruckdampfheizung; ein hydraulischer Personenaufzug geht vom
Keller- bis zum Dachgeschoß, das die Dienstboten-, Fremdenzimmer und
den Speicher enthält. Eine besonders gediegene Ausstattung erhielten
die Räume des Erdgeschosses: eichene Türgestelle, eichene Decke und Wand-
täfelung im Speisezimmer, stuckierte Gewölbedecke in der Diele u. s. w. Das
Haus hat Wasserleitung in allen Stockwerken, sowie elektrische und Gas-
beleuchtung. Das Äußere zeigt die Formen des bürgerlichen Barockbaues
und wirkt hauptsächlich durch malerische Gruppierung der Baumassen. Das
Mauerwerk ist in Backsteinen hergestellt und verputzt, die durchbrochenen
Terrassenbrüstungen, Terrassenmauern und Geländerpfosten sind aus Stampf-
beton gefertigt und das Dach mit einfachen Ziegelplatten doppelt eingedeckt.
Die Kosten, ausschließlich des Platzes, betrugen rund 110000 Mark.
Tafel 14. Turnhalle in Arzberg (Oberfranken). Architekt:
Carl Bräutigam in Nürnberg.
Die Turnhalle wurde vom Turnverein Arzberg in Oberfranken erbaut.
Die Umfassungswände sind aus Backstein und verputzt ohne jegliche Ver-
wendung von Haustein. Der Sockel ist aus Granit, der Dachstuhl aus Eisen.
Die Turnhalle enthält außer dem Vereinszimmer nebst Nebenräumen im
I. Stock eine 2 m breite Galerie, sowie zwei Zimmer als Wohnung für einen
Hausmeister. Eine Kegelbahn ist in der Turnhalle derartig untergebracht,
daß die Garderobe als Kegelstube dienen kann. Die Kegelbahn liegt an
der Langseite der Halle, 20 cm tiefer als der Hallenboden und wird bei
Nichtbenützung durch einen Klappdeckel bedeckt. In sämtlichen Räumen
ist eine Warmwasserheizung eingerichtet. Die Baukosten beliefen sich auf
28 000 Mark ohne innere Einrichtung und Heizanlagen.
Tafel 15. Wohnhaus von Behnke & Zschache in Karls-
ruhe. Architekt: Professor H. Billing in Karlsruhe.
Der in der Hirschstraße gelegene Bau ist im wesentlichen Backstein-
mauerwerk. Nur das Erdgeschoß erhielt eine Vormauerung aus rauhen
grünlichen Bruchsteinen. Die darüber liegenden Flächen der oberen Ge-
schosse sind verputzt. Erker, Giebel, Fensterumrahmungen u. s.w. bestehen
aus geschliffenen grünlichen Sandsteinen, die sich gegen den weißen Putz-
ton wirkungsvoll abheben. Einzelne Zierglieder sind vergoldet. Das Holz-
rahmenwerk der Fenster und die Türe sind in sattem Blau gestrichen.
Das Dach ist mit Schiefer eingedeckt. In die einzelnen Stockwerke ge-
langt man durch eine bequeme eichene Podesttreppe. Die Inneneinteilung
zeigen die nebenstehenden Grundrisse. Die Ausschmückung der Räume
entspricht dem Äußeren. Die Baukosten betrugen 35000 Mk.
Tafel 16. Grabmal des Herrn Konsul Herrn. Fränkel auf
dem israelitischen Friedhof in Neu-Weißensee bei Berlin.
Architekten: Erdmann & Spindler in Berlin.
Textblatt. (S. 9, 12 und 16.) Entwürfe zu einem Mauso-
leum für Herrn Dr. Naumann in Königsbrück bei Dresden.
Architekt: Hermann Thüme in Dresden.
In einem Wettbewerb unter den Mitgliedern des Dresdener Archi-
tektenvereins kam der auf S. 9 und 16 wiedergegebene Entwurf in die engste
Wahl, die Variante auf S. 12 erhielt einen ersten Preis und wurde zur Aus-
führung bestimmt. Das Mausoleum, mit Platz für sechs Särge, ist auf dem
früheren Friedhöfe an der Kirche zu Königsbrück an dessen Grenzmauer
errichtet und der bis dahin ganz schmucklose, aber mit einzelnen Bäumen
bestandene Platz gärtnerisch dem Denkmal entsprechend neu gestaltet.
Gewünscht war möglichst strenge, an die Antike anlehnende Form unter
Vermeidung reicheren ornamentalen Schmuckes. Für die Ausführung
standen 30000 Mk. zur Verfügung. - Bei dem ausgeführten Entwurf ist
der Aufbau in hartem Sandstein, die Kuppel in Eisenkonstruktion mit
Kupfereindeckung und das Innere in Stuckputz, Sockel und Treppen sind aus
hellem Marmor hergestellt, die Bänke in den Nischen in Eichenholz geschnitzt.
Die Eingangspforte zeigt reiche Schmiedearbeit. Die Särge werden mit

einfacher Vorrichtung in die durch eine
aufziehbare eiserne Treppe zugängliche
Gruft hinabgelassen. Die Beleuchtung
ist durch Verlegung der Fenster in den
Kuppeltambour wesentlich wirkungs¬
voller geworden. Bei dem andern
Entwurf waren Sockel, Stufen und Bänke
aus fein gestocktem Granit, der Aufbau
und die Kuppel aus gelblichem Sand¬
stein gedacht, die Kränze mit Palmen¬
zweigen aus Bronze und die Tür aus
Schmiedeeisen. Im Innern sollten die
Wände unten mit Pavonazzomarmor
verkleidet, in der Altarnische mit Glas¬
mosaik belegt und die Kuppel bemalt
werden.
Textblatt. (S. 9.) Eingangs¬
turm des Stadtgottesackers zu
Halle a. d. Saale.
Die ein unregelmäßiges Viereck
umschließenden 94 Grabbögen dieser
für Norddeutschland wohl einzigartigen
Camposantoanlage, entstanden von 1558
bis 1594. Die Veranlassung zur Ver¬
legung der Begräbnisplätze aus der
Mitte der Stadt von den Kirchen auf
das jetzige Terrain hatte Kardinal
Albrecht schon 1529 gegeben, doch
erst 1558 gab Nickel Hofmann, Bau-
meister auch der Marienkirche in Halle, durch Erbauung des ersten Grab-
gewölbes den Grundzug für die ganze Anlage an. Die Zwickelornamente
der Schwibbögen zeigen die ganze Stufenfolge ornamentaler Entwicklung
von der frühen Renaissance bis zu ihrem Niedergang.
Grabbogen ebenda (S. 10), mit Steinmetzzeichen N H (Nickel
Hofmann).
Das schöne Gitter ist am Schloß datiert 1741; es fehlt ihm aber zur
richtigen Wirkung der untere Teil, der infolge der neuerdings vorge-
nommenen Erhöhung des Terrains ebenso wie etwa ein Drittel der Pfeiler
im Boden verschwindet.
Textblatt. (S. 11.) Kolumbarium auf dem Friedhof zu Mann-
heim, entworfen und ausgeführt von Professor W. Manchot
in Frankfurt a. M.
Neuerdings werden, wenn auch noch vereinzelt, Kolumbarien als Ruhe-
stätten einzelner Familien errichtet. Eine kostbare Ausführung dieser Art
ist das auf S. 11 dargestellte Kolumbarium auf dem Friedhof in Mannheim.
Es bildet einen Rundtempel korinthischer Ordnung, dessen Hauptgesims
mit Dach von acht Säulen getragen wird. Das Gebäude ist einschließlich
Dach und Laternenaufsatz massiv aus feinkörnigem gelblich weißem Sand-
stein ausgeführt. Die Eingangstür und die beiden Vierfüße auf den Treppen-
wangen sind aus Bronze hergestellt. Das Innere bildet einen kuppelförmig
überwölbten Raum, der, der äußeren Säulenstellung entsprechend, durch
acht ionische Pilaster gegliedert ist. Der Eingangstür gegenüber befindet
sich eine größere, mit einem lebensgroßen Friedensengel aus weißem
Marmor geschmückte Nische. In den übrigen Feldern sind 48 Nischen
zur Aufnahme der bronzenen Aschenurnen angeordnet. Die Kuppel ist
durch aufsteigende Palmzweige, der Pilasterteilung entsprechend, in Felder
geteilt. Der Raum ist durch ein farbig gedämpftes Oberlicht erleuchtet,
das in Verbindung mit der fein abgewogenen Architektur dem Raume
eine ernste und feierliche Stimmung verleiht. Die Baukosten beliefen sich
(ohne die Marmorfigur) auf rund 36000 Mk.
Textblatt. (S. 12.) Entwurf zu einem Krematorium. Archi-
tekt: Professor A. Stürzenacker in Karlsruhe.
Von einigen im Auftrage des Feuerbestattungsvereins Karlsruhe und
der Stadtverwaltung 1902 ausgearbeiteten Entwürfen für ein billiges Krema-
torium wurde der reichere, im Äußeren etwas malerischer gestaltete nicht
ausgeführt. Im Grundriß ist der Kapellenraum mit Platz für den Geistlichen
und für das Harmonium vereinigt; zu beiden Seiten des Chores liegen
Nebenräume, für den Geistlichen und für die leidtragenden Verwandten vor
und nach der Feierlichkeit. Vor der Kanzel ist die Versenkung, durch die
der Sarg in den
unter dem Kapel¬
lenraum gelegenen
Verbrennungsraum
hinabsinkt.
Das Äußere ist
in dem heimischen
roten Bruchstein¬
mauerwerk ausge¬
führt gedacht in
spätromanischen
Formen, das Innere
mit reicher Bema¬
lung romanischen
Sinnes. Einfachheit
in den Formen, Ab¬
wechslung in dem
Aufbau des Äuße¬
ren und in den
Farben waren die
leitenden Gedanken
für den Entwurf.
A. Stiirzenacker.



Landhaus des Herrn Dr. May in München.
Architekt:
Professor Karl Hocheder in München.


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