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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 6
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Gurlitt, Cornelius: Eine Künstlerreise aus dem 17. Jahrhundert: Josef Furttenbachs Studienreise nach Italien (etwa 1613-1623)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0054

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 6

Villa Paradiso bei Genua.


dem Triumphbogen besondere Aufmerksamkeit schenkte,
wie auch jenem zu Fano und Rimini, und dann nach
Ravenna. Hier huldigte er Dante an dessen Grab bei
S. Francesco, und besichtigte die alten Mosaiken im Dom,
die Säulenreihen von S. Apollinare, die Inkrustation von
S. Vitale, mit beachtenswertem Stilgefühl für die »Grie-
chische Weiß«.
In Bologna beschäftigen ihn die prächtigen Intarsien
der Chorstühle von S. Dominico und S. Michele in Bosco,
das figurenreiche Grab des heiligen Dominikus mehr als
die Werke der großen Architekten. Von hier ging er über
Modena, Parma, Piacenza zurück nach Genua:
»Wer kan von Genua das Lob
Genugsam aussprechen? Die liegt ob
Viel andern Stätten weit vnd breit,
Beherrscht Liguriam mit bescheidt,
Die Architektur ist da gewaltig,
Zu contemplirn manigfaltig:
Die Landschafft drumb ist sicherlich
Zu glauben vom Paradiß ein strich.«
Damals wurden noch auf der Strada nuova, durch die
sich jetzt der großstädtische Verkehr wälzt, Ritterspiele von
kostbar gekleideten Herren abgehalten, »da wurden von beeden
Seitten Altanen oder Gerüster gemacht, darob die vornembsten
Herren wie auch das Frauenzimmer saßen und wurde der
mittlere Laufgraben mit Sand beschüt«.
Mit wahrer Begeisterung spricht Furttenbach von dem
Palast des Carlo Doria, der etwa vor 70 Jahren, also um
1557 für einen »vom Adel den man Monarcho nennen thäte,«
gebaut worden wäre, »der sich aber also dermit vertiefft, daß
sein Beutel zu schwach worden; hernach ist solcher Baw vom
Principe Andrea D’oria erkaufft vnd seinem Sohn Don Carlo
D’oria eingehendigt worden«. Man habe die Baukosten auf
sieben Tonnen Goldes geschätzt. Es handelt sich hier un-
verkennbar um das jetzige Municipio, dessen Entwurf meist
dem Luragho zugeschrieben wird. Da nun letzterer erst

nach 1572 nach Genua gekommen sein dürfte, 1557 aber noch
vorzugsweise Alessi in Genua wirkte, so wird es zweifel-
haft, ob nicht dieser, oder wie Quatremere de Quincy will,
Tibaldi den Bau schuf, Luragho aber nur der Vollender
desselben war. Die Grotte des Palazzo Grimaldi nennt Furtten-
bach »eine von den Principal Grotto so in Italia seindt;« den
Palazzo Spinola rühmt er wegen seiner glänzenden Bemalung
an Fassade und Hof — er scheint die heutige Präfektur zu
meinen, an deren Mauern es an Spuren von bildlichen Dar-
stellungen nicht fehlt. Er sah aber auch schon damals alte
Paläste niederreißen, so einen, den »der fürtreffliche Mahler
Cambiaso« vor 80 Jahren (also um 1547) gemalt bei
S. Luca, und sah mit Staunen das ganze 36 Palmen in der
Vierung messende bemalte Gewölb eines Saales »außheben
vnd vnverbrochen wol 20 Schritt weit in ein ander newes
Zimmer führen allda widerumben auffsetzen«. »Ingleichen


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Lust- und Tiergarten nach dem Entwurf Furttenbachs.

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