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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 7
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Süddeutsche Schulbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0059

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

Wettbewerbentwurf für eine Primarschulhausgruppe in Solothurn. Preis 1 b. •- Architekten: Bischoff & Weideli in Karlsruhe,
Ansicht von Süden.


Süddeutsche
ie reichhaltige Zusammenstellung von Plänen
und Modellen zu städtischen Schulen aller Art
auf der Deutschen Städteausstellung 1903 gab
beredtes Zeugnis von der hervorragenden opfer-
freudigen Berücksichtigung, deren das Schul¬
bauwesen sich in jüngster Zeit erfreut Wohl mag in manchem
älteren Besucher bei der Betrachtung ganz unwillkürlich eine
Erinnerung an die noch gar nicht so weit zurückliegende Zeit
aufgestiegen sein, wo weitaus die meisten, auch höheren
Schulen in Gebäuden untergebracht waren, die, ursprünglich
zu ganz andern Zwecken errichtet und mit möglichst wenig
Kosten notdürftig zur Schule umgemodelt, sich von den
Kasernen, Gefängnissen und Armenhäusern jener Zeit nur
wenig oder gar nicht unterschieden. Und daraus mögen
leise, aber wohlberechtigte Zweifel hervorgegangen sein, ob
nicht hier und da in der aufwendigen Ausstattung einiger
neuer Schulpaläste doch zu viel geschehen und auch das liebe
Steckenpferd der Schulhygiene schon mehr als einmal über
die Grenzen hinausgaloppiert sei, welche nach Pettenkofers
eigenem Ausspruch dadurch gezogen sind, daß man bei aller
Hygiene doch leben können müsse, d. h. also hier, wo die
theoretische Hygiene mit praktischen und wirtschaftlichen Rück-
sichten in Widerspruch gerät.
Aber trotz mancher Auswüchse, trotz der offenbaren Un-
gleichheit der mitwirkenden Kräfte wie des derzeitigen Ent-
wicklungsstandes, ließ das Gesamtbild den Fachmann doch
die frohe Zuversicht gewinnen, daß der Bann gebrochen ist,
in dem das Schulbauwesen so lange befangen war, daß man in
Zukunft nicht mehr »das« den »bewährtesten Regeln und
Grundsätzen entsprechende« Normalschulhaus, den be-
rüchtigten »öden Kasten« in endlosen Wiederholungen bauen
wird, bei denen der Unterschied zwischen besserer und ge-
ringerer Durchbildung, zwischen Volks-, Bürger- und höheren
Schulen nur in der Menge angeklebter Pilaster und Säulen
und ähnlicher schönen Sachen bestand, sondern ein Schul-
haus, das den besondern örtlichen Verhältnissen und son-
stigen Ansprüchen in der für den gegebenen Fall bestmög-
lichen Weise Rechnung tragen und so gleichsam als ein
lebendiges Wesen seine eigene Sprache zu uns reden soll.
Diese selbständige Entwicklung wird durch die zunehmende
Erkenntnis gefördert, daß auch die eine Zeitlang als uner-


Schulbauten.

schütterlich feststehend betrachteten Normalgrundsätze über
Grundrißanordnung u. s. w. keineswegs unabänderlich sind
und von Fall zu Fall eine wohldurchdachte Abwägung und
Ausgleichung mit Zweckmäßigkeitsrücksichten der verschieden-
sten Art erfahren müssen, wenn nicht starrer Schematismus
entstehen soll. Ist man doch sogar in den überaus wichtigen
Fragen der Fensterrichtung und der ein- oder zweibündigen
(ein- oder beiderseitigen) Anordnung der Klassen an den
Fluren an verschiedenen Orten mit mustergültigem Schulbau-
wesen grundverschiedener Ansicht.
Außerdem haben aber die mannigfachen neuzeitlichen An-
forderungen eine die von Fall zu Fall wechselnde Gesamtan-
ordnung außerordentlich begünstigende Bereicherung des Bau-
programms gebracht, das jetzt neben den früher auch nur





Wettbewerbentwurf für das
Schulgebäude in Rottweil.


Architekten: Theodor Veii und
Hermann Weigle in München.

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