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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 21.1905

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Heft 11
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Herrschaftliches Gutshaus in Selchow, Neumark: Architekt: Carl Zetzsche in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.44852#0096

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1905

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 11


Gutshaus in Selchow. Architekt: Carl Zetzsche
4. Handskizze der Diele. in Berlin.
Gobelintapete bekleidet. Die kräftig profilirte Holzdecke ist hellgebeizt.
Die Wandpfeiler in der Mitte sind mit hohen Spiegeln geschmückt und
von kleinen Eckschränken flankiert. Das Aufträgen der mit dem Aufzug
aus der Küche heraufkommenden Speisen erfolgt von der Anrichte aus,
das Abtragen durch die andre Tür nach dem Büfettraum. Nach Aufhebung
der Tafel und während des Tanzes bietet die mit Holzdecke in Tonnen-
form und mit hoher Linkrustawandbekleidung versehene, mit Gehörnen
geschmückte Schenke eine gemütliche Ecke mit direktem Ausgang nach der
Diele. Letztere hat durch den offenen Durchgang zur Vorhalle und die Öffnun-
gen nach der Schenke eine große Weiträumigkeit und Behaglichkeit erhalten.
Für die näheren Freunde des Hauses öffnet sich auf der andern
Seite der Zugang zu den Zimmern des Herrn und der Hausfrau, mit der
vor letzteres vorgelegten ganz mit Schiebefenstern zu öffnenden Glashalle.
Die Familie wie die Besucher bewegen sich also fortgesetzt in ge-
schlossener Zimmerfolge und angesichts des Parkes und die Dienerschaft
gelangt zu sämtlichen Gesellschaftsräumen auf kürzestem Wege, ohne
unnötig durch andre durchgehen zu müssen, da sie vom Untergeschoß
aus auch den zweiten Aufgang nach dem Flur benutzen kann, welcher die
deutliche Trennung der Schlafzimmer von den Empfangsräumen bildet. — Die
Anordnung hat sich bestens bewährt Der Eindruck der Weiträumigkeit
und vornehmen Behaglichkeit ist noch wesentlich dadurch gesteigert, daß


Gutshaus in Selchow.
5. Südwestfront.

Architekt: Carl Zetzsche
in Berlin.

sämtliche Türen des Sa-
lons und des Speisesaals
mit Messingverglasung
in leuchtenden Farben
versehen sind.
Die Trennung in
f ürRepräsentations- und
für Familienzwecke be-
stimmte Räume ist auch
bei den Fremdenzim-
mern im Obergeschoß
durchgeführt. Über den
Gesellschaftsräumen
liegen um die durch
das große Fenster im
Türmchen der Parkseite
hellerleuchtete Diele


herum, vom Haupttreppenhaus zugänglich, drei Giebelzimmer mit anstoßen-
den Kammern für vornehme Gäste.
Von diesen seltener benutzten Gastzimmern getrennt durch die Boden-
räume und von der Wohnung im Erdgeschoß aus über die zweite Treppe
zugänglich liegt eine größere Anzahl von Zimmern verschiedener Größe,
für den längeren Aufenthalt Familienangehöriger wie für vorübergehenden
Besuch, von denen ein Teil später für die heranwachsenden Kinder u. s. w.
benutzt werden wird. Ein Klosett ist an dem Verbindungsflur zwischen
den beiden Gruppen eingebaut. Im Obergeschoß liegen alle Fußböden
auf gleicher Höhe, da die Höhenunterschiede des Erdgeschoßfußbodens
durch geringere lichte Höhen der hoch unterkellerten Wohn- und Schlaf-
zimmer ausgeglichen sind. Nur der Fußboden des Trockenbodens über
dem Speisesaale liegt ca. 1 m höher als die übrigen. Im Äußern ist die
Trennung der Raumgruppen an der Zweiteilung des Daches erkennbar. —
Die Bestimmung der Räume im Untergeschoß zeigt der Grundriß. Am Süd-
ostgiebel führt ein Treppenaufgang auf den Wirtschaftshof.
Die Beheizung erfolgt durch Niederdruckdampfheizung. Das Spiel-
zimmer, die Damengarderobe und die drei Giebelzimmer an der Haupttreppe


7. Grundrisse des Gutshauses in Selchow.


im Obergeschoß haben Öfen. Im Herrenzimmer ist außer der Zentralheizung
ein großer tiefblauer Kachelofen mit offenem Kaminfeuer aufgestellt. Die
innere Ausstattung mit eichenen Parkett- und Stabfußböden, sowie sämtliche
Tischler-, Maler-, Glaser-, Kunstschmiede-, Tapezierer- und Stuckarbeiten sind
von Berliner Handwerkern nach Entwurf des Architekten ausgeführt worden.
 
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