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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1991

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Rexa, Daniel: K problematike stredovekých iluminovaných rukopisov na Slovensku
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https://doi.org/10.11588/diglit.51720#0202

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Zur Problematik der mittelalterlichen illuminierten Handschriften in der Slowakei

Der Beitrag ist im gewissen Sinne eine Einführung in die
Problematik des Studiums der Buchmalerei, bzw. der mittelal-
terlichen illuminierten Handschriften, der bisher in der slowakis-
chen kunstwissenschaftlichen Forschung nicht die gebührende
Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das Formulieren der Ziele
und Aufgaben der Kodikologie, deren Grundlagen A. Dain
legte, berührte wesentlich Philologie, Paläographie, Textologie,
Musikwissenschaft und andere Wissenschaften, die sich mit dem
Studium mittelalterlicher Handschriften beschäftigen. Sie griff
auch in die kunsthistorische Disziplin ein, als durch das Postu-
lieren der Notwendigkeit eines komplexen Herangehens an die
Handschriften, in unserem Falle der illuminierten, die Buchillu-
mination in den Organismus der Handschrift zurückkehrte. Zu
diesem Trend trug auch die Entwicklung der kunsthistorischen
Forschung selbst bei, in der die Buchillumination aus dem
Schatten der Monumentalmalerei heraustrat.
Grundlage eines modernen Herangehens an jede Han-
dschrift ist die Prämisse, daß sie ein Komplex gegenseitig aufei-
nander formal und inhaltlich bezogener Teile ist, die von äuße-
ren Umständen bestimmt sind (Funktion der Handschrift, Pro-
venienz, Auftraggeber u.s.w.), zugleich sich gegenseitig bedingen
und beeinflussen und von der Einmaligkeit des Ganzen, dem
handgeschriebenen Buch, an sich untrennbar sind. Ein Teil von
ihnen ist dabei nur an diese Art der Quelle gebunden. Aus
solchem Gesichtswinkel ist die illuminierte Handschrift Gegen-
stand der interdisziplinären Forschung. In welchem Maß die
einzelnen Wissenschaftsdisziplinen in ihr angewendet werden,
hängt vom Aussagewert der einzelnen Teile der Handschrift

oder der Handschriftensammlung ab. Eine solche komplexe
Sicht, die sich in der jüngsten Inventarisierungspraxis durch-
setzt, beschleunigte auch ein Vordringen der Informatik in die
Handschriftenforschung.
Für die Kunstgeschichte bedeutete dieses Herangehen eine
Erweiterung des eigentlichen Interesses vom Herauslösen der
Buchmalerei auf die bildkünstlerische Seite des Buches im gan-
zen Umfang und in allen ihren Erscheinungen. Forschungsge-
genstand sind somit nicht nur prunkvoll ausgestattete Hand-
schriften, sondern auch schlichter gestaltete Handschriften. Die
bildkünstlerische Seite eines Buches umfaßt das Spektrum von
Form, Format, Art der Komposition des Schriebstoffes, Kalli-
graphie der Buchstaben, Buchschmuck bis zum Bucheinband.
Den Schluß des Beitrages bildet eine kurze Zusammenfassung
der Ergebnisse der slowakischen Kunstwissenschaft und Kodi-
kologie. Die kodikologische Forschung erbrachte in den 80-er
Jahren eine große Inventarisierungsarbeit der mittelalterlichen
Handschriften und Inkunabeln (Anm. 29 und 31). Der fragmen-
tarische Charakter des Handschriftenfundus in der Slowakei
begrenzt im beträchtlichen Maße unsere Möglichkeiten zur Be-
stimmung einer etwaigen heimischen Illuminatorenproduktion
zu gelangen. Einer der Wege zu ihrer Erfassung ist der gründli-
che Vergleich mit der mitteleuropäischen Handschriftenproduk-
tion, die tw. eine Antwort auf die Fragen geben kann, wie etwa
auf die Frage der Beziehungen zwischen Zentrum und Periphe-
rie.
Deutsch von Kuno Schumacher

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