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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kimmig, Wolfgang: Zur Frage der Rössener Kultur am südlichen Oberrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0066

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W. Kimmig

Herblingen ZAK a. a. O. Taf. 32, 1—12; Schötz I und Burgäschi-Ost, v. Gon-
zenbach a. a. O. Taf. 3). Diese Einstiche sind aber auch das Einzige an Stich-
motiven, die uns in der Bischoffinger Gruppe entgegentreten. Es fehlen ferner
alle Stempel- und Rädchenmuster, die wir sonst untrennbar mit allen Jung-
Rössener Gruppen verbunden fanden. Stroh verweist auch mit Recht auf Ein-
flüsse der Schwieberdinger und Bischheimer Gruppe, die sich vor allem in
den gefüllten Dreiecken zu erkennen geben (vgl. etwa Stroh a. a. O. Taf. 22,
18. 24. 34; 23, 18). In die Augen springend ist jedoch vor allem eine unver-
kennbare Verwandtschaft mit Schussenrieder und Riedschachener Tonware21),
die bei Bischoffingen und Mundolsheim so stark ist, daß man direkt von einer
Oberrheingruppe der Schussenrieder Kultur sprechen könnte. Allerdings, und
dies ist wieder sehr bezeichnend für die Sonderstellung der Gruppe Bischofnn-
gen, fehlt der typische Schussenrieder Henkelkrug vollkommen.
Was die Fundvergesellschaftung anbelangt, so haben nur Achenheim und
Lingolsheim verwertbare Beifunde ergeben. In Lingolsheim gibt es einen Ösen-
henkei der geläufigen Art, mit dem wenig anzufangen ist22). Besser liegen die
Dinge in Achenheim. Hier tritt eine Flasche der Cravancher Art fAbb. 7, 4)
auf23), ferner zahlreiche Topfränder mit jenen feinen, unverzierten Leisten
unter dem Rand, die an Herblingen (ZAK a. a. O. 88 Abb. 10) erinnern.
W. Buttler rechnet auf Grund des Zierstils die Bischoffinger Gruppe zur
Schussenrieder Kultur. R. Forrer möchte an Michelsberger Einflüsse denken.
A. Stroh, vorsichtig wie immer, spricht lediglich von Berührung mit westischer
Kultur, wobei er wohl ebenfalls an Michelsberg denkt.
Wir möchten in der Keramik von Bischoffinger Art eine in ihrer Grund-
substanz gleichfalls Jungrössener Gruppe erkennen, die ähnlich wie die Wau-
wiler Gruppe noch weitgehend ältere Rössener Formen (Kugelbecher) ver-
wertet. Der Zierstil selbst hat noch manche Berührungspunkte mit dem Alt-
rössener Teppichstil, jedoch fehlt ihm dessen Charakteristikum, der Tiefstich,
vollkommen. Unverkenbar ist ein starker Zuschuß von Schussenrieder Zier,
der sich vor allem in der Schraffierung und in den großen, ausgesparten Win-
kelbändern offenbart. Da Henkelkrüge jedoch vollkommen fehlen, scheint hier
der „westische“ bzw. Michelsberger Einfluß wesentlich schwächer als in Schus-
senried selbst. Im übrigen dürfen wir in der Bischoffinger Gruppe das Produkt
einer jener zahlreichen Jungrössener Töpfereien erblicken, die fast jedem Fund-
ort ihr besonderes Gepräge verleihen.
Freiburg Wolfgang Kimmig

21) Z. B. E. v. Troeltsch, Pfahlbauten des Bodensegebietes 140/141; H. Reinerth, Fe-
derseemoor 101 Abb. 37 (hier als jüngeres Aichbühl charakterisiert).
22) Anz. Elsäss. Altertumskde. 13, 1922, 21, Taf. 4, E.
23) Ebenda 16/17, 1925/26, 283 Abb. 183, H.
 
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