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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0131

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Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim

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Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
1. Die Landschaft
Der im ganzen südwest-nordöstlich gerichtete Lauf der Enz bildet bei Pforz-
heim die Grenze zwischen Schwarzwald und Kraichgau. Ihre aus den Schichten
des Muschelkalks auf gebaute, durch junge tektonische Vorgänge scharf heraus-
gehobene nördliche Talwand mit dem 374 m hohen Wartberg, betont für das
Auge diese landschaftliche Grenzlinie.
Nördlich dieser Talkante erstreckt sich eine gewellte Hochfläche *), deren Un-
terlage im wesentlichen die Schichtfläche des oberen Muschelkalks bildet.
Darüber erheben sich, verhältnismäßig ausgedehnt erhalten, die Reste des
nächsthöheren Schichtgliedes, der Lettenkohle. Im Norden und Nordwesten
ragen als Grenzscheide die Waldhöhen des Strombergs auf. Eichelberg und
Aschberg bei Ölbronn stehen als Zeugenberge vor dem stark ausgelappten
Stufenrand des Schilfsandsteins auf dem vom Gipskeuper gebildeten Strom-
bergsockel. Im Westen begrenzen das behandelte Gebiet die steilen Abhänge
gegen das Kämpfelbachtal und den Talfächer bei Stein.
Die wesentlichste Eigenart dieser Hochfläche besteht in ihren hydrographischen
Verhältnissen. In ihre Entwässerung teilen sich das Enz- (O u. SO), das Pfinz-
(W u. SW) und das Saalbachgebiet (N). Die zu letzterem abfließenden Bäche
bei Nußbaum und Ölbronn haben ihren Ursprung in der Lettenkohlengruppe.
Dasselbe gilt für den nach Osten abfließenden Erlenbach. Dieser schließt sich
aus einem stark verzweigten Quellfächer im Raum von Bauschlott — Dürrn
bei Otisheim zusammen, um nach kurzem Lauf nahe Mühlacker in die Enz zu
münden.
Diese verhältnismäßig dichten Abflüsse verschleiern jedoch insofern das wahre
Bild der Entwässerung, als sie nur das der Muschelkalkplatte aufgesetzte
Stockwerk der Lettenkohlengesteine entwässern. In ganz anderer Form voll-
zieht sich die Entwässerung der Muschelkalkplatte zum Enz- und Pfinzgebiet
hin. Der Enz fließen zwischen Pforzheim und Mühlacker — vom Erlenbach ab-
gesehen — nur drei kurze, steil eingerissene Bachläufe zu, der Rennbach und
Igelsbach bei Eutingen und der Ortsbach bei Enzberg. Im Pfinzgebiet aber be-
gegnen wir starken Quellen erst nahe der Talsohle des Kämpfelbachs bei
Ispringen, sowie bei Eisingen und Stein. Es sind Karstquellen, die unterirdisch
das Wasser der Muschelkalkfläche abführen.
Die Ursache für diese Verkarstung ist in erster Linie die Großtektonik, die am
Rand der Kraichgaumulde sich besonders lebhaft auswirkt und durch die Zer-
brechung des oberen Muschelkalks die Auslaugung des Anhydritgebirges, der
Gips und Salz führenden Schichten des mittleren Muschelkalks ermöglicht.
Diese führt dann zur Bildung unterirdischer Hohlräume und zum Einstürzen
der Decke aus oberem Muschelkalk. Eine Reihe sekundärer, tektonischer Er-
scheinungen bezeichnet R. Brill, der Bearbeiter der geologischen Karte*) in
den Begleitworten zu dieser als „Salinartektonik“.

*) Vgl. das Faltblatt am Schluß des Aufsatzes.
') Geol. Spezialkarte von Baden. Erläuterungen zu Blatt Bauschlott (Nr. 59), 1929
von Pdchard Brill.
 
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