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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlung im Karstgebiet nördlich Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0134

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A. Dauber

(883 Nuzboumen) — Ölbronn (1244 Elebrunne) — Schmie (771 Smecgowe, fraglich
ob auf Schmie zu beziehen) — Stein (1225 Steine).
Waldenserkolonien: Corres (1700) — Schönenberg (1699 Des Muriers) —
Sengach (ca. 1700) — Villars (1699).
Höfe des 18. Jhdts.: Heimbronnerhof, Karlshäuserhof, Katharinentalerhof
Abgegangene Orte: Dallflngen (883 Dagolvingen, abgegangen nach 1100) —
Mühlhausen (785 Mulinhusen, abgegangen ca. 1240) — Neidlingen (1125 Nidlingen,
abgegangen zwischen 1365 und 1370) — Igelsbach (1376, abgegangen?) — Weier (1539
Weyher, 1578 „der abgegangne fleckhen Weyher“)- Weitere abgegangene Orte nennt
das Kgr. Wttbg. III (1886) auf den Markungen Ölbronn (Rot-Salmbach), Otisheim
(Hegnach), Knittlingen (Weissach).

5. Der Gang der Besiedlung
Die jüngere Steinzeit führt zum ersten Mal zu einer flächendeckenden Be-
siedlung größerer Teile Mitteleuropas durch die Ackerbaukulturen des donau-
ländischen Kreises und ihrer Nachfolger. Die Voraussetzung dafür bildet die
Auflichtung der mitteleuropäischen Vegetationsdecke als Folge der postglazialen
Trockenwärmezeit wie R. Gradmann ä) und diesen ergänzend E. Wahle 5 6) dar-
gelegt haben. Inzwischen haben manche Beobachtungen zu der Anschauung ge-
führt, daß außer den verfügbaren Flächen offenen, anbaufähigen Landes, die
von der steinzeitlichen Besiedlung durchgehend erfaßt wurden, gegen Ende
des Neolithikums auch schon ein Übergreifen der Besiedlung auf weniger er-
giebige Böden stattgefunden haben müsse.
Umso auffallender ist, wie ein Blick auf die Fundkarte des Raumes nördlich
Pforzheim zeigt, die Tatsache, daß die steinzeitliche Besiedlung, wie sie heute
durch Funde belegt ist, sich konsequent abseits und an den Rändern dieses
Gebietes hält. Trotz zweifelsfrei feststehender Offenheit des Landes und Vor-
handenseins einer fast geschlossenen fruchtbaren Lößlehmdecke, wird das
Karstgebiet von der neolithischen Bauernbevölkerung gemieden.
An zahlreichen Beispielen nachgewiesen und allgemein bekannt ist die Aus-
weitung der steinzeitlichen Siedlungsfläche in den folgenden Perioden der vor-
römischen Metallzeiten7). Sie ist auch in dem hier behandelten Gebiet fest-
stellbar und belegt durch eine Reihe von Grabhügeln und Grabhügelgruppen
mit insgesamt 31 Hügeln. Wenn auch bis heute durch Grabungen in einzelnen
dieser Hügel erst die Urnenfelderkultur und die letzte Stufe der Hallstattzeit
nachgewiesen sind, so darf doch mit Sicherheit angenommen werden, daß in
ihnen die Besiedlung der Bronze- bis zur frühen Latenezeit ihren Niederschlag
gefunden hat.
Diese Grabhügel nun drängen sich mit nicht übersehbarer Ausschließlichkeit
auf kleiner Fläche um den Bachfächer des Erlenbachs zusammen. Die bekannte
Erscheinung der Ausweitung der Siedlungsfläche gegenüber der Steinzeit wird
also hier wohl erkennbar, der Vorstoß ins Neuland geschieht aber nicht zonen-
förmig von den Rändern der steinzeitlichen Siedlungsfläche aus, sondern
schwerpunktmäßig, wo besondere Verhältnisse — hier das Bachsystem des Er-
lenbachs — die Richtung weisen und der Kolonisation Rückhalt geben.

5) R. Gradmann, Das Pflanzenleben der schwäbischen Alb (1898).
6) E. Wahle, Die Besiedlung Südwestdeutschlands in vorrömischer Zeit nach ihren
natürlichen Grundlagen, Bericht R. G. K. 12, 1920.
7) E. Wahle a. a. O. 44.
 
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