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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Garscha, Friedrich; Hammel, Karl; Kimmig, Wolfgang; Kraft, Georg; Schmid, Elisabeth: Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0143

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Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen

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Bei einem Kontrollgang am 1. 3. 1940 beobachtete Techniker St. Unser Gräber
und viereckige Verfärbungen, deren mit Reif bedeckte Oberfläche sich dunkel
abhob. Die Verfärbungen erwiesen sich als rechteckige Einfüllungen von
schwarzer lehmiger Erde; ein Suchschnitt lieferte Bruchstücke von mitteralter-
lichen Tongefäßen und Tierknochen. Danach handelte es sich um Reste einer
mittelalterlichen Siedlung. Am folgenden Tage wurde auch Trockenmauerwerk
von Hütten und Brunnen festgestellt.
Da in diesen Wochen die militärischen Erdbewegungen einen großen Umfang
angenommen hatten, zudem jeden Tag mit dem Ausbruch von Kampfhand-
lungen zu rechnen war, mußte sich die Untersuchung darauf beschränken,
neun der Gräber zu bergen und die Siedlungsstellen vorbeugend in 1 : 200 zu
kartieren; nur einige davon konnten näher untersucht werden. Im Laufe des
März und April vermehrte sich die Zahl der Siedlungsstellen auf 43. Zugleich
ließ ihre Anordnung eine gewisse Regelmäßigkeit erkennen. Als sich die Kies-
anschüttung bedrohlich der Siedlung näherte, setzte am 28. 4. 1940 unter Lei-
tung von Dr. R. Nierhaus eine planmäßige Grabung ein. Schon am 8. 6. 1940
mußte sie jedoch hin und wieder bereits durch französisches Artilleriefeuer
gestört, wieder eingestellt werden. Trotz aller Schwierigkeiten war es jedoch
gelungen, methodisch und sachlich eine gewisse Klärung zu erzielen. Kurz
danach erfolgte bei Breisach der deutsche Rheinübergang. Der Versuch, nach
Abschluß der Kampfhandlungen Reichsstellen für die Fortführung der Gra-
bung zu interessieren, schlug fehl. So wurde im Laufe des Jahres 1941 die
Grabungsfläche wieder mit Ackererde zugeschüttet. Die noch nicht untersuchten
Grundrisse liegen jedoch unversehrt darunter und gestatten jederzeit eine Fort-
setzung der Ausgrabung. Die nunmehr vorgelegte Bearbeitung wird ergeben,


Abb. 12. Das Ausgrabungsgelände bei Merdingen während des Westwall-Baues.
Blick nach Süden.
 
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