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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Sangmeister, Edward: Gräber der Urnenfelderkultur von Hüfingen, Ldkrs. Donaueschingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0022

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14

Edward Sangmeister

Literatur und Museen noch vermehren lassen dürfte. Die Ausbreitung dieses Motivs
setzt Kossack in die ältere Urnenfelderzeit (Ha A 2), womit unser Ansatz des Grabes
gut zusammenstimmen würde.
Wichtig scheint nun, daß hier das aus dem Donauraum kommende Motiv in einem
Gebiet, das von G. Kossack als relativ aufnahmebereit bezeichnet wird, nicht nur auf-
genommen, sondern auf eine Form übertragen wird, die dem sonstigen Urnenfelder-
bereich einschließlich seiner Einflußsphären fremd zu sein scheint (Abb. 1). Ein Gebiet,
das grob als das Gebiet der schweizerischen Urnenfelderkultur umschrieben werden
kann, nicht das der ganzen rheinisch-schweizerischen Gruppe, da gleiche Anhänger aus
ihrem Nordteil bisher zu fehlen scheinen. Wenn es sich bei dieser Form nicht um eine
Neuschöpfung handelt, so müßten Kammanhänger in älteren Zusammenhängen des
west-schweizerischen Raumes erwartet werden. Sie sind aber bisher nicht bekannt. Viel-
mehr scheint es nach G. Kossack, als ob dieser Raum Amulett-Anhänger erst in Stufe A 2
entwickelt. Woher aber nimmt er dann das neue Kamm-Motiv?
Hier wird der Blick nach Oberitalien gelenkt, wo in der Terremaregruppe bronzene
Kammanhänger14), auch Gußformen dafür15 *), bekannt sind. Bei den engen Beziehungen,
die in der Vorgeschichte immer wieder Oberitalien mit der Schweiz verbinden, scheint
es gerechtfertigt, auch hier Beziehungen zu sehen. Wesentlich wäre aber die Frage der
Datierung der Kammanhänger innerhalb der Terremare-Kultur. Sicher scheint, daß
einige Stücke18) erst in den Peschiera-Horizont gehören, und man könnte erwägen, ob
hier unter dem Einfluß der frühesturnenfelderzeitlichen Ausstrahlungen aus dem Nord-
balkanraum die Sitte, Amulettanhänger herzustellen, Eingang gefunden hätte. Das
brauchte dann aber nur ihre bronzene Form zu betreffen. Die in den Terremare häufigen
beinernen Kämme, zumal wenn sie noch nicht eindeutige Ösen zum Anhängen tragen
wie etwa ein Kammanhänger von Bellanda17) oder ein etwas größeres Stück von
Castione18), könnten gut früheren Stadien der Kultur angehören und Gebrauchs- oder
Schmuckgegenstände gewesen sein, freilich vielleicht schon mit einem kultischen Inhalt.
So früh möchte man etwa einen Kamm von Castione datieren19), der an den Seiten
einer mit Kreisaugen verzierten Platte, die von einem ebenso verzierten Bügel über-
spannt wird, zwei nach außen geöffnete ovale Ausschnitte trägt, die diesem Kamm ein
unverwechselbares Gesicht geben. Diese Ausschnitte sind nun aber kaum zu verstehen,
wenn man sich nicht der spätneolithischen Kämme von Lagozza20 21) oder Egolzwil II2!)
erinnert, die trotz ihrer Beschädigungen die gleichen Ausschnitte erkennen lassen.
14) Peschiera (O. Montelius, La Civilisation Primitive en Italie (1895) Taf. 8, 22); Montale
(O. Montelius a. a. O Taf. 19, 10); Noceto (G. Säflund, Le Terremare (1939) Taf. 55, 13);
Bellanda (G. Säflund a. a. O. Taf. 55, 12); Cremona (H. Müller-Karpe, Beiträge zur
Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen, Röm. Germ. Forschungen
22 (1959) Taf. 88. 8).
13) Castione (O. Montelius a. a. O. Taf. 14, 17); Casinalbo (G. Säflund a. a. O. Taf. 71, 6).
lfl) z. B. Cremona vgl. Anm. 14.
17) G. Säflund a. a. O. Taf. 43, für weitere Knochenkämme vor allem Taf. 64.
18) O. Montelius a. a. O. Taf. 14, 16.
ie) O. Montelius a. a. O. Taf. 14, 15.
*°) G. Bailloud et P. Mieg de Boofzheim, Les civilisations n6olithiques de la France (1955)
Taf. 24, 9.
21) V. v. Gonzenbach, Die Cortaillod-Kultur in der Schweiz (1949) Taf. 14, 2.
 
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