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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Fingerlin, Gerhard: Das alamannische Gräberfeld von Binningen im Hegau, Ldkrs. Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0112

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Gerhard Fingerlin

Die Ursachen und das Ausmaß der Störungen ließen sich meist nur schwer erkennen, da die Er-
haltungsbedingungen für die Skelette im Kies sehr ungünstig waren, zudem bei den flach lie-
genden Bestattungen der Umriß der Grabgrube nirgends mit Sicherheit festgelegt werden
konnte. Bei sicher neuzeitlichen Störungen ist die jeweilige Ursache erwähnt, wo diese Angaben
fehlen, liegt alte Beraubung vor.
Zur Erleichterung der Übersicht sind die auf Kommentar und Lageangaben folgenden Beschrei-
bungen etwas eingerückt, die Objekte selbst durch halbfetten Druck hervorgehoben. Soweit
möglich, sind die Beigaben nach funktionellen Zusammenhängen geordnet.
Grab 1: Frau, schlecht erhalten, Rumpf wahrscheinlich gestört.
Westteil des Grabes durch Kiesgrubenrand abgeschnitten; L. mindestens 2,00 m, Br. 0,90 m,
T. 0,80 m.
Auf drei Seiten Spuren eines Holzrahmens aus 0,05 m starken Brettern; Innenmaß 2,00 x 0,45 m,
H. noch 0,20 m (Taf. 42, 3).
Von der Bestattung in gestreckter Rückenlage sind nur Schädelfragmente, Arm- und Beinknochen
erhalten. Trotz der ungünstigen Bodenverhältnisse läßt sich das Fehlen von Bechen und Wirbel-
säule nur durch Beraubung der Rumpfpartie erklären.
Beigaben:
Links neben dem umgekippten Schädel:
I. Kette aus zwanzig Glasperlen (Sn 58/64: 1).
Transluzid: Eine blaue Ringperle.
Opak, verziert: Eine Trommelperle, blaurot gestreift, mit feinen gelben Zick-Zack-Linien;
eine länglich-zylindrisch, blau-gelb-rot „geflammt“; eine entsprechend, blau-gelb-rot ge-
bändert.
Opak, unverziert: Sieben gelbe und neun rote Ringperlen verschiedener Größe.
Die Eisenringe (Nr. 2—4) gehören zur Aufhängevorrichtung einer Stoff- oder Ledertasche, die
nach der Fundlage des eisernen Tragbügels (Nr. 6) etwa 0,20 m unterhalb dieser Ringe am Ge-
hängeriemen befestigt war (vgl. Nr. 7—10).
Auf dem linken Oberschenkelkopf, teilweise übereinandergreifend, in der Reihenfolge von oben
nach unten:
2. Eisenring (Sn 58/65: 1), flach-rechteckiger Querschnitt, kleines Stück ausgebrochen; Dm.
5,0 cm (Taf. 28, 5).
3. Eisenring (Sn 58/66: 1), runder Querschnitt; Dm. 3,9 cm (Taf. 28, 6).
4. Eisenring (Sn/67: 1), runder Querschnitt; Dm. 2,7 cm (Taf. 28, 7).
Der Eisensplint (Nr. 5) gehört nach seiner Lage zum Taschenbügel (Nr. 6). Seine Funktion läßt
sich nicht genau bestimmen, vielleicht bildete er das Verbindungsstück zwischen Tasche und
Ringhänge (Nr. 2—4).
Rechts außen neben dem Taschenbügel:
5. Eisensplint (Sn 58/71: 1) mit eingehängtem Ring; L. 3,7 cm (Taf. 28, 4).
Außen am rechten Oberschenkel, „Kante auf Kante“:
6. Eiserner Taschenbügel (Sn 58/70: 1), Ansatzstücke abgebrochen; L. 16,7 cm, Br. 2,5 cm
(Taf. 28, 2).
Innen am linken Oberschenkel lagen die Bestandteile eines Gürtelgehänges aus mehreren Stoff-
oder Lederstreifen. (Einer dieser Riemen diente zum Aufhängen der Tasche; vgl. Nr. 2—4.)
Die Perlen (Nr. 7) waren vermutlich direkt aufgezogen oder hingen in kleinen Lederschlaufen.
Der etwas unterhalb der Perlen gefundene Sieblöffel (Nr. 8) war mit einem Aufhängering be-
festigt, ebenso die Bergkristallkugel (Nr. 9), die den unteren Abschluß des Gehänges bildet. Die
Gesamtlänge läßt sich wegen des Fehlens einer Schnalle nicht mit Sicherheit bestimmen.
7. Drei Glasperlen (Sn 58/72: 1).
Opak, verziert: Eine Trommelperle, rot, mit feinen gelben Zick-Zack-Streifen; eine länglich-
zylindrisch, rot, mit umlaufender gelber Spirale; eine rund, braunrot, mit gelben Streifen.
 
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