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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Fundschau 1957 - 1959
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0290

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282

Fundsdiau 1957—1959: Alamannisdi-fränkisdie Zeit

Beigabe: Nur noch drei hütchenförmige, hohle Bronzenietnägel an Eisenresten von
der Schwertsdieide; Dm. 0,7 cm (Ne 54/12:6).
G r a b 7: Plattengrab von trapezförmigem Grundriß, mit schweren Deckplatten. Innen-
maße 1,25 x 0,50 m (Kopfende) bzw. 0,35 m am Fußende, Tiefe 0,90 m. Mädchen. Ske-
lett schlecht erhalten, jüngst gestört.
Beigaben: Noch zwei Bronzeohrringe mit Häkchenverschluß; Dm. 2,4 cm (Ne
54/13:7) (Taf. 101,8).
Aus der topographischen Lage der unter 1.—4. aufgeführten Fundvorkommen im Be-
reich des Reihengräberfeldes im Gewann „Hofäcker“ ergibt sich ein ausgedehnter Fried-
hof von einer West-Ost-Erstreckung von mindestens 120 m, wobei die unbekannte
Lage des um 1914 entdeckten Grabes auf der Parzelle 1097 nicht berücksichtigt werden
konnte. Möglicherweise ist die Länge des Reihengräberfeldes in den „Hofäckern“
noch größer. Über die Nord-Süd-Ausdehnung, d. h. die Breite des Gräberfeldes, lassen
sich keine beweisbaren Aussagen machen. Die 1934, 1936 und 1954 beobachteten Gräber
stimmen im Grabbau völlig überein. Es sind sogenannte „Steinkistengräber“. Nur
ein einziges ist ein echtes Plattengrab (Grab 7), die übrigen Gräber ergaben die
gemischte Bauweise, teils in Trockenmauertechnik, teils in Plattengräberart mit senk-
rechtstehenden, aus ganzen, größeren Steinplatten oder zu einer Wand zusammen-
gestückten, kleineren Platten; gelegentlich wird bei ungenügender Plattenhöhe die
fehlende Wandhöhe durch Trockenmauerwerk ergänzt. Diese Steinkistengräber sind im
rechtsrheinischen Gebiet Südwestdeutschlands ausnahmslos spät anzusetzen. Sie gehören
der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts an.
Zu dem gleichen chronologischen Ergebnis führt auch ein Vergleich der aus solchen Grä-
bern geborgenen Beigaben. Unter den Göschweiler Fundstücken sind vor allem die
außergewöhnlich großen Bronzeohrringe mit S-hakenförmigem Verschluß aus Grab 1
ebenso wie die kleinen Exemplare mit Häkchenverschluß aus Grab 7 für die Spätdatie-
rung wichtig. Sie kommen gelegentlich und nur in spätem Zusammenhang vor. Der in
seiner „Blechtechnik“ an hallstattzeitliche Hohlringe erinnernde ovale Bronzearmring
aus Grab 1 bleibt vorerst ohne vergleichbares Gegenstück, so daß die Möglichkeit der
Wiederverwendung eines „antiken“ Fundstückes aus einem Hallstatt-Grabhügel nicht
ganz ausgeschlossen werden kann. Auch das fragmentarisch auf uns gekommene In-
ventar von Grab 5 mit dem silbernen Ohrring mit Schleifenverschluß und der goldenen
Preßblechfibel mit der ins Naturalistische tendierenden Adlerdarstellung ist kaum vor
der Mitte des 7. Jahrhunderts denkbar. Die Adlerdarstellung ist unter den zahlreichen
Preßblechscheibenfibeln des 7. Jahrhunderts eine Einzelerscheinung. Das Adlermotiv
ist zwar im ganzen 6. Jahrhundert in verschiedener Form geläufig. Es wird aber auch im
späteren 7. Jahrhundert, beispielsweise in der von K. Hauck (Zeitschr. f. Württemberg.
Landesgesch. 16, 1957, 9) neu interpretierten Goldblechscheibenfibel aus Karlsruhe-Dax-
landen (vgl. E. Wagner, Fundstätten und Funde 2 [1911] 76, Fig. 76) — hier als halb-
tiergestaltige Wotandarstellung (vgl. auch Bad. Landesmuseum Karlsruhe, Meisterwerke
aus den Sammlungen des wiedereröffneten Museums, Karlsruhe 1959, 64 f., Nr. 29),
also in rein mythologischem Zusammenhang verwendet. — Goldschmiedetechnisch sind
einige Details der Adlerfibel aus Grab 5 beachtenswert und chronologisch aufschlußreich.
 
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