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auch hier ein Verein zum Schutze entlassener Sträf-
linge für den Amtsbezirk Bruchsal gebildet uns
wirv nunmehr in den nächsten Tagen zur Wahl
Leo Vereinsvorstandes schreiten. Wie nützlich und
nomwendig solche Vereine überhaupt sind, ist so
allgemein anerkannt, daß es einer Erörterung hierüber
nicht bedarf; aber das möchten wir hervorheben,
daß gerade die Einwohner der hiesigen Stadt be-
sonders berufen sind, sich an diesem Liebeswerke
eifrig zu bctheiligen, weil sich dahier die größten
Strafanstalten des Landes befinden, weßhalb wir
auch nicht bezweifeln, daß der hiesige Dezirksverein
sich mehr und mehr zu einer segensreichen Wirk-
samkeit entwickeln wird.
Mannheim, 1. Februar. Diesen Vormittag
kam das erste Mannheimer Schleppboot unter Böl-
lersalven mit drei angehängtcn, beladenen Schissen
m den hiesigen Hafen. Diese Schiffe fahren noch
nicht in direkter Fahrt aus Holland hierher, son-
dern gehören zu jenen, welche des Eises wegen
unterwegs überwintern mußten. Uebrigens wird
auch dem baldigen Eintreffen von Fahrzeugen in
direkter Fahrt entgegengesehen.
Stuttgart, 3l. Januar. Bei der heutigen
Brodtarregulirnng wurde der Preis des tzpfündigen
Laibes Kernenbrod von 25 aus 23 und des schwarzen
Brodes von 23 aus 21 kr. herabgesetzt. Ein
Paar Kreuzerwecken soll jetzt 1t'/g Loth wiegen.
Berlin, 31. Januar. Der Hofball, welcher
gestern Abend bei II. Majestäten im Rittersaals
des königlichen Schlosses staltfand, war sehr glänzend.
Se. König!. Hoheit der Regent von Baden, Höchst-
deffcn durchlauchtigste Prinzessin Braut, sämmtUche
Mitglieder der königlichen Familie und die zum
Besuch hier verweilenden höchsten Herrschaften
waren gegenwärtig. Die Zahl der eingeladenen
Personen war geringer als bei dem ersten Balle.
Das Souper war in der Bildergallerie servirt;
das Fest begann um acht Uhr und endete nach
ein Uhr. Heute Abend findet Ball im Palais
Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen
statt. — Am vergangenen Moiuag beehrten die
Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die Soiröe
des Handclsministerö v. d. Heydt und am Dienstag
jene des Ministerpräsidenten v. Manteuffel nut
einem längeren Besuch.
Aus Berlin, 31. Januar, telegraphirt man
der Agentschaft Havas: "Vorigen Montag hat
Graf Esterhazy, österreichischer Gesandter am k.
preußischen Hofe, aus Wien den Wortlaut der
Vorschläge erhalten, die Oesterreich dem deutschen
Bunde unterbreiten will und die die Zustimmung
Preußens noch Nicht erhalten haben. Der k. säch-
sische Minister, Pr. v. Beust, ist in Berlin ange-

kommen, um die Meinungsverschiedenheit, die hin-,
sichtlich dieser Vorschläge zwischen den beiden deutschen
Großmächten herrsche, auszugleichen. Sachsen
und Bayern dürsten übrigens dem Bunde anrathcn,
die österreichischen Vorschläge anzunehmen und
man versichert, daß vorbereitende Konferenzen zu
dem Behufe in Dresden stattfinden werden.
Berlin, 2. Februar. Gegenwärtig herrscht
hier ein sehr reger diplomatischer Verkehr. Den
Gegenstand desselben bildet die Theilnahme Preußens
und des Bundes an den Friedensverhandlungen.
Der k. sächsische Minister v. Beust, welcher zur
Zeit hier verweilt, hatte vorgestern und gestern
längere Besprechungen mit Hrn. v. Manteuffel.
Derselbe ist nach Berlin gekommen, um in Bezug
auf die vom Wiener Kabinet beabsichtigten Vor-
schläge wegen Aneignung der bekannten österreichi-
schen Propositionen zwischen den abweichenden An-
sichten Preußens und Oesterreichs eine Ausgleichung
herbelzuführcn. Wie es scheint, wird Preußen die
Aneignung dieser Vorschläge — seinem bisherigen
Verfahren getreu — von der Bedingung abhängig
machen, daß eine genaue Auslegung ihres Inhalts
und eine gang bestimmte Feststellung ihres Umfangs
die Tragweite der zu übernehmenden Verbindlich-
keiten mit voller Klarheit überblicken lasse.
Frankreich.
Straßburg, 30. Januar. Bis jetzt sind die
nahen Friedensaussichten durch keinen Zwischenfall
getrübt und da anzunehmen, daß die betheiligten
Mächte den aufrichtigsten Willen hegen, die Welt
mit dem Frieden zu beglücken, so verspricht man
sich von den Unterhandlungen zu Gunsten desselben
die erwünschtesten Ergebnisse. Die diesen Abend
aus der Hauptstadt eingetroffenen Meldungen be-
stärken uüs in der oben ausgesprochenen Ansicht.
Die Revisionsräthe werden sich in einigen Wochen
versammeln, um ihre schließlichen Gutachten in
Betreff des neu ausgehobenen Kontingents zu geben.
Erlangen wir den Frieden, so werden wenigstens
180,000 Mann das Schwert mit dem Pfluge oder
mit der Handarbeit für die Industrie vertauschen
können. Frankreich, das nie Len Krieg um des
Krieges willen gewollt, sondern für eine gerechte
Sache in den Kampf getreten, wird sich freuen,
wenn seine Truppen, statt im Felde zu lagern,
wieder in die friedlichen Garnisonen zurückk'hren
können. — Das gesellschaftliche Leben hat diesen
Winter sehr wenig durch die politischen Verhält-
nisse gelitten. Die glänzendsten Soireen und Bälle
sanden statt. In dieser Beziehung zeichneten sich
namentlich die Vereinigungen in der Präfektur aus,
wo sich allwöchentlich die Elite der Gesellschaft ein-
fand und die gastfreundlichste Aufnahme und die
 
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