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falschen Farbenschmuck, trennen Sie das, was ist,
von dem, was zu sein scheint, das Wahre vom
Falschen oder Halbwahrcn und es wird sich selten
ein positives und fruchtbringendes Resultat zeigen.
Auf der Oberfläche Schimmer, im Grunde Fäul-
niß. Inmitten der Erzeugnisse unserer amtlichen
Phraseologie hat die Wahrheit keinen Platz; sie
verbirgt sich unter dem Styl; aber wo ist der
amtliche Leser, der sie immer zu entziffern versteht?
Ich bitte Ew. Erz., diese wahrhaften Worte allen
Bureaus und Beamten des Marineministeriums
mitzutheilen, von denen wir im Beginn des nächsten
Jahres Rechenschaftsberichte über das, was in
dem eben ablaufenden Jahre geschehen ist, erwarten
und wiederholen Sic denselben, daß ich in den
gedachten Berichten nicht Lobeserhebungen verlange,
sondern die Wahrheit und vor Allein eine offene
und in den Kern der Dinge eingehende Auseinan-
dersetzung sowohl der Unzulänglichkeiten in jedem
Verwaltungszwcige, als der Jrrthümer, die in
dieser Beziehung begangen worden sind. Sagen
Sie denselben ferner, daß alle Berichte, in denen
ich zwischen den Zeilen lesen müßte, von mir mit
einer gewissenhaften Strenge zurückgesebickt werden
würden. Ich bitte Ew. Er;., Abschriften dieses
Erlasses allen Bureau- und vorgedachten Beamten
mitzutheilen.
Krimm.
Berlin, 10. März. Die russischerseits aus
Petersburg, 2. März, eingegangene Nachricht
über die Einstellung der Feindseligkeiten lautet nach
dem Nuss. Invaliden wie folgt: „Bon den Bevoll-
mächtigten der kriegführenden Mächte in Paris
wurde festgesetzt, daß von den Oberkommandirenden
unserer und der feindlichen Truppen ein Waffen-
stillstand geschlossen werde, welcher am 31. März
abläuft, wenn er vor dieser Frist mit allgemeiner
Zustimmung nicht erneuert wird. Der Waffen-
stillstand hat keinen Einfluß auf die Blokade unserer
Gestade, mag dieselbe bereits bewirkt sein oder
künftig verhängt werden; aber die Chefs der feind-
lichen Seemächte erhalten Ordre, in Folge welcher
keine Feindseligkeiten gegen unsere Küstenstriche
unternommen werden. Der Gencraladjutaut Lüders
meldet soeben mittelst Telegraph, daß auf Grund
obigen Beschlusses Bevollmächtigte beider kriegfüh-
renden Parteien in der Krimm am 29. Februar
die erste Zusammenkunft am Flusse Tschernasa bei
der steinernen Brücke hatten und übereinkamen, die
Feindseligkeiten einzustcUen, in welcher Beziehung
bereits unseren und den feindlichen Armeen die be-
züglichen Befehle gegeben werden sind."

DrrenLalLfche Angelegenheiten.
Die Konferenzbevollmächtigten haben bis jetzt
wöchentlich meist drei Sitzungen gehalten, die letzte
— es war die siebente — am vorigen Montage,
IO. d. Offizielles erfährt man fortwährend darüber
nichts und wird auch nichts erfahren, bis die Ver-
handlungen zu einein bestimmten Ergebniß in dem
einen oder andern Sinne geführt haben werden.
Alle Gerüchte aber stimmen darin überein, daß
der Fortgang dersilben sich neuerlich immer günstiger-
gestalte, eine Angabe, die jetzt auch der bekannte
Pariser ^-Korrespondent der „Jndep. Belge" macht.
Derselbe bemerkt weiter, daß die Bevollmächtigten
sich fortwährend die möglichste Eile angelegen sein
ließen und daß sie Alles aufbieten, um die Frie-
densfrage noch vor Ablauf des Waffenstillstandes
zur prinzipiellen Entscheidung zu bringen.

Deutschland.
Mannheim, 11. März. Diesen Vormittag
fand auf dem Zeughausplatze durch den abtretenden
Hrn. Generalmajor v. Porbeck die feierliche Ueber-
gabe des Brigadekommando's an Hrn. General-
major Kuntz statt, worauf später eine große Parade
abgehalten wurde. Zu diesen Feierlichkeiten war
sowohl das Kavalerie- als Infanterieregiment aus-
gerückt.
Baden, 8. März. Bereits laufen Wohnungs-
bestellungen ein und werden zahlreiche Miethver-
träge für die kommende Saison abgeschlossen, was
für diese im Verein mit dem erwarteten Friedens-
abschluß eine günstige Aussicht zu bieten scheint,
zumal auch bereits einzelne fremde Familien und
Persomn eintreff.n.
Konstanz. 9. März. Seine Königliche Hoh.
der Regent haben , wie schon früher m diesen Blät-
tern berichtet wurde, dahier den Einband eines
prachtvollen Psalmcnbuchs und die Silberverzierun-
gen hiezu durch uusern Mitbürger, Silbcrardeiter
Hotz, fertigen lassen, welcher dieselben mcisterhaft
ausgeführt hat. Dieser Tage wurde Hr. Hotz
mit einem höchstgnäcigcn Handschreiben beglückt,
in welchem Se. Königliche Hoheit in den huld-
vollsten Ausdrücken die Zufriedenheit aussprechen
und welchem eine kostbare Brillantnadel beigcfügt
war.
Mainz, 11. März. In der vorigen Woche
haben sämmtliche Beamten der Taunus-Eisenbahn
in Folge eines Beschlusses des Verwaltungsraths
ein Zirkular unterzeichnen müssen, wodurch sic sich
bei Strafe sofortiger Dienstentlassung verpflichteten,
 
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