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Heft 5.

Das Buch für Alle.

129


einem „

„IRo obampimi os tilg cvorlck". Diese „Mönche des Draht-
seils" sind echte Spezialitäten - - die Artisten ersten Ranges,
welche ihre gefährliche Kunst in den großen Etablissements
der Hauptstädte den Ri assen zeigen. Lolche Spezialitäten,
klinstler haben wir viele Hunderte, theilweise mit hochbe-
rühmtcn Namen in — den Fachkreisen, denn die Zeiten, in

tist vor ein
großes Pu-
blikum tritt,
muß ein fer-
tiger Mann
sein, und wirk-
lich Anspruch
erheben kön-
nen aufselbst-
vcrliehene
Ehrentitel,
wie der „Ko-

manche Eirkusschönheit einen Prinzen von Geblüt fand, der ihr die Hand zum Ehe-
bunde reichte, so haben die launischen Schicksalswellen manchen Sprößling fried-
licher Spießbürger, manchen Träger altadeligen Namens auf den weichen, oft gar
heißen Sand der Manöge geworfen.
Vielleicht liegt gerade in der steten Lebensgefahr, in welcher der Cirkuskünstler
bei der Ausübung sei-
nes Berufes schwebt, die "'F.

große Anziehungskraft,
welche die Cirkus- und
Spezialitätenkiinst auf
immer weitere Kreise

wir zunächst zu beantworten suchen, um zahlreiche unklare und falsche
Vorstellungen, wohl auch manche Vorurtheile zu beseitigen.
Die landläufige Anschauung ist vielfach, daß der Stand der Artisten
sich aus Elementen zusammensetze, die, weil sie gelenkige Glieder und zu
ernsten" Berufe keine Neigung haben, „unter die Kunstreiter"
gehen. Tas kommt wohl auch in der That noch vor; im Allgemeinen
jedoch haben wir es mit einem festgegliederten Stamme eigentlicher Ar-
tistenfamilien zu thun, die durchweg Nachkommen der früheren Gaukler
aus allen Herren Ländern sind und nur hin und wieder aus der bürger-
lichen Welt von heute Zuzug erhalten. Sie sind seit Generationen schon
untereinander vielfach verschwägert, befinden sich von Jugend auf beim „Ge-
schäft", und ebenso wird der Nachwuchs immer wieder schon im Kindes-
alter für das Metier ausgebildet. Auch der Wanderkünstler hat seine großen
Familien, seine Traditionen, seine Aristokratie — wenn auch nicht der
Geburt, denn die Wiege mancher Begründer nachmals berühmter Kunst-
reitergeschlechter stand an der einsamen Landstraße.
Eine Art Zuchtwahl, wenn man so sagen will, hat nut der Zeit einen
ganz scharf hervortretenden Artistcntypus geschaffen. Es gibt echtes Kunst-
reiterblut, wie es Theaterblut gibt. Die Eigenschaften, die dieser Beruf
bedingt: Kühnheit, Ehrgeiz und Ausdauer, sie sind das Produkt zumeist

vieljähriger
Ueberlieferung
vom Vater auf
den Sohn. Wie
Artisten viel-
fach schon in
Bürgerfami-
lien hineinhei-
rathen, und so

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Girltttskikscr. II. Zeichnungen von A. Specht. (S. 127)
 
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