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Heft«. Illnstvivte Faurilien-Deitnng. Mr,. IW.




Sie gehörte ihm. Er ist der Herr über Dich. Er soll
richten."
Opechee sah durchdringend auf den Elenden, dem
Grauen die Zunge fesselte. Lionel fühlte es eisig
durch seine Adern rieseln. Er errieth, mag bevorstand,
hielt aber noch immer eine günstige Wendung für nicht
unmöglich, und das fesselte ihn. Endlich, wie nur mit
Widerstreben dem Anblick des hilflosen Opfers ent-
sagend, hob der alte Dacotah mit seltsamer Feierlichkeit
an: „Wo ist Nahm«, das Weib Opechee's? Sie wurde
gemordet. Kannst Du sie zurückrufen? Nein. Du
sollst ihr nachfolgen. Findest Du sie, dann sage, Opechee
und Tenuga hatten Dich geschickt."
„Erlogen, Alles erlogen!" schrie Dred nunmehr
wieder in schäumender Wuth. „Ihr beiden Weißen da,
glaubt ihr den rothhäutigen Schurken mehr, als mir,
so verdient ihr nebeneinander gehangen zu werden.
Bei eurer Ehre fordere ich von euch, mich zu befreien:
nachher werde ich mit dem Pack ohne euren
Beistand fertig!"
Keiner antwortete. Erst nach einer Pause
begann Opechee von Neuem: „Weiß der
zweite Mörder Nahma's, wer den Agenten
in meine Hände gab? Nein. Ich null es
ihm sagen. Ein Weißer mit großem Herzen.
Der trug einen starken Zauber an seinem
Halse. Der Zauber führte ihn zur rechten
Zeit herbei. Der Zauber gab ihm die Augen
eines Falken. Er verwandelte seine Hand in
Eisen. Er schoß das Pferd dnrch den Kopf.
Der Räuber fiel lebendig in meine Gemalt —"
„Verrückt bist Du, mit Deinem Zau-
ber!" brüllte Dred wie ein Wahnwitziger
auf, „die" Hölle über Dich sammt den beiden
Schurken, die ruhig zusehen, wie ein Unschul-
diger mißhandelt wird!"
„Höre," fuhr Opechee unbeirrt fort, „wie
viele Winter sind seitdem verstrichen? Ich
weiß es nicht. Die Mutter Nahma's fertigte
einen Zauber an. Der sollte den zweiten
Mörder locken. Er kam nicht. Der Zauber
war nicht stark genug. Da gedachte mein
Freund mit dem großen Herzen Opechee's.
Er war weit fort. Er konnte nicht kommen.
Er schickte seinen Freund. Das goldene
Zauberthier hatte er ihm um den Nacken
gehängt. Zwei Nächte ist es her, da sah ich
den Zauber zum ersten Mal wieder. Er
hat gewirkt. Vor mir liegt der Mörder.
Es konnte nicht anders sein. Ich bin jetzt
zufrieden. Nahma wandelt lachend im ewigen
Frühling. Ich weiß nichts mehr."
Einer im Todeskampf erstarrten Leiche
ähnlich lag Dred. Wie auf etwas Unbegreif-
liches, sah er auf Opechee, der Tenuga und
Kengo heranwinkte. Von Grausen beschlichen,
kehrte Lionel sich ab und schritt davon. Er
wußte, daß er eher den tief unten donnern-
den Pellowstone in eine andere Bahn hätte
lenken, als den kleinsten Einfluß auf die
unerbittlichen Rächer gewinnen können. Wie
Alles endigen mochte: er wollte nichts sehen.
Von sich fern halten konnte er dagegen nicht

Kiovanni Kwtitti, italienischer Ministerpräsident. (S. 143)

eines Agenten retten. Sie konnte nicht. Sein Knecht
hielt sie. Da stieß sie mit dein Messer nach ihm. Sie
zerschnitt sein Gesicht. Der Knecht ließ von ihr ab.
Sie eilte ihrer Tochter nach, aber es mar zu spät.
Durch Deine Schuld kam ich zu spät. Ohne Deine
Schlechtigkeit lebte Nahma heute noch. Sie ist in dem
großen Kessel der bösen Geister ertrunken und verbrannt.
Der eine Mörder wurde ihr nachgeschickt. Der zweite
Mörder liegt jetzt vor mir."
„Ich bin unschuldig," keuchte Dred, und furchtbare
Ahnungen stiegen in ihm auf, „der Mörder ist bestraft.
Ich war nur sein Diener, mußte zu ihm stehen. Wer
will mich für sein Verbrechen zur Rechenschaft ziehen?"
„Deine Zunge lügt," versetzte Tenuga, und die harte
Stimme erhielt einen eigenthümlichen Beiklang gehässi-
gen Frohlockens. „Dein Gesicht zeigt eine Narbe.
Lügt sie ebenfalls? Nein: Du bist der zweite Mörder.
Ich habe gesprochen. Nahma war das Weib Opechee's.

Der Talisman.

Roman

von

Balduin Möllliaulru.
(Fortsetzung.)
-- (Nachdruck verboten )
Arvökftos Kapitel.
cheidenden befanden sich außerhalb
der Hörweite, als die Dacotahs mit ihrem
Gefangenen nach dem verlassenen Lager
hinttberschritten. Weder aus ihren Be-
wegungen noch aus denk Gesichtsausdruck
ließen sich irgend welche Schlüsse auf
ihre Absichten ziehen. Vor dem verglim¬
menden Feuer zwangen sie Dred zum Nie-
versitzen, um ihm die Füße enger zusam-
men zu schnüren. Anscheinend unempsind-
"ch duldete er es. Stumpf schweiften seine
geisterhaften Blicke von Einem zum Anderen,
"oiöde, wie im Wahnwitz, suchte er in dieser
ader jener Physiognomie nach einer Regung
Mitleids, und immer vergeblich. Ein
^ein hätte mehr Gemüthsleben verrathen,
die braunen Gesichter. Fn Vilandrie's
Zügen spiegelte sich finstere Entschlossenheit,
-^wnel biß die Zähne aufeinander,
grauste in der E. . "st
wenig Geräusch vorbereitenden Dinge.
Da ertönte
klimme.
sind'"'

Ihm
Erwartung der sich mit so
des rothen Dred heisere
Wenn Sie ein Gentleman und Christ
. redete er ihn an, „so werden Sie ein-
ichreiten, bevor das elende Gesindel —"
. „lind ich rathe Ihnen," wendete Vi-
mndr.ie, den Gefangenen unterbrechend, sich
"n Lionel, „Ihre Nase nicht in Dinge zu
stecken, die Sie nichts angehen. Nachdem die
i"nge Lady aus der Gewalt der Banditen
Mittet worden ist, sind nur für unsere Pcr-
fertig mit ihm. Was er an Opechee
ünd Tenuga sündigte, ist 'ne Sache für sich."
Während Ersterer die Gluth schürte
Md Reiser darauf warf, trat Tenuga vor
M Gefesselten hin.
. „Du kennst mich von alten Zeiten her?"
Zagte das erbitterte Weib beinah klanglos
" gebrochenem Englisch.
„Ich will verdammt sein, wenn ich Dich
A Zuvor sah," antwortete Dred in dem
M'ahne, durch Frechheit seine Lage günstiger
gestalten.
„Du kennst mich von alten Zeiten her,"
wederholtc Tenuga mit unverändertem Aus-
„Du sagst nein. Deine Zunge lügt,
Zerne Augen reden die Wahrheit. Sic
dsgen, daß Dein Herz zittert. Denke so
Zw Winter zurück, wie meine Hände Finger
zahlen, und einige mehr. Eine Dacotah-
au wollte ihre Tochter aus der Gewalt
 
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