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Hcst 7.


Zahrg. I8N.

Der Talisman.

Roman von

Balduin Mollhaujen.
(Fortsetzung.)
- (Nachdruck verboten )
ehr als das/' sprudelte die Fremde nun-
s mehr mit rührendem Eifer hervor, und
nachdem das Eis einmal gebrochen war,
ästete es sie keine Ueberwindung mehr, ihr
bedrängtes Herz ganz auszuschütten. „Ja,
viel mehr. Denn auf das Dazwischentretcn
beschränkte der Onkel sich nicht. Er besitzt nämlich einen
Sohn, William heißt er, der ist zehn Jahre älter als


ich, und den hatte er mir zum Manne bestimmt, ohne
mich zu befragen, wie er mir gefiele. In guter Freund-
schaft hatte ich freilich von jeher mit ihm gelebt : allein
von dem Tage ab, an deut ich Kenntnis; von dem hinter-
listigen Plan erhielt, wurde er mir verhaßt. Ich ent-
deckte sogar eine heimtückische Natur in ihm, und lieber
laufe ich bis an's Ende der Welt, bevor ich mich ihm
zu eigen gebe. Und James —"
„Wer ist James?" fragte Laboux ergötzt.
„Nun, er — der James Wheeler — ich selbst
heiße Eliza Parker — der pflichtet mir in allen Dingen
bei. Während wir uns noch nut goldenen Hoffnungen
trugen, da hieß es plötzlich, ich sollte den Onkel und
seine Familie nach Kalifornien begleiten. Wie ein
Wetterschlag traf uns diese Kunde. Da half weder
Flehen noch Trotzen. Außer James stand Keiner zu
mir, und ich mußte mich in die gräßliche Nothwcndlg-

keit fügen. Mein letztes Hoffen beruhte auf James,
der sich als einen treuen und muthigen Mann auswies
und heilig gelobte, mir überall hin zu folgen, und
wär's nach dem Monde hinauf — das war sicher ehren-
werth."
„Sehr ehremverth," wiederholte Laboux mit einem
eigenthümlichen Zucken um die schmalen bartlosen Lippen;
„aber ich vermuthe, Sie sind nicht mittellos? Der-
gleichen trägt nämlich zuweilen nicht wenig zur Treue bei."
„Das mag sein," versetzte Eliza, und sie runzelte
die Brauen zürnend, und mehr und mehr erwachte die in
ihr schlummernde Selbstständigkeit und damit eine
gleichsam kindliche Kampfbereitschaft, „sündhaft aber
wäre es, James dergleichen zuzutrauen. Denn er ist
nicht nur ein kluger, ansehnlicher Mann, wie es nicht
viele auf Erden gibt, sondern auch so rechtschaffen und
stolz, daß viele ältere Leute von ihm lernen könnten."


Kroßherzog Karl Alexander von Sachsen-Wei,nar und seine Hcmahlin. Nach Originalaufnahmen von Louis Held, Hofphotograph in Weimar. (S. 167)
 
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