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Das B ii ch f ü r A l l e.
Heft 6.
unter den Insassen desselben stets auch einige Menschenaffen
(Schimpanse, Orang-Utan) befinden, deren Treiben nicht nur
dem Laienpublikmn, sondern auch dein Fachgelehrten von
hohem Interesse ist. Eine nicht minder sehenswertho Abtheilung
ist die Schildtrötengrotte. Nun erst beginnt das eigent-
liche Aquarium mit der Treppengrotte, und zwar treffen wir
zuerst auf die Süßwasser-Bassins und die Fischzuchtanstalt,
in welch' letzterer in den Monaten Dezember, Januar und
Februar die Eier von Lachsen und Forellen künstlich aus-
gebrütet werden. Auch die Behälter für die Fische sind, wie
wir an der Basaltgrotte sehen, durch Spiegelscheiben fest
abgeschlossen, und der Beschauer befindet sich gleichsam mit
unter Wasser, dessen Oberfläche höher als sein Kopf liegt,
wodurch ermöglicht wird, die Süß- wie Seewasserfische in
ihren eigenthümlichen Lebensäußerungen bequem zu beobachten,
Humoristisches.
Kabale und Liebe: Eine Theaterkritik.
Von W. (Lrögt'or.
He, Kellner! Das Morgenblait mit dem Theaterbericht,
aber etwas rasch! Sie kennen mich doch! — Wie?
Hoftheater: „Kabale und Liebe." Ferdinand v. Walter
— Herr Meyer vom Stadttheater in Spatzenhausen als Gast.
Das bin ich!
Die zweite Hauptfigur Ferdinand v. Walter fehlte! Es
war allerdings Jemand auf der Bühne, der die Worte zu
sprechen versuchte
„Kabale und Liebe" rührt unwillkürlich zu Thränen, aber
in dieser Vorstellung hätte man auch bittere Zähren vergießen
können, wenn
Wie schön Wäre es gewesen, wenn Herr sMeyer diesem
Rufe gefolgt wäre, statt uns seinen Ferdinand vorzuspielen!
und auch etwas spielen wollte, was einen Ferdinand v. Waller
darstellen sollte.
man gewahrte, wie Herr Meyer eine Scene nach der andern
verdarb.
Die Zeit wird ihre heilende Wirkung ausüben, und es
wird uns vielleicht gelingen, diesen Ferdinand zu vergessen.
Es gibt unsterbliche Werke, so großartig, so gewaltig,
daß selbst die Wegnahme einer wichtigen Figur die mächtige
Gesammtwirkung nicht zerstören kann. Zu diesen gehört
„Kabale und Liebe" von F. Schiller.
Dieser Jemand war ein Herr Meyer vom Stadttheater
in Spatzenhausen.
„Es herrscht des Lenzes Pracht im Lande. Alles ruft
und lockt zum Wandern in Gottes herrlicher Natur."
Wir finden einen Trost nur in dem sicheren Bewußtsein:
Hier gibt's kein Wiedersehen!
was bei einen: Einblick von oben, wie bei gewöhnlichen
Bassins, nicht so gut möglich wäre. Am interessantesten sind,
wenigstens für den Laien, die Seebecken, in welchen jene
wunderbaren Thiere der Meerestiefen, die inan sonst nirgends
zu sehen bekommt, als Saumrochen, Seehasen, Knurrhähne,
Seeteufel, Haie, Seepferdchen, Polypen, Quallen, Seesterne,
Meerheuschrecken, Einsiedlerkrebse, Nöhrenwürmer, Bauchfüßer,
Seenesseln, Korallen, Schwämme u. s. w., ihr Wesen treiben
und durch ihre oft höchst abenteuerliche und abschreckende Gestalt
wie die Lebhaftigkeit ihrer Färbung einen geheimnisvollen
Zauber auf die Besucher ausüben. Die Grotte der Kegel -
robbe und des Seehundes dagegen bildet nebst dem Affen-
hause die Freude der Kinder, die sich an dem munteren Wesen
und den Taucherkünsten der Seehunde ergötzen. Endlich sei noch
das aufgestellte Skelett eines ungeheuren Bartenwals erwähnt,
in dessen Kopf eine kleine Restauration sich befindet. An
der künstlerisch nachgebildeten „blauen Grotte von Eapri",
einem prächtigen Schaustück, vorüber gelangen wir dann nach
dem Ausgang an der Schadowstraße, durch welchen wir das
Aquarium hochbefriedigt verlassen.
Das B ii ch f ü r A l l e.
Heft 6.
unter den Insassen desselben stets auch einige Menschenaffen
(Schimpanse, Orang-Utan) befinden, deren Treiben nicht nur
dem Laienpublikmn, sondern auch dein Fachgelehrten von
hohem Interesse ist. Eine nicht minder sehenswertho Abtheilung
ist die Schildtrötengrotte. Nun erst beginnt das eigent-
liche Aquarium mit der Treppengrotte, und zwar treffen wir
zuerst auf die Süßwasser-Bassins und die Fischzuchtanstalt,
in welch' letzterer in den Monaten Dezember, Januar und
Februar die Eier von Lachsen und Forellen künstlich aus-
gebrütet werden. Auch die Behälter für die Fische sind, wie
wir an der Basaltgrotte sehen, durch Spiegelscheiben fest
abgeschlossen, und der Beschauer befindet sich gleichsam mit
unter Wasser, dessen Oberfläche höher als sein Kopf liegt,
wodurch ermöglicht wird, die Süß- wie Seewasserfische in
ihren eigenthümlichen Lebensäußerungen bequem zu beobachten,
Humoristisches.
Kabale und Liebe: Eine Theaterkritik.
Von W. (Lrögt'or.
He, Kellner! Das Morgenblait mit dem Theaterbericht,
aber etwas rasch! Sie kennen mich doch! — Wie?
Hoftheater: „Kabale und Liebe." Ferdinand v. Walter
— Herr Meyer vom Stadttheater in Spatzenhausen als Gast.
Das bin ich!
Die zweite Hauptfigur Ferdinand v. Walter fehlte! Es
war allerdings Jemand auf der Bühne, der die Worte zu
sprechen versuchte
„Kabale und Liebe" rührt unwillkürlich zu Thränen, aber
in dieser Vorstellung hätte man auch bittere Zähren vergießen
können, wenn
Wie schön Wäre es gewesen, wenn Herr sMeyer diesem
Rufe gefolgt wäre, statt uns seinen Ferdinand vorzuspielen!
und auch etwas spielen wollte, was einen Ferdinand v. Waller
darstellen sollte.
man gewahrte, wie Herr Meyer eine Scene nach der andern
verdarb.
Die Zeit wird ihre heilende Wirkung ausüben, und es
wird uns vielleicht gelingen, diesen Ferdinand zu vergessen.
Es gibt unsterbliche Werke, so großartig, so gewaltig,
daß selbst die Wegnahme einer wichtigen Figur die mächtige
Gesammtwirkung nicht zerstören kann. Zu diesen gehört
„Kabale und Liebe" von F. Schiller.
Dieser Jemand war ein Herr Meyer vom Stadttheater
in Spatzenhausen.
„Es herrscht des Lenzes Pracht im Lande. Alles ruft
und lockt zum Wandern in Gottes herrlicher Natur."
Wir finden einen Trost nur in dem sicheren Bewußtsein:
Hier gibt's kein Wiedersehen!
was bei einen: Einblick von oben, wie bei gewöhnlichen
Bassins, nicht so gut möglich wäre. Am interessantesten sind,
wenigstens für den Laien, die Seebecken, in welchen jene
wunderbaren Thiere der Meerestiefen, die inan sonst nirgends
zu sehen bekommt, als Saumrochen, Seehasen, Knurrhähne,
Seeteufel, Haie, Seepferdchen, Polypen, Quallen, Seesterne,
Meerheuschrecken, Einsiedlerkrebse, Nöhrenwürmer, Bauchfüßer,
Seenesseln, Korallen, Schwämme u. s. w., ihr Wesen treiben
und durch ihre oft höchst abenteuerliche und abschreckende Gestalt
wie die Lebhaftigkeit ihrer Färbung einen geheimnisvollen
Zauber auf die Besucher ausüben. Die Grotte der Kegel -
robbe und des Seehundes dagegen bildet nebst dem Affen-
hause die Freude der Kinder, die sich an dem munteren Wesen
und den Taucherkünsten der Seehunde ergötzen. Endlich sei noch
das aufgestellte Skelett eines ungeheuren Bartenwals erwähnt,
in dessen Kopf eine kleine Restauration sich befindet. An
der künstlerisch nachgebildeten „blauen Grotte von Eapri",
einem prächtigen Schaustück, vorüber gelangen wir dann nach
dem Ausgang an der Schadowstraße, durch welchen wir das
Aquarium hochbefriedigt verlassen.