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Das Buch für Alle.

im Divan und blickte mehr gleichgültig als streng nach
ihm hin; sein Kummer erfüllte sie mehr mit Unbe-
hagen, als mit Thcilnahine, und helfe«: — Helsen konnte

sie ihn: nicht. — Sie hatte ihn nie ernst genommen.
Ein exaltirter Künstler — was weiter? Er wird schon
zur Besinnung kommen! — Jetzt aber schien cs ihr

M 22.
doch rathsam, ihn ernst zu nehmen und ihm damit auch
volle Klarheit zu geben.
„Haben Sie denn kein Wort für mich?" begann er


nach längerer Pause neuerdings, indem er aussprang,
vor sie hintrat und sie nut düsterem Blicke betrachtete.
Sie schien ihm schöner als je in ihren: Sinnen. Es

milderte das Stolze und etwas Harte ihrer Züge, und
dabei trat ein Ausdruck von Müdigkeit und ungestillter
Sehnsucht um ihren Mund so recht hervor

„So sprechen Sie doch!" rief er erregt. „Ein Hund,
der sich vor Ihnen in Dualen krümmen würde, bekäme
ein mitleidiges Streicheln, eine beruhigende Liebkosung
 
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