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gelt ZS.

Das Buch für Alle

flehend, voll Angst vor kaltem Empfang und voll von
namenloser Sehnsucht nach einem freundlichen Will-
kommensworte— war Ida!
„Erich!" stammelte sie in ersticktem Tone, mit
schmerzlich zuckenden Rippen, und streckte ihm die zit¬

ternde Hand entgegen. Und nochmals: „Erich!" mit
jäh hervorquellendcn Thronen in den Augen. „Vergib
mir — ich — ich —-
Die Stimme versagte ihr.
Da wich die Erstarrung, in welche ihn das Traum

hafte, Unglaubliche versetzt. Mit leidenschaftlicher In-
nigkeit schlang er die Arme um die Bebende und Heller
Jubel klang aus seiner Stimme, als er ganz außer
sich vor Glück rief: „Also bist Tu doch gekommen!"
„Ja," hauchte sie, sich an ihn schmiegend. „Ich

Ankes Kerry. (S. 542)


bin gekommen als ein freies Weib. O, Erich, Erich!
Du hast Recht gehabt: die Lebenden haben Recht! Und
hätte ich den Muth nicht gefunden, für Dich zu leben,
an dem: für Dich zu sterben, hätte es mir nicht ge-
fehlt, denn ohne Dich ist mir das Dasein werthlos."
Er blickte sie stumm an.

Aus seinem Auge leuchtete ihr die alte Liebe ent-
gegen, die Liebe, die er niemals überwunden, die er so
lange nur voll Dual und Willenskraft bekämpft.
Da legte sie ihm mit seligem Lächeln die Arme um
den Hals. Er preßte sie innig an sein Herz, küßte ihr voll
Gluth die zarten Lippen und flüsterte erstickt vor tiefster

innerer Bewegung: „Ich litt Unmenschliches, Dich mei-
dend. Doch nun ist Alles, Alles gut."
Und nun zog mit dem höchsten Glücke in Ust''
Seele auch der Friede ein, und sie wußte, daß sttzt
erst der Todte seine Ruhe gefunden habe.
 
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