tjclt 22.
D a s B u ck> f ü r All o.
einem der aufgelegten Journale blätterte, sprang auf
und sagte leise: „Grüß Gott, Vater."
Der Bauer war sprachlos vor Ueberraschung. „Was
thust Du hier, Du ungerathenes Ding!" schnaubte er
sie an.
„Ich hab' meinen Bräutigam begleitet,
Vater."
„Meine Braut, Vefi Kinast," sagte
Toni mit triumphirendem Lächeln: „da
ich Eure Einwilligung bereits hab', brauch'
ich Euch nicht mehr extra um die Hand
Eurer Tochter zu bitten, Haldenbauer."
Der Ueberlistete rang nach Worten.
„Das ist eine Spitzbüberei, eine abgekartete
Geschieht', niemals geb' ich meine Einwilli¬
gung, niemals — meine Tochter heirathet
-en Matthias!"
„Das hätte sie früher thun müssen,"
lachte der Toni, „jetzt ist's zu spät dazu,
und ums einmal mir gehört, Haldenbauer,
das halt' ich fest, weil ich mich auch auf
das Recht versteh', so gut wie Ihr."
„Geh' zum Teufel mit Deinem Recht!"
schrie der Bauer, „mein Mädel ist's, und
ich geb' sie Dir nicht, so wahr ich Quirin
Kinast heiße!"
„Bedenkt, was Ihr geschworen habt,"
entgegnete Toni, ihn bei Seite ziehend,
„ich hab' Euer Wort, und wenn Ihr es
nicht haltet —"
„Willst Du mir drohen!"
„Nein, nein, aber" — er dämpfte seine
Stimme und neigte seinen Mund nahe
zum Ohre des Haldenbauern — „wenn
Ihr nicht Euer Wort einlöst, so erzähl'
ich den Zeugen da draußen, wie Ihr
Euren Prozeß gewonnen habt!"
„Himmel-Herrgott, still," flüsterte der
Bauer, „daß Du reinen Mund hältst, oder
es soll —"
„ uns Euer Segen in den heiligen
Ehestand begleiten," fiel Toni ein, „wie
Jhr's versprochen. Und was die Aus-
steuer betrifft —"
„Du sollst sie haben," sagte der Bauer
plötzlich, da er einsah, daß ihm kein an-
derer Ausweg blieb, „der Matthias mag
sich eine Andere suchen."
„Pater, ist's wahr, Du gibst Deine
Einwilligung!" ries Vefi, hochroth vor Freude. „O, Du
wirst sehen, ich hab' keine schlechte Wahl getroffen, mein
Toni ist ein fleißiger, braver Bursch, den ich schon lange
gern' hab', seit ich .da droben in Lech —. —"
„Was, da oben am Thannberg bist gesteckt, Mä-
del? Da hält' ich Dich freilich nicht gesucht."
„Im .Adler', bei dem Vetter meiner Mutter, Vater."
„Und da hast Du den Toni kennen gelernt, den
Spitzbuben, den
„Es hat doch sein Gutes," fiel der Toni lachend
Cßall'emel-Dacour,
der neue französische Senatspräsideitt. (S 566)
ein, „das Prozessiren! Hätt's meiner Tag nicht geglaubt,
daß das Gericht Einem Glück bringen könnt !"
„Und daß man sich einen Schwiegersohn zusammen
prozessiren muß," fügte jetzt ebenfalls lachend der Hal-
denbauer hinzu, der heute seinen freudigsten Tag erlebte.
„Schlau habt ihr's angefangen, ihr Sappermenter, und
weil's denn sein muß, so wollen wir gleich heut' Ver-
lobung feiern. Ter Wirth und Ver Nachbar sind unsere
Gäste, >ind für Essen und Trinken muß der Posthalter
sorgen. Kommt, jetzt gehen wir hinein! Aber die
Geschieht', wie Alles gekommen ist, bleibr
unter uns: sic werden zwar lange Gesichter
machen, die da drinnen, und der Matthias,
aber was sie auch denken mögen, Eines
können sie doch nicht leugnen, daß ich Recht
behalten hab' in meinem Prozeß."
Er wollte zur Thür gehen, aber Vefi
hing sich an ihn und hielt ihn zurück.
„Vater, da wir einmal am Versprechen
find, mußt Dlt mir heut' auch ein Verspre-
chen geben, es ist wegen dem Prozessiren:
heut' ist's einmal gut gegangen, aber ein
anderes Mal —"
„Hast recht, Mädel," sagte der Halden-
bauer brummend, „viel Glück ist nicht da-
bei, auch heut' nicht, denn weil ich meinen
Prozeß gewonnen hab', hab' ich meine
Tochter verspielen müssen."
„Und ich hab' verloren und das Beste
dabei gewonnen!" lachte der Toni und
drückte dem Mädchen rasch einen feurigen
Kuß aus den Mund. „Aber recht hat die
Vefi schon, und das Versprechen darfst
uns noch zur Aussteuer hinzugeben, Hal-
denbauer, daß Du nie mehr vor Gericht—"
„Also," sagte der Bauer lind ergriff
die Hände der Beiden, „damit ihr heute
ganz froh und zufrieden seid, ivie ich es
bin, so geb' ich euch halt das Versprechen,
daß heute mein letzter Prozeß gewesen
sein soll!"
Vie Vorstellung der ÄkkuMt'ginnen
auf dem deutschen Geogrnscheutage
in Stuttgart.
j^>ohl den interessantesten Moment des im
Anfang April zu Stuttgart abgehaltenen
und zahlreich besuchten deutschen Geographen-
tages bildete die Vorstellung der beiden Akka
Zwerginnen, die vr. Franz Stuhlmann, der
um die Wissenschaft so verdiente ehemalige
Begleiter Emin Pascha's, aus den Wald-
regionen von Centralafrika nach Europa ge-
bracht hat. Schon die alten griechischen Dichter melden von
sagenhaften Zwergvölkern Jnnerafrika's, und das spätere Alter-
thum gewann sogar eine ziemlich genaue Kenntnis; dieser
„Pygmäen". Im Mittelalter ging diese Kunde wieder ver-
loren, und erst in den letzten Jahrzehnten brachten Reisende
genaue Nachrichten über wandernde Zwergvölker im „dunklen
Erdtheil", die in den Wäldern von Centralafrika, südlich vom
Hrögrotzkerzog Wilhelm von Lu.rcmburg und seine Arant, Arinzesstn Maria Anna von Ara ganz«. (S. 866)
D a s B u ck> f ü r All o.
einem der aufgelegten Journale blätterte, sprang auf
und sagte leise: „Grüß Gott, Vater."
Der Bauer war sprachlos vor Ueberraschung. „Was
thust Du hier, Du ungerathenes Ding!" schnaubte er
sie an.
„Ich hab' meinen Bräutigam begleitet,
Vater."
„Meine Braut, Vefi Kinast," sagte
Toni mit triumphirendem Lächeln: „da
ich Eure Einwilligung bereits hab', brauch'
ich Euch nicht mehr extra um die Hand
Eurer Tochter zu bitten, Haldenbauer."
Der Ueberlistete rang nach Worten.
„Das ist eine Spitzbüberei, eine abgekartete
Geschieht', niemals geb' ich meine Einwilli¬
gung, niemals — meine Tochter heirathet
-en Matthias!"
„Das hätte sie früher thun müssen,"
lachte der Toni, „jetzt ist's zu spät dazu,
und ums einmal mir gehört, Haldenbauer,
das halt' ich fest, weil ich mich auch auf
das Recht versteh', so gut wie Ihr."
„Geh' zum Teufel mit Deinem Recht!"
schrie der Bauer, „mein Mädel ist's, und
ich geb' sie Dir nicht, so wahr ich Quirin
Kinast heiße!"
„Bedenkt, was Ihr geschworen habt,"
entgegnete Toni, ihn bei Seite ziehend,
„ich hab' Euer Wort, und wenn Ihr es
nicht haltet —"
„Willst Du mir drohen!"
„Nein, nein, aber" — er dämpfte seine
Stimme und neigte seinen Mund nahe
zum Ohre des Haldenbauern — „wenn
Ihr nicht Euer Wort einlöst, so erzähl'
ich den Zeugen da draußen, wie Ihr
Euren Prozeß gewonnen habt!"
„Himmel-Herrgott, still," flüsterte der
Bauer, „daß Du reinen Mund hältst, oder
es soll —"
„ uns Euer Segen in den heiligen
Ehestand begleiten," fiel Toni ein, „wie
Jhr's versprochen. Und was die Aus-
steuer betrifft —"
„Du sollst sie haben," sagte der Bauer
plötzlich, da er einsah, daß ihm kein an-
derer Ausweg blieb, „der Matthias mag
sich eine Andere suchen."
„Pater, ist's wahr, Du gibst Deine
Einwilligung!" ries Vefi, hochroth vor Freude. „O, Du
wirst sehen, ich hab' keine schlechte Wahl getroffen, mein
Toni ist ein fleißiger, braver Bursch, den ich schon lange
gern' hab', seit ich .da droben in Lech —. —"
„Was, da oben am Thannberg bist gesteckt, Mä-
del? Da hält' ich Dich freilich nicht gesucht."
„Im .Adler', bei dem Vetter meiner Mutter, Vater."
„Und da hast Du den Toni kennen gelernt, den
Spitzbuben, den
„Es hat doch sein Gutes," fiel der Toni lachend
Cßall'emel-Dacour,
der neue französische Senatspräsideitt. (S 566)
ein, „das Prozessiren! Hätt's meiner Tag nicht geglaubt,
daß das Gericht Einem Glück bringen könnt !"
„Und daß man sich einen Schwiegersohn zusammen
prozessiren muß," fügte jetzt ebenfalls lachend der Hal-
denbauer hinzu, der heute seinen freudigsten Tag erlebte.
„Schlau habt ihr's angefangen, ihr Sappermenter, und
weil's denn sein muß, so wollen wir gleich heut' Ver-
lobung feiern. Ter Wirth und Ver Nachbar sind unsere
Gäste, >ind für Essen und Trinken muß der Posthalter
sorgen. Kommt, jetzt gehen wir hinein! Aber die
Geschieht', wie Alles gekommen ist, bleibr
unter uns: sic werden zwar lange Gesichter
machen, die da drinnen, und der Matthias,
aber was sie auch denken mögen, Eines
können sie doch nicht leugnen, daß ich Recht
behalten hab' in meinem Prozeß."
Er wollte zur Thür gehen, aber Vefi
hing sich an ihn und hielt ihn zurück.
„Vater, da wir einmal am Versprechen
find, mußt Dlt mir heut' auch ein Verspre-
chen geben, es ist wegen dem Prozessiren:
heut' ist's einmal gut gegangen, aber ein
anderes Mal —"
„Hast recht, Mädel," sagte der Halden-
bauer brummend, „viel Glück ist nicht da-
bei, auch heut' nicht, denn weil ich meinen
Prozeß gewonnen hab', hab' ich meine
Tochter verspielen müssen."
„Und ich hab' verloren und das Beste
dabei gewonnen!" lachte der Toni und
drückte dem Mädchen rasch einen feurigen
Kuß aus den Mund. „Aber recht hat die
Vefi schon, und das Versprechen darfst
uns noch zur Aussteuer hinzugeben, Hal-
denbauer, daß Du nie mehr vor Gericht—"
„Also," sagte der Bauer lind ergriff
die Hände der Beiden, „damit ihr heute
ganz froh und zufrieden seid, ivie ich es
bin, so geb' ich euch halt das Versprechen,
daß heute mein letzter Prozeß gewesen
sein soll!"
Vie Vorstellung der ÄkkuMt'ginnen
auf dem deutschen Geogrnscheutage
in Stuttgart.
j^>ohl den interessantesten Moment des im
Anfang April zu Stuttgart abgehaltenen
und zahlreich besuchten deutschen Geographen-
tages bildete die Vorstellung der beiden Akka
Zwerginnen, die vr. Franz Stuhlmann, der
um die Wissenschaft so verdiente ehemalige
Begleiter Emin Pascha's, aus den Wald-
regionen von Centralafrika nach Europa ge-
bracht hat. Schon die alten griechischen Dichter melden von
sagenhaften Zwergvölkern Jnnerafrika's, und das spätere Alter-
thum gewann sogar eine ziemlich genaue Kenntnis; dieser
„Pygmäen". Im Mittelalter ging diese Kunde wieder ver-
loren, und erst in den letzten Jahrzehnten brachten Reisende
genaue Nachrichten über wandernde Zwergvölker im „dunklen
Erdtheil", die in den Wäldern von Centralafrika, südlich vom
Hrögrotzkerzog Wilhelm von Lu.rcmburg und seine Arant, Arinzesstn Maria Anna von Ara ganz«. (S. 866)