Heſt 3.
Das DuDd jür Ailke.
83
um ihnen dieſe Urkunden vorzulegen.
ihr doch mit mir zufrieden ſein?“ fragte
haftem Lächeln.
ſie mit bos-
Wort.
ſein, wenn Du nur die Güte haben. wollteſt, die Schen-
kung dirch Zeugen oder amtlich beglaubigen zu lafjen.“
—
Jedem von euch ein Gut, was wollt ihr denn noch mehr?“
Unpiſſenheit nicht täuſchen, denn fie hatten e3 bereits
ihnen tirieb. Sie hatte durch den Sekretär an dan!
jelben Morgen an die Verwalter beider Güter den Be-
N
Jondern auch die Ernte auf dem Halme zu jedem
Die neuen Veſitzer haͤtten alſo weder Saatkorn für das
folgende Jahr dorgefunden, noch Geld, um ſolches zu
faufen und den Haushalt bis zur nächſten Ernte zu
beſtreiten. Aber fie wußten auch, daß jeder Proteſt
vergeblich ſein würde.
„Nun, wenn ihr zufrieden ſeid, ſo könnt ihr mir
danken!“ fuhr Frau v. Turgenjew dann, ohne San s
Einſpruch weitere Beachtung zu fchenfen, fort, indem ſie
den Söhnen die Hände zum Kuͤſſe hinhielt. Nikolaus
beugte ſich wirklich gehorfam über die ihm gereichte Hand
und entfernte ſich ſtunim. Iwan aber fchien die ihm ent-
Egengeſtreckte Rechte nicht zu bemerken und ſagtẽ ſeiner
Mutter dies einzige Mal im Leben, wenn auch in den
reſpeltvollſten Ausdrücken, was er auf dem Herzen hatte.
Ein furchtbarer Auftritt war die Folge, aber als
das bösartige Weib, das in ihrem ſtakren Eigenwillen
dieſe unwürdige Komödie aufgeführt und ſich aͤllen ver-
Ankunft Kriegsgefangener in Rünchen. (S. 79)
nünftigen Vorſtellungen des Sohnes unzugänglich ge-
zeigt hatte, einige Stuͤnden ſpäter erfuhr, daß die Brüder
abgereist ſeien, ohne von ihr Abſchieb zu nehmen, war
lie außer ſich vor Zorn Sie wußte wohl, daß fie ſich um
den leßzten Reſt von Achlung in den Auͤgen ihrer Kinver
gebracht hatte, und ihre Geſundheit litt ernſtlich darunter.
Als indeſſen Iwan, von dem troſtloſen Zuſtande
der Mutter benachrichtigt, nach einiger Zeit in ihr Haus
zurückkehrte und ſich bei ihr melden ließ, gab ſie keine
andere Antwort, als daß fie ſein auf ihrem Schreibtiſch
ſteheudes Porträt ergriff und zu Boden ſchleuderte, daß
die Splitter des Glafes weit umherfprangen. Das Bild
Elbſt flog in eine Ecke des Gemaͤches, wo es auf ihren
Befehl drei Monate lang liegen blieb.
Als während dieſer Zeit voͤllſtändigſter Entfremdung
die Brüder einmal in Abweſenheit der Mutter in Spoſt-
koje, das an ihrem Wege lag, einſprachen und ſie dies
bei ihrer Heimkehr erfuhr, donnerte ſie dem unglück-
lichen Haushofmeiſter zu:
„Wie kannſt Du Dich unterſtehen, in meiner Ab-
weſenheit Fremde hier einzulaſſen?“ —
Aher es waren doch meine Herren, Mütterchen,“
ſtammelte der alte Mann, an allen Gliedern zittexnd.
Deine Herren! Deine Herren! Du haſt nur einen
Herrn, und das bin ich!“ ſchrie ſie, indem ſie eine Reit
peitſche ergriff und den Uebelthäter kreuzweis über's
Geſicht ſchlug.
Und doch hatte dieſe Frau, die ihrer Umgebung und
ſich ſelbſt Das Leben unerträglich machte, ihre Kinder
in ihrer Art Kieb, wie ihr Tagebuch bepies, Ueber
Iwan finden ſich dort Stellen, wie: „Er iſt meine
Sonne, und wenn er nicht da iſt, verfinſtert ſich der
Horizont,“ — aber nachzuͤgeben und die Unabhängig-
keit der Söhne anzuerkennen vermochte ſie nicht. Selbſt
während ihrer letzten Krankheit wagten die Brüder nur
im Dunkeln an die Fenſter des Hauſes zu klopfen, um
nad) dem Befinden der Mutter zu fragen, und erſt am
Vorabend ihres Todes, der in Moskau erfolgte, ließ
ſie den in dex Stadt anweſenden Nikolaus zu ſich rufen.
Er kniete neben ihrem Lagex nieder, ſie 30g ihn mit
ihon ſchwacher Hand zu fich, küßte ihn und rief in
flehendem Tone: „Iwan, Iwan!“ Nikoͤlaus ſchickte ſo-
gleich nach dem Bruder, aber als er ankam, hatte ſie
die Augen bereits für immer geſchloſſen. *
Nexkwürdigerweiſe war die Hingeſchiedene, bei aller
ihrer his zur Tobfucht geſteigerten Heftigkeit, ihrer
Herrſchſucht und launenhaften Grauſamkeit, ſogar. von
denen, die darunter am meiſten gelitten hatten, geliebt.
Ihre Söhne knieten in heißen Thränen an ihrem Sarge,
und ihre Leute pflegten ihr noch lange nachzurühmen:
„Sie war doch eine wirkliche Herrin, die zu befehlen
verſtand, wie keine Andere.“
A aun igfaltig es. Gahdruͤck verboten.)
Eine eſſene Autwort. Der berühnte italienifche
Bildhauer Antonio Canova ſtand in großem Anſehen bei
Napoleon L, der ihn (1802) nach Paris gerufen und oft um
ſich hatte. Als Napoleon ſich von ſeiner erſten Gemahlin
Joſephine ſcheiden ließ und ſich mit der Erzherzogin Maria
Luiſe pon Oeſterreich verband, unterließ Canova es, ihm zu
gratuliren, Napoleon bezeigte dem Künſtler ſeine Verwunde-
rung darüber.
„Soll ich Eurer Majeſtät dazu Glück wünſchen, daß Sie
ſich von Ihrem Glück haben ſcheiden laſſen?“ antwortete
Canova. H. G.
Retalliſche Bogelneſter ſind in der Schweiz und Süd-
frankreich nicht allzu ſelten in der Nähe großer Uhrenfabliken.
anzutxeffen.. Gewöhnlich ſind es Schwalben, welche die Ab-
fälle der in den Uhrenfabriken verarbeiteten Metalle; Eiſenfeil-
päne und Spixalentheilchen, aus dem Kehricht aufleſen und
ſie beim Bau ihrer Nefter benützen. Zuweilen findet man
Schwalhenneſter, die nahezu ganz aus Metalltheilen zuſammen-
geſetzt ſind. Mz.
Bedenßliches Cob. — Ein Schauſpieler dritten Ranges,
der ſich aber viel auf ſeine Leiſtungen zu Gute that, fragte
einmal den berühmten Berliner Kriliker Rellſtab, wie er ihn
als Geiſt von Hamlet's Vater gefunden habe.“
Ueberaus natürlich,“ erwiederte Rellſtab lächelnd. Sie
ſpielten den Geiſt in der That ... zum Entiepen!“ U
Das DuDd jür Ailke.
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um ihnen dieſe Urkunden vorzulegen.
ihr doch mit mir zufrieden ſein?“ fragte
haftem Lächeln.
ſie mit bos-
Wort.
ſein, wenn Du nur die Güte haben. wollteſt, die Schen-
kung dirch Zeugen oder amtlich beglaubigen zu lafjen.“
—
Jedem von euch ein Gut, was wollt ihr denn noch mehr?“
Unpiſſenheit nicht täuſchen, denn fie hatten e3 bereits
ihnen tirieb. Sie hatte durch den Sekretär an dan!
jelben Morgen an die Verwalter beider Güter den Be-
N
Jondern auch die Ernte auf dem Halme zu jedem
Die neuen Veſitzer haͤtten alſo weder Saatkorn für das
folgende Jahr dorgefunden, noch Geld, um ſolches zu
faufen und den Haushalt bis zur nächſten Ernte zu
beſtreiten. Aber fie wußten auch, daß jeder Proteſt
vergeblich ſein würde.
„Nun, wenn ihr zufrieden ſeid, ſo könnt ihr mir
danken!“ fuhr Frau v. Turgenjew dann, ohne San s
Einſpruch weitere Beachtung zu fchenfen, fort, indem ſie
den Söhnen die Hände zum Kuͤſſe hinhielt. Nikolaus
beugte ſich wirklich gehorfam über die ihm gereichte Hand
und entfernte ſich ſtunim. Iwan aber fchien die ihm ent-
Egengeſtreckte Rechte nicht zu bemerken und ſagtẽ ſeiner
Mutter dies einzige Mal im Leben, wenn auch in den
reſpeltvollſten Ausdrücken, was er auf dem Herzen hatte.
Ein furchtbarer Auftritt war die Folge, aber als
das bösartige Weib, das in ihrem ſtakren Eigenwillen
dieſe unwürdige Komödie aufgeführt und ſich aͤllen ver-
Ankunft Kriegsgefangener in Rünchen. (S. 79)
nünftigen Vorſtellungen des Sohnes unzugänglich ge-
zeigt hatte, einige Stuͤnden ſpäter erfuhr, daß die Brüder
abgereist ſeien, ohne von ihr Abſchieb zu nehmen, war
lie außer ſich vor Zorn Sie wußte wohl, daß fie ſich um
den leßzten Reſt von Achlung in den Auͤgen ihrer Kinver
gebracht hatte, und ihre Geſundheit litt ernſtlich darunter.
Als indeſſen Iwan, von dem troſtloſen Zuſtande
der Mutter benachrichtigt, nach einiger Zeit in ihr Haus
zurückkehrte und ſich bei ihr melden ließ, gab ſie keine
andere Antwort, als daß fie ſein auf ihrem Schreibtiſch
ſteheudes Porträt ergriff und zu Boden ſchleuderte, daß
die Splitter des Glafes weit umherfprangen. Das Bild
Elbſt flog in eine Ecke des Gemaͤches, wo es auf ihren
Befehl drei Monate lang liegen blieb.
Als während dieſer Zeit voͤllſtändigſter Entfremdung
die Brüder einmal in Abweſenheit der Mutter in Spoſt-
koje, das an ihrem Wege lag, einſprachen und ſie dies
bei ihrer Heimkehr erfuhr, donnerte ſie dem unglück-
lichen Haushofmeiſter zu:
„Wie kannſt Du Dich unterſtehen, in meiner Ab-
weſenheit Fremde hier einzulaſſen?“ —
Aher es waren doch meine Herren, Mütterchen,“
ſtammelte der alte Mann, an allen Gliedern zittexnd.
Deine Herren! Deine Herren! Du haſt nur einen
Herrn, und das bin ich!“ ſchrie ſie, indem ſie eine Reit
peitſche ergriff und den Uebelthäter kreuzweis über's
Geſicht ſchlug.
Und doch hatte dieſe Frau, die ihrer Umgebung und
ſich ſelbſt Das Leben unerträglich machte, ihre Kinder
in ihrer Art Kieb, wie ihr Tagebuch bepies, Ueber
Iwan finden ſich dort Stellen, wie: „Er iſt meine
Sonne, und wenn er nicht da iſt, verfinſtert ſich der
Horizont,“ — aber nachzuͤgeben und die Unabhängig-
keit der Söhne anzuerkennen vermochte ſie nicht. Selbſt
während ihrer letzten Krankheit wagten die Brüder nur
im Dunkeln an die Fenſter des Hauſes zu klopfen, um
nad) dem Befinden der Mutter zu fragen, und erſt am
Vorabend ihres Todes, der in Moskau erfolgte, ließ
ſie den in dex Stadt anweſenden Nikolaus zu ſich rufen.
Er kniete neben ihrem Lagex nieder, ſie 30g ihn mit
ihon ſchwacher Hand zu fich, küßte ihn und rief in
flehendem Tone: „Iwan, Iwan!“ Nikoͤlaus ſchickte ſo-
gleich nach dem Bruder, aber als er ankam, hatte ſie
die Augen bereits für immer geſchloſſen. *
Nexkwürdigerweiſe war die Hingeſchiedene, bei aller
ihrer his zur Tobfucht geſteigerten Heftigkeit, ihrer
Herrſchſucht und launenhaften Grauſamkeit, ſogar. von
denen, die darunter am meiſten gelitten hatten, geliebt.
Ihre Söhne knieten in heißen Thränen an ihrem Sarge,
und ihre Leute pflegten ihr noch lange nachzurühmen:
„Sie war doch eine wirkliche Herrin, die zu befehlen
verſtand, wie keine Andere.“
A aun igfaltig es. Gahdruͤck verboten.)
Eine eſſene Autwort. Der berühnte italienifche
Bildhauer Antonio Canova ſtand in großem Anſehen bei
Napoleon L, der ihn (1802) nach Paris gerufen und oft um
ſich hatte. Als Napoleon ſich von ſeiner erſten Gemahlin
Joſephine ſcheiden ließ und ſich mit der Erzherzogin Maria
Luiſe pon Oeſterreich verband, unterließ Canova es, ihm zu
gratuliren, Napoleon bezeigte dem Künſtler ſeine Verwunde-
rung darüber.
„Soll ich Eurer Majeſtät dazu Glück wünſchen, daß Sie
ſich von Ihrem Glück haben ſcheiden laſſen?“ antwortete
Canova. H. G.
Retalliſche Bogelneſter ſind in der Schweiz und Süd-
frankreich nicht allzu ſelten in der Nähe großer Uhrenfabliken.
anzutxeffen.. Gewöhnlich ſind es Schwalben, welche die Ab-
fälle der in den Uhrenfabriken verarbeiteten Metalle; Eiſenfeil-
päne und Spixalentheilchen, aus dem Kehricht aufleſen und
ſie beim Bau ihrer Nefter benützen. Zuweilen findet man
Schwalhenneſter, die nahezu ganz aus Metalltheilen zuſammen-
geſetzt ſind. Mz.
Bedenßliches Cob. — Ein Schauſpieler dritten Ranges,
der ſich aber viel auf ſeine Leiſtungen zu Gute that, fragte
einmal den berühmten Berliner Kriliker Rellſtab, wie er ihn
als Geiſt von Hamlet's Vater gefunden habe.“
Ueberaus natürlich,“ erwiederte Rellſtab lächelnd. Sie
ſpielten den Geiſt in der That ... zum Entiepen!“ U