Heft 4.
—— BuH {nr NMiILeE
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Nichts iſt ſchrecklicher, nichts verderblicher für einen
größeren Truppenkörper, als ein abgeſchlagener Sturm,
weil nicht nur die vergeblichen Opfer, die Verwundeten,
den Feind überlaſſen werden müſſen, ſondern auch kein
Fuhrerwort, kein Kommando die Truppen zum Rückzug
ordnen und in Sicherheit bringen kann! Statt geord-
neter Regimenter und Bataillone verbleiben nach einen
Abgeſchlagenen Sturm nur ermattete, entmuthigte und
aufgelöste Haufen, die wild da- und dorthin ausein-
ander fliehen.
Davon blieb man bei Ste. Marie aur Chenes ver-
ſchont Der Sturm gelang vollſtändig! So tapfer
— und hartnäckig ſich die Franzoſen dem heranrückenden
— Feind hinter ihren Deckungen erwieſen hatten, ſo wenig
Widerſtand zeigten ſie im Kampfe Mann gegen Mann!
In wilder Flucht und in regelloſen Hauͤfen ſtürzten
ſie maſſenweiſe nach den rückwärts gelegenen Ausgängen
des Dorfes, durch Gärten und Aeckel flohen fie vor
den andringenden Regimentern der Deutſchen, überall
wohin ſie kamen, Beſtürzung, Angſt und Schrecken
— verbreitend; kleine Trupps von Zehn und Zwanzig riſſen
Hunderte mit fort, und bald war die Fluͤcht allgemein;
daz „Sauye qui peut!“, was den Fraͤnzoſen ſo leicht
auf der Zunge liegt, wenn einmal etwas ſchief geht,
brach jeden Widerſtand. Viele warfen die Waffen weß
und gaben ſich gefangen.. Dem Lieutenant Dahlitz,
der als der Erſten einer mit hochgeſchwungenem Dẽgen
in das Dorf eindrang, fiel, als er von einer Garten-
mauer herabſprang, ein baumlanger franzöſiſcher In-
fanteriſt direkt in die Arme. Wüthend packte er den
Kerl bei der Gurgel und wollte ihn eben niederhauen,
als der Mann mit zitternden Lippen, Todesangſt in
den Zügen, flehte: „Prisonnier, prisonnier!“
Da merkte der Lieutenant erſt, daß er einen Ge-
fangenen gemacht.
Aehnliche Scenen kamen vielfach vor. Einzelne
Soldaten machten Dutzende von Gefangenen, ſo 'ſehr
waͤren die Leute in Todesangſt verſetzt worden durch
die finſtere, unwiderſtehliche Gewalt der ſtürmenden
deutſchen Truppen. In den Häuſern, wo die kämpfen-
den Franzoſen überraſcht wurden, ſchlugen dieſe ihre
eigenen Kameraden nieder, wenn ſie nicht die Waffen
ſtrecken wollten, aus Furcht, die Deutſchen könnten
keinen Pardan geben, ſo lange aus dem betreffenden
Haus noch Schüſſe fielen. Andererſeits kam es aber
auch vor, daß Franzoſen, die bereits gefangen und ent-
waffnet waren in der Wuth irgend einen der herum-
liegenden Chaſſepots ergriffen und auf ihre Bedeckung
Feuer gaben. Dieſe wurden natürlich ſofort erſchoſſen.
Der Rückzug der Franzoſen wandte ſich nach den
Dörfern St Ail, Roncourt und heſonders nach dem
hochgelegenen, ſtarkhefeſtigten St. Privat Ia Montagne.
Die ſächſiſche Kavallerie übernahm die Verfolgung der
fliehenden Feinde, und die Regimenter wären wohl
gaͤnzlich aufgerieben worden, wenn nicht die franzöſiſche
Artillerie den Rückzug gedeckt und den Verfolgern ſo
energiſch zugeſetzt hätte, daß ein weiteres Nachſetzen
unterbleiben mußte.
Kaum war das Dorf Ste. Marie aux Chenes im
Lutſchen Beſitz ſo rückten daſelbſt auch ſchon fliegende
Sanitätskolonnen der verſchiedenen Truppentheile ein,
um die Verwundeten, Freund und Feind, zu verbinden
und ihrem weiteren Beſtimmungsort zuzuführen.
Der junge Aſſiſteuzarzt Hendrich, dex den Stürmen-
den hart auf dem Fuße folgend im Schweiße ſeines
Angeſichts und mitten im Kugelregen ſeine Pflicht
gethan, indem er den Verwundeten den erſten Verband
anlegte und ſchwer Verwundete nach dem Feldlazareth
übermies, betrat das erſtürmte Dorf zum erſten Male
in der Nähe der Kirche. Es ſah fürchterlich aus. Die
Kirche ſteckte voll von Gefangenen, die Häuſer, waren
arg mitgenommen oder ganz demolirt, überall lagen
Waffen, Torniſter, Verwundete und Todte herum.
Einige Soldaten vom Bataillon ſeines Onkels rannten
vorüber.
„Wo ijt Hauptmann Weinhold?“ ſchrie er ſie an.
Wir wiſſen es nicht. Wir ſuchen eben unſer Ba-
taillon,“ ſchallte es zurück.
Max war beſter Hoffnung voll. Er hatte ſeinen
Onkel bisher weder unter den Gefallenen, noch unter
den Verwundeten entdecken können. Er wußte alſo
noch bei der Truppe ſein, nur waren die Regimenter
beim Sturm ſo durcheinander gekommen, daß man
Mühe hatte, die einzelnen Truppentheile wieder zu
ordnen. Es war alſo ganz unmöglich, ſich über das
Zchickſal des Einzelnen zu vergewiſſern. Eben hatte
Mar einem jungen Franzoſen einen Nothverband an-
geleat. Der Nermite — ein blutjunger Menſch von
außerordentlich feinem, zartem Gliederbau und tadel-
loſer Eleganz in der Wäſche und Uniform — hatte
einen zerſchmetterten Knöchel. Der Arzt ſah auf den
erſten Blick, daß der Fuß verloren war. Er machte
nur den Verband, um Ddie Blutung zu ſtillen und
Eiterung und Brand zu verhindern. Aber vexgebens
ſah er ſich nach Krankenträgern um, die den Schwer-
verwundelen nach dem fliegenden Lazareth bringen
|fonnten. Und er konnte ihn hier nicht amputixen.
Er hatte keine Inſtrumente und kein Material. Und
doch mußte der junge Menſch, der gewiß aus ſehr guter,
vornehmer Familie war, fort. Es ging um Leben und
Zod, wenn jich die Amputation zu lange verzögerte.
Wieder liefen einige Soldaten vorbei.
„Häſſel, Häſſel!“ rief er den Einen an.
E3 war in der That der junge Burgſaßhäuſer.
„„Hier, lade den Mann auf Deine Schulter,“ befahl
ihm der Arzt, „und trage ihn nach dem Lazareth, das
Du dort ſiehſt. Thu's aus Chriftenpflicht. Er wird
Dir's danken. Du kannſt in einer Viertelſtunde wieder
hier ſein.“
Der Verwundete jammerte und ſchrie entſetzlich und
machte, als man ihn nicht verſtand, ungeduldige geichen.
„Immer nur vorwärts, nur fort,“ ſchrie Max dem
Soldaͤten wieder zu, „wir können nicht bei Jedem ſtehen
bleiben. Ich muß weiter. Da liegen noch Viele.“
Kaum zehn Schritt weiter lag ein Mann in der
einem Menſchen, aus deſſen bleichem, todtenähnlichem
Geſicht eine ungeheure Naſe ragte.
„Heinrich!“ ſchrie der Aſſiſtenzarzt überraſcht, „um's
Himmels willen, was iſt mit Dir? Todt? Wirklich todt
oder nur ohnmächtig?“
Es war wirklich Naſenheinrich, der in ſeiner ganzen
ungeheuren Länge auf der Straße lag, Kopf und Ober-
körper halb an Linen Prellſtein gelehnt. Er ſchien todt
zu ſein. Sein Helm war ihm vom Kopfe gefallen und
lag, arg mit Beulen zugerichtet, neben ihm, die Haare
waren ſchweißig verklebt und am Oberſchenkel Blut-
ſpuren, Mar unterfuchte ihn und überzeugte ſich, daß
er noch nicht todt war. Sein Puls ging noch, und
auch die Bruſt athmete ſchwach und kaum merklich, aber
5 war doch noch Leben in ihm. Er ſuchte nach einer
Wunde, aber er fand keine. Erſt als er die Blutſpuren
am Schenkel entdeckte, ſah er auch eine allerdings breite,
große und ſtarkblutende, aber durchaus ungefährliche
Fleiſchwunde am rechten Oberſchenkel, die etwa von
einex irgendwo abgeprallten, maͤtten Kugel herrühren
mochte Mit außeroͤrdentlicher Geſchwindigkeit und Ge-
ſchicklichkeit verband er die Wunde, waͤhrend deſſen
erwachte Heinrich aus ſeiner Ohnmacht und fah fich
höchſt verwundert um.
„Was iſt? fragte er erſtaunt. „Wo bin ich? Sind
Sie es, Herr Doktor?“
„Wie fühlen Sie ſich, Heinrich?“
„Ich befinde mich wohl. Was machen Sie da?
Bin ich verwundet?“
„Nur ruhig, Heinxich, es iſt nichts. Wir ſind gleich
fertig. Wie iſtis gekommen?“ fragte Max, mehr um
ihn zu beſchäftigen, um ihn von ſeiner Hantirung
abzulenken, als aus Neugierde, weil er wußte, daß dié
eigenen Wunden den Kranken am ſchrecklichſten auf-
regen und leicht neue Ohnmachten herbeiführen.
„Ich weiß von nichts, Herr Doktor. Wir rannten
und ſchrien Hurrah, und rannten immer weiter, bis
wir endlich die Kerle hatten und zum Dorfe hinaus-
warfen. Ich fühlte wohl, wie mir etwas Warmes am
Beine hinunterrieſelte, aber ich achtete nicht darauf.
Auf einmal war es aus. Ich muß hingefallen ſein,
Dieſe Erzählung, ſo ſonderbar ſie klang, ſtimmte
zu der Anſicht des Arztes. Heinrich hatte einen Schuß
bekommen, aber in der Aufregung des Kampfes nichts
davon geſpürt, bis er endlich vor Ueberanſtrengung,
Hitze und Blutverluſt in Ohnmacht gefallen war.
„Iſt es denn ſchlimm, Herr Doktor?“
„Es iſt nichts, Heinrich.“
„Wiſſen Sie, es iſt nicht meinetwegen, Herr Doktor,
es iſt von wegen des Jungen, Sie wiſſen ja, und
wegen Lieschens. Sie iſt doch noch gar zu jung ...“
„Wenn ich Ihnen ſage, es iſt nichts, Heinrich.
„Na, der Junge wird's Ihnen einſt vergelten, Herr
Doktor, wenn ich es nicht mehr kann.“ *
‚Unſinn! Jetzt ſtellen Sie ſich mal auf die Füße.
Geht's?“ —
Heinxich ſtand ohne große Beſchwerden auf. Schwach
war er ja noch, und ein fürchterlicher Durſt plagte ihn.
Aber er ſtand! *
„Es geht, Herr Doktor. Der Himmel vergelt's
Ihnen, was —— —
* „Reden Sie keinen Unſinn. Pflicht iſt Pflicht.
Gehen Sie nach dem Lazareth und melden Sie ſich
als leicht verwundet.“ Gortfehung folgt.)
Das Schwalbenneſt.
(Siehe das Bild auf Seite 85.)
ie Schwalben ſind ſo rechte Hausgenoſſen; die Spatzen
D werden zwar auch zutraulich und betrachten das Haus,
in welchem ſie ihr Neſt gebaut, als Heim. Dieſe Vögel ſind
jedoch frech, zänkiſch und unverſchämt, ſie haben nicht die ge-
müthliche Art der Schwalben und führen nicht ein ſe hübſches,
anmuthendes Familienleben., Auf unſerew Bilde S. 85 zeigt
eine junge Muͤtter ihrem Kinde, wie die Schwalbenmutter an
dem Nefte über dem Fenſter ihre Jungen füttert; unexmüdlich
zwitſchern und ſchreien die gelben hungrigen Thierchen nach
Nahruͤng und ſperren ihre Schnahel auf. „Gerade wie Du,
Hans, ſiehſt Du es?“ ſpricht die Mutter zu dem kleinen
Juben, „und ich bringe Dir auch ſo die Nahrung; nur biſt
Du ſchon groß und kaͤnnſt mit dem Löffel Dein Futter Dir
allein zum Schnäbelchen führen. Ja, Du kannſt ſtolz ſein;
auf das neue Jäckchen. Das thun wieder die kleinen Schwalben
nicht; daran kannſt Du Dir ein Beiſpiel nehmen.“ Häns-
Hen ſtaunt und betrachtet ſich ſehr genau die Fütterung im
Leſte. Er möchte keine Fliegen, Mücken und Raupen zum
Frühſtück haben. Ein ſolches Idyll aus dem Familienleben
veranſchaulicht lieblich unſere Illuſtration.
die Fahrt Napoleon's III. in die Gefangenſchaft.
Siehe das Bild auf Seite S8 und 89.)
2 iſt eine ſchloßartige Villa, halbwegs zwiſchen Sedan
und Donchéry, kaum fünfhundert Schritte rechis von der
Chauſſee. Hier fand am 2. September 1870 von 2 bis 21 Uhr
Nachmittags die Unterredung zwiſchen König Wilhelm I. und
dem ſo tief gefallenen Kaiſer der Franzoſen ſtatt, der ſich ihm
als Kriegsgefangener übergeben Hatte. Der König theilte
Napoleon III. im Laufe des Geſbräches mit, daß er ihnı,
wenn es ihm gefalle, das Schloß Wilhelmshöhe bei Kaffel
zum Wohnſitze anweiſen werde, was der Kaiſer annahm Anı
3. September, Morgens 9 Uhr, reiste Napoleon von dem
Schlößchen Bellevue ab, um ſich über Belgien, Aachen und
Köln nach Wilhelmshöhe zu begeben. Cr traͤt ſeine Reife
faſt zur nämlichen Stunde an, zu der die entwaffneten
Bataillone der Franzoſen aus Sedan marſchirten, um in das
Lager von Glaire abzugehen. Der entthronte Kaiſer fuhr.
zunächſt allein in einem geſchloſſenen Wagen, dem ein offener
Jagdwagen mit vier höheren Offizieren und weiterhin noch
eine ganze Reihe von Equipagen fölgte. Die Eskorté bilvete
eine Schwadron der ſchwaͤrzen Hufaren. Die Fahrt ging
von Frénois über Givonne nach der belgiſchen Grenze und
kreuzte unterwegs die Straße, auf der die in der Schlacht
ſelbſt (nicht infolge der Kapitulation) gefangenen Soldaten
der Armee von Chaͤlons nach den Sammelplätzẽn bei Donchéry
gehracht wurden. Sie empfingen den ſcheinbaͤr theilnahmoͤlos
und gleichgiltig im Wagen daſitzenden „Mann von Sedan“
mit Schmähungen und Verwünſchungen während des Voruͤber-
fahrens. Dieſen Moment ſtellt unfer nach der Skizze eines
Augenzeugen gefertigtes Bild auf S. S3 und 89 dar. Das
letzte franzöſiſche Dorf, welches der Kaiſer paſſirte, war La
Chapelle, von dem eine kleine Steinbrücke auf belgiſches Gebiet
hinüberführt Hier empfingen belgiſche Ulanen unter Oberſt
Chazal den Gefangenen und bildeten ſtatt der zurückgebliebenen
preußiſchen Huſaxen die Eskorte nach Bouillon. Deutſcher-
ſeits hatten ihn General v. Boyen, Graf v. Lhnar und einige
andere Offiziere zu geleiten. In dem kleinen Städtchen
Bhuillon, wo einſt Gottfried von Bouillon bis zu ſeinem Zuͤge
in's heilige Land reſidixte, wurde übernachtet; am 4. Seß-
tember gegen Mittag fuhr der Kaiſer von dort wieder weiter
his Verviers, wo das zweite Nachtquartier genommen wurde.
Hier hatten die Arbeiler zuerſt Luſt, ihm eine Katzenmuſik
zu bringen, nachdem ihnen der Maire aber vorgeſtellt hatte,
man müſſe das Unglück achten, auch wenn es ein ſelbſt?
verdientes ſei, verhielten ſie ſich ruhig und würdig. Am
Vormittage des 5. September wurde die Fahrt über Aachen
und Köln Fortgeſetzt, worauf Abends die Ankunft in Kaſſel
erfolgte. Der Extrazug der Main-Weſerbahn erreichte von
Gießen nach 9'/2 Uhr die Station Wilhelmshöhe. Da Napoleon
ein regierender Monarch angeſehen werden ſollte, ſo hatten
ſich die oberſten Civil- und Militärbehörden in großer Uniform
zum Empfange eingefunden. Eine Kompagnie Infanterie war
als Ehrenwache aufgeſtellt, ein Huſarendetachement ſperrte
den Zugang zur Station ab. Als der Kaiſer, den ſein
Generaladjutant Reille und die gleichfalls kriegsgefangenen
Generale Felix Douay und Lebrun begleiteten, ausſtieg,
präſentirte die Ehrenwache vor ihm, und es wurden ihm
die anweſenden Behörden vorgeſtellt, mit denen er ſich meiſtens
in deutſcher Sprache unterhielt. Er war in voller Generals-
uniform, aber ohne Degen, die Bruſt mit Orden und das
Haupt mit dem franzöſiſchen Militärkäppi bedeckt! Auf
Wilhelmshöhe führte der gefangene Kaiſer ein ſehr zurück
gezogenes Leben; die Kaiſerin Eugenie kam von Ehiſelhurſt
zum Beſuch, blieb aber nux 24 Stunden. Nach 6'/zmonat-
lichem Aufenthalt verließ Napoleon das Schloß wieder, um
ſich Arelt nach England zu begeben, wo er ſeinen Wohnſitz
auf Schloß Chiſelhurſt nahm, das er nicht wieder verlaſſen
ſollte.
Gzelot und Uachtaffe.
Siehe das Bild auf Seite 93.)
atzen im engeren Sinye werden alle die kleineren Arten
dieſer äußerſt zahlreichen Raupthierfamilie genannt, die
im Allgemeinen unferer Hauskatze ähneln. Dazu gehören die
Pardelkatzen, deren bekannteſtes Mitglied der in Mittelamerika,
dem Norden von Südamexika und im ſüdlichen Theile der
Vereinigten Staaten vorkommende Ozelot iſt. An Lejbes-
umfang kommt er unſerem Luchs gleich, ſteht aber an Hoͤhe
weit hinter ihm zurück, Sein dichter, bunter Relz iſt hübſch
gezeichnet; die Grundfärbung iſt oben ein hräunliches Grau
oder Röthlichgelbgrau, unten ein gelbliches Weiß. Die
Weibchen unterſcheiden ſich von den Männchen durch ſchwächere
Färbung der ſchwarzen Flecken und kreisförmig geſtellte Punkte
auf den Schultern und dem Kreuz. Der Ogelot haust am
liebſten in ausgedehnten Waldungen, wo er den größten Theil
des Tages ſchlafend zubringt, in ſich zuſammengerolltz da-
liegend, gleich unſexen Hausfagen. Ein beftimmtes Lager
ſcheint ex nicht zu hahen; oft IOläft ev in hohlen Bäumen
oder zwiſchen undurchdringlichem Geſtrüpp, immer aber in
dem dunkelſten Theile des Waldes. Gegen Abend wird der
Ozelot unruͤhig und bleibt nun die ganze Nacht auf. Er iſt
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Nichts iſt ſchrecklicher, nichts verderblicher für einen
größeren Truppenkörper, als ein abgeſchlagener Sturm,
weil nicht nur die vergeblichen Opfer, die Verwundeten,
den Feind überlaſſen werden müſſen, ſondern auch kein
Fuhrerwort, kein Kommando die Truppen zum Rückzug
ordnen und in Sicherheit bringen kann! Statt geord-
neter Regimenter und Bataillone verbleiben nach einen
Abgeſchlagenen Sturm nur ermattete, entmuthigte und
aufgelöste Haufen, die wild da- und dorthin ausein-
ander fliehen.
Davon blieb man bei Ste. Marie aur Chenes ver-
ſchont Der Sturm gelang vollſtändig! So tapfer
— und hartnäckig ſich die Franzoſen dem heranrückenden
— Feind hinter ihren Deckungen erwieſen hatten, ſo wenig
Widerſtand zeigten ſie im Kampfe Mann gegen Mann!
In wilder Flucht und in regelloſen Hauͤfen ſtürzten
ſie maſſenweiſe nach den rückwärts gelegenen Ausgängen
des Dorfes, durch Gärten und Aeckel flohen fie vor
den andringenden Regimentern der Deutſchen, überall
wohin ſie kamen, Beſtürzung, Angſt und Schrecken
— verbreitend; kleine Trupps von Zehn und Zwanzig riſſen
Hunderte mit fort, und bald war die Fluͤcht allgemein;
daz „Sauye qui peut!“, was den Fraͤnzoſen ſo leicht
auf der Zunge liegt, wenn einmal etwas ſchief geht,
brach jeden Widerſtand. Viele warfen die Waffen weß
und gaben ſich gefangen.. Dem Lieutenant Dahlitz,
der als der Erſten einer mit hochgeſchwungenem Dẽgen
in das Dorf eindrang, fiel, als er von einer Garten-
mauer herabſprang, ein baumlanger franzöſiſcher In-
fanteriſt direkt in die Arme. Wüthend packte er den
Kerl bei der Gurgel und wollte ihn eben niederhauen,
als der Mann mit zitternden Lippen, Todesangſt in
den Zügen, flehte: „Prisonnier, prisonnier!“
Da merkte der Lieutenant erſt, daß er einen Ge-
fangenen gemacht.
Aehnliche Scenen kamen vielfach vor. Einzelne
Soldaten machten Dutzende von Gefangenen, ſo 'ſehr
waͤren die Leute in Todesangſt verſetzt worden durch
die finſtere, unwiderſtehliche Gewalt der ſtürmenden
deutſchen Truppen. In den Häuſern, wo die kämpfen-
den Franzoſen überraſcht wurden, ſchlugen dieſe ihre
eigenen Kameraden nieder, wenn ſie nicht die Waffen
ſtrecken wollten, aus Furcht, die Deutſchen könnten
keinen Pardan geben, ſo lange aus dem betreffenden
Haus noch Schüſſe fielen. Andererſeits kam es aber
auch vor, daß Franzoſen, die bereits gefangen und ent-
waffnet waren in der Wuth irgend einen der herum-
liegenden Chaſſepots ergriffen und auf ihre Bedeckung
Feuer gaben. Dieſe wurden natürlich ſofort erſchoſſen.
Der Rückzug der Franzoſen wandte ſich nach den
Dörfern St Ail, Roncourt und heſonders nach dem
hochgelegenen, ſtarkhefeſtigten St. Privat Ia Montagne.
Die ſächſiſche Kavallerie übernahm die Verfolgung der
fliehenden Feinde, und die Regimenter wären wohl
gaͤnzlich aufgerieben worden, wenn nicht die franzöſiſche
Artillerie den Rückzug gedeckt und den Verfolgern ſo
energiſch zugeſetzt hätte, daß ein weiteres Nachſetzen
unterbleiben mußte.
Kaum war das Dorf Ste. Marie aux Chenes im
Lutſchen Beſitz ſo rückten daſelbſt auch ſchon fliegende
Sanitätskolonnen der verſchiedenen Truppentheile ein,
um die Verwundeten, Freund und Feind, zu verbinden
und ihrem weiteren Beſtimmungsort zuzuführen.
Der junge Aſſiſteuzarzt Hendrich, dex den Stürmen-
den hart auf dem Fuße folgend im Schweiße ſeines
Angeſichts und mitten im Kugelregen ſeine Pflicht
gethan, indem er den Verwundeten den erſten Verband
anlegte und ſchwer Verwundete nach dem Feldlazareth
übermies, betrat das erſtürmte Dorf zum erſten Male
in der Nähe der Kirche. Es ſah fürchterlich aus. Die
Kirche ſteckte voll von Gefangenen, die Häuſer, waren
arg mitgenommen oder ganz demolirt, überall lagen
Waffen, Torniſter, Verwundete und Todte herum.
Einige Soldaten vom Bataillon ſeines Onkels rannten
vorüber.
„Wo ijt Hauptmann Weinhold?“ ſchrie er ſie an.
Wir wiſſen es nicht. Wir ſuchen eben unſer Ba-
taillon,“ ſchallte es zurück.
Max war beſter Hoffnung voll. Er hatte ſeinen
Onkel bisher weder unter den Gefallenen, noch unter
den Verwundeten entdecken können. Er wußte alſo
noch bei der Truppe ſein, nur waren die Regimenter
beim Sturm ſo durcheinander gekommen, daß man
Mühe hatte, die einzelnen Truppentheile wieder zu
ordnen. Es war alſo ganz unmöglich, ſich über das
Zchickſal des Einzelnen zu vergewiſſern. Eben hatte
Mar einem jungen Franzoſen einen Nothverband an-
geleat. Der Nermite — ein blutjunger Menſch von
außerordentlich feinem, zartem Gliederbau und tadel-
loſer Eleganz in der Wäſche und Uniform — hatte
einen zerſchmetterten Knöchel. Der Arzt ſah auf den
erſten Blick, daß der Fuß verloren war. Er machte
nur den Verband, um Ddie Blutung zu ſtillen und
Eiterung und Brand zu verhindern. Aber vexgebens
ſah er ſich nach Krankenträgern um, die den Schwer-
verwundelen nach dem fliegenden Lazareth bringen
|fonnten. Und er konnte ihn hier nicht amputixen.
Er hatte keine Inſtrumente und kein Material. Und
doch mußte der junge Menſch, der gewiß aus ſehr guter,
vornehmer Familie war, fort. Es ging um Leben und
Zod, wenn jich die Amputation zu lange verzögerte.
Wieder liefen einige Soldaten vorbei.
„Häſſel, Häſſel!“ rief er den Einen an.
E3 war in der That der junge Burgſaßhäuſer.
„„Hier, lade den Mann auf Deine Schulter,“ befahl
ihm der Arzt, „und trage ihn nach dem Lazareth, das
Du dort ſiehſt. Thu's aus Chriftenpflicht. Er wird
Dir's danken. Du kannſt in einer Viertelſtunde wieder
hier ſein.“
Der Verwundete jammerte und ſchrie entſetzlich und
machte, als man ihn nicht verſtand, ungeduldige geichen.
„Immer nur vorwärts, nur fort,“ ſchrie Max dem
Soldaͤten wieder zu, „wir können nicht bei Jedem ſtehen
bleiben. Ich muß weiter. Da liegen noch Viele.“
Kaum zehn Schritt weiter lag ein Mann in der
einem Menſchen, aus deſſen bleichem, todtenähnlichem
Geſicht eine ungeheure Naſe ragte.
„Heinrich!“ ſchrie der Aſſiſtenzarzt überraſcht, „um's
Himmels willen, was iſt mit Dir? Todt? Wirklich todt
oder nur ohnmächtig?“
Es war wirklich Naſenheinrich, der in ſeiner ganzen
ungeheuren Länge auf der Straße lag, Kopf und Ober-
körper halb an Linen Prellſtein gelehnt. Er ſchien todt
zu ſein. Sein Helm war ihm vom Kopfe gefallen und
lag, arg mit Beulen zugerichtet, neben ihm, die Haare
waren ſchweißig verklebt und am Oberſchenkel Blut-
ſpuren, Mar unterfuchte ihn und überzeugte ſich, daß
er noch nicht todt war. Sein Puls ging noch, und
auch die Bruſt athmete ſchwach und kaum merklich, aber
5 war doch noch Leben in ihm. Er ſuchte nach einer
Wunde, aber er fand keine. Erſt als er die Blutſpuren
am Schenkel entdeckte, ſah er auch eine allerdings breite,
große und ſtarkblutende, aber durchaus ungefährliche
Fleiſchwunde am rechten Oberſchenkel, die etwa von
einex irgendwo abgeprallten, maͤtten Kugel herrühren
mochte Mit außeroͤrdentlicher Geſchwindigkeit und Ge-
ſchicklichkeit verband er die Wunde, waͤhrend deſſen
erwachte Heinrich aus ſeiner Ohnmacht und fah fich
höchſt verwundert um.
„Was iſt? fragte er erſtaunt. „Wo bin ich? Sind
Sie es, Herr Doktor?“
„Wie fühlen Sie ſich, Heinrich?“
„Ich befinde mich wohl. Was machen Sie da?
Bin ich verwundet?“
„Nur ruhig, Heinxich, es iſt nichts. Wir ſind gleich
fertig. Wie iſtis gekommen?“ fragte Max, mehr um
ihn zu beſchäftigen, um ihn von ſeiner Hantirung
abzulenken, als aus Neugierde, weil er wußte, daß dié
eigenen Wunden den Kranken am ſchrecklichſten auf-
regen und leicht neue Ohnmachten herbeiführen.
„Ich weiß von nichts, Herr Doktor. Wir rannten
und ſchrien Hurrah, und rannten immer weiter, bis
wir endlich die Kerle hatten und zum Dorfe hinaus-
warfen. Ich fühlte wohl, wie mir etwas Warmes am
Beine hinunterrieſelte, aber ich achtete nicht darauf.
Auf einmal war es aus. Ich muß hingefallen ſein,
Dieſe Erzählung, ſo ſonderbar ſie klang, ſtimmte
zu der Anſicht des Arztes. Heinrich hatte einen Schuß
bekommen, aber in der Aufregung des Kampfes nichts
davon geſpürt, bis er endlich vor Ueberanſtrengung,
Hitze und Blutverluſt in Ohnmacht gefallen war.
„Iſt es denn ſchlimm, Herr Doktor?“
„Es iſt nichts, Heinrich.“
„Wiſſen Sie, es iſt nicht meinetwegen, Herr Doktor,
es iſt von wegen des Jungen, Sie wiſſen ja, und
wegen Lieschens. Sie iſt doch noch gar zu jung ...“
„Wenn ich Ihnen ſage, es iſt nichts, Heinrich.
„Na, der Junge wird's Ihnen einſt vergelten, Herr
Doktor, wenn ich es nicht mehr kann.“ *
‚Unſinn! Jetzt ſtellen Sie ſich mal auf die Füße.
Geht's?“ —
Heinxich ſtand ohne große Beſchwerden auf. Schwach
war er ja noch, und ein fürchterlicher Durſt plagte ihn.
Aber er ſtand! *
„Es geht, Herr Doktor. Der Himmel vergelt's
Ihnen, was —— —
* „Reden Sie keinen Unſinn. Pflicht iſt Pflicht.
Gehen Sie nach dem Lazareth und melden Sie ſich
als leicht verwundet.“ Gortfehung folgt.)
Das Schwalbenneſt.
(Siehe das Bild auf Seite 85.)
ie Schwalben ſind ſo rechte Hausgenoſſen; die Spatzen
D werden zwar auch zutraulich und betrachten das Haus,
in welchem ſie ihr Neſt gebaut, als Heim. Dieſe Vögel ſind
jedoch frech, zänkiſch und unverſchämt, ſie haben nicht die ge-
müthliche Art der Schwalben und führen nicht ein ſe hübſches,
anmuthendes Familienleben., Auf unſerew Bilde S. 85 zeigt
eine junge Muͤtter ihrem Kinde, wie die Schwalbenmutter an
dem Nefte über dem Fenſter ihre Jungen füttert; unexmüdlich
zwitſchern und ſchreien die gelben hungrigen Thierchen nach
Nahruͤng und ſperren ihre Schnahel auf. „Gerade wie Du,
Hans, ſiehſt Du es?“ ſpricht die Mutter zu dem kleinen
Juben, „und ich bringe Dir auch ſo die Nahrung; nur biſt
Du ſchon groß und kaͤnnſt mit dem Löffel Dein Futter Dir
allein zum Schnäbelchen führen. Ja, Du kannſt ſtolz ſein;
auf das neue Jäckchen. Das thun wieder die kleinen Schwalben
nicht; daran kannſt Du Dir ein Beiſpiel nehmen.“ Häns-
Hen ſtaunt und betrachtet ſich ſehr genau die Fütterung im
Leſte. Er möchte keine Fliegen, Mücken und Raupen zum
Frühſtück haben. Ein ſolches Idyll aus dem Familienleben
veranſchaulicht lieblich unſere Illuſtration.
die Fahrt Napoleon's III. in die Gefangenſchaft.
Siehe das Bild auf Seite S8 und 89.)
2 iſt eine ſchloßartige Villa, halbwegs zwiſchen Sedan
und Donchéry, kaum fünfhundert Schritte rechis von der
Chauſſee. Hier fand am 2. September 1870 von 2 bis 21 Uhr
Nachmittags die Unterredung zwiſchen König Wilhelm I. und
dem ſo tief gefallenen Kaiſer der Franzoſen ſtatt, der ſich ihm
als Kriegsgefangener übergeben Hatte. Der König theilte
Napoleon III. im Laufe des Geſbräches mit, daß er ihnı,
wenn es ihm gefalle, das Schloß Wilhelmshöhe bei Kaffel
zum Wohnſitze anweiſen werde, was der Kaiſer annahm Anı
3. September, Morgens 9 Uhr, reiste Napoleon von dem
Schlößchen Bellevue ab, um ſich über Belgien, Aachen und
Köln nach Wilhelmshöhe zu begeben. Cr traͤt ſeine Reife
faſt zur nämlichen Stunde an, zu der die entwaffneten
Bataillone der Franzoſen aus Sedan marſchirten, um in das
Lager von Glaire abzugehen. Der entthronte Kaiſer fuhr.
zunächſt allein in einem geſchloſſenen Wagen, dem ein offener
Jagdwagen mit vier höheren Offizieren und weiterhin noch
eine ganze Reihe von Equipagen fölgte. Die Eskorté bilvete
eine Schwadron der ſchwaͤrzen Hufaren. Die Fahrt ging
von Frénois über Givonne nach der belgiſchen Grenze und
kreuzte unterwegs die Straße, auf der die in der Schlacht
ſelbſt (nicht infolge der Kapitulation) gefangenen Soldaten
der Armee von Chaͤlons nach den Sammelplätzẽn bei Donchéry
gehracht wurden. Sie empfingen den ſcheinbaͤr theilnahmoͤlos
und gleichgiltig im Wagen daſitzenden „Mann von Sedan“
mit Schmähungen und Verwünſchungen während des Voruͤber-
fahrens. Dieſen Moment ſtellt unfer nach der Skizze eines
Augenzeugen gefertigtes Bild auf S. S3 und 89 dar. Das
letzte franzöſiſche Dorf, welches der Kaiſer paſſirte, war La
Chapelle, von dem eine kleine Steinbrücke auf belgiſches Gebiet
hinüberführt Hier empfingen belgiſche Ulanen unter Oberſt
Chazal den Gefangenen und bildeten ſtatt der zurückgebliebenen
preußiſchen Huſaxen die Eskorte nach Bouillon. Deutſcher-
ſeits hatten ihn General v. Boyen, Graf v. Lhnar und einige
andere Offiziere zu geleiten. In dem kleinen Städtchen
Bhuillon, wo einſt Gottfried von Bouillon bis zu ſeinem Zuͤge
in's heilige Land reſidixte, wurde übernachtet; am 4. Seß-
tember gegen Mittag fuhr der Kaiſer von dort wieder weiter
his Verviers, wo das zweite Nachtquartier genommen wurde.
Hier hatten die Arbeiler zuerſt Luſt, ihm eine Katzenmuſik
zu bringen, nachdem ihnen der Maire aber vorgeſtellt hatte,
man müſſe das Unglück achten, auch wenn es ein ſelbſt?
verdientes ſei, verhielten ſie ſich ruhig und würdig. Am
Vormittage des 5. September wurde die Fahrt über Aachen
und Köln Fortgeſetzt, worauf Abends die Ankunft in Kaſſel
erfolgte. Der Extrazug der Main-Weſerbahn erreichte von
Gießen nach 9'/2 Uhr die Station Wilhelmshöhe. Da Napoleon
ein regierender Monarch angeſehen werden ſollte, ſo hatten
ſich die oberſten Civil- und Militärbehörden in großer Uniform
zum Empfange eingefunden. Eine Kompagnie Infanterie war
als Ehrenwache aufgeſtellt, ein Huſarendetachement ſperrte
den Zugang zur Station ab. Als der Kaiſer, den ſein
Generaladjutant Reille und die gleichfalls kriegsgefangenen
Generale Felix Douay und Lebrun begleiteten, ausſtieg,
präſentirte die Ehrenwache vor ihm, und es wurden ihm
die anweſenden Behörden vorgeſtellt, mit denen er ſich meiſtens
in deutſcher Sprache unterhielt. Er war in voller Generals-
uniform, aber ohne Degen, die Bruſt mit Orden und das
Haupt mit dem franzöſiſchen Militärkäppi bedeckt! Auf
Wilhelmshöhe führte der gefangene Kaiſer ein ſehr zurück
gezogenes Leben; die Kaiſerin Eugenie kam von Ehiſelhurſt
zum Beſuch, blieb aber nux 24 Stunden. Nach 6'/zmonat-
lichem Aufenthalt verließ Napoleon das Schloß wieder, um
ſich Arelt nach England zu begeben, wo er ſeinen Wohnſitz
auf Schloß Chiſelhurſt nahm, das er nicht wieder verlaſſen
ſollte.
Gzelot und Uachtaffe.
Siehe das Bild auf Seite 93.)
atzen im engeren Sinye werden alle die kleineren Arten
dieſer äußerſt zahlreichen Raupthierfamilie genannt, die
im Allgemeinen unferer Hauskatze ähneln. Dazu gehören die
Pardelkatzen, deren bekannteſtes Mitglied der in Mittelamerika,
dem Norden von Südamexika und im ſüdlichen Theile der
Vereinigten Staaten vorkommende Ozelot iſt. An Lejbes-
umfang kommt er unſerem Luchs gleich, ſteht aber an Hoͤhe
weit hinter ihm zurück, Sein dichter, bunter Relz iſt hübſch
gezeichnet; die Grundfärbung iſt oben ein hräunliches Grau
oder Röthlichgelbgrau, unten ein gelbliches Weiß. Die
Weibchen unterſcheiden ſich von den Männchen durch ſchwächere
Färbung der ſchwarzen Flecken und kreisförmig geſtellte Punkte
auf den Schultern und dem Kreuz. Der Ogelot haust am
liebſten in ausgedehnten Waldungen, wo er den größten Theil
des Tages ſchlafend zubringt, in ſich zuſammengerolltz da-
liegend, gleich unſexen Hausfagen. Ein beftimmtes Lager
ſcheint ex nicht zu hahen; oft IOläft ev in hohlen Bäumen
oder zwiſchen undurchdringlichem Geſtrüpp, immer aber in
dem dunkelſten Theile des Waldes. Gegen Abend wird der
Ozelot unruͤhig und bleibt nun die ganze Nacht auf. Er iſt