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Heft 5.

205 Ba ar 4 Y —

131

über meine gewöhnlichen Kleider eine weite ungariſche
Hoſe und ein Bauernhemd; auf einem abgekürzten Weg
ritt ich ihm nach. Als ich den Baron dom Bock ge-
ſchoſſen hatte, da erſt fiel mir ein, daß er ſehr viel Geld
bei ſich trage. Ich bemächtigte mich der Brieftaſche,
um die Polizei an einen Raubmord glauben zu laſſen
und auf eine falſche Spur zu leiten. Die blutbefleckten
Kleider und die Piſtole, deren ich mich bedient hatte,
verbarg ich am Boldpaer Sumpf. Als ich ſpät Abends
die Kleider holen wollte, um ſie zu Hauſe zu verbrennen
und ſo jede Spur des Verbrechens zu verwiſchen, waren
dieſelben verſchwunden.“

„Ich habe ſie an mich genommen,“ ſagte Nagy.

Ich war Zeuge des Verbrechens, konnte es jedoch nicht
verhindern; eine Anzeige mußte ich unterlaſſen, denn
ich war politiſch zu ſehr kompromittirt, um öffentlich
auftreten zu können. Arday ritt an dieſem Tage auf
meine Veranlaſſung nach der Pußta Arenda, wo er eine
Zuſammenkunft mit den Führern des Aufſtandes hatte.
Man wollte aus dem Schloß Szent Ovär einen Stütz-
punkt für die militäriſchen Operationen der Honveds
machen, das Schloß mußte daher im Beſitze Arday's ver-
bleiben. Dort empfing der Graf das Geld, um ſeinen
Verpflichtungen nachkommen zu können, er wurde nicht
zum Verräther an der Sache des Vaterlandes, lieber
ließ er eine entehrende Kerkerſtrafe über ſich ergehen!
Ich bewahrte die Kleider ſorgfältig auf, ſie gaben mir
ein Mittel an die Hand, Arday's Kerker zu gelegener
Zeit zu öffnen,“
Leinauer hörte theilnahmslos dieſen Bericht an;
ſtöhnend ſank er auf ſein Schmerzenslager zurück, die
Bruſt hob ein dumpfes, ſchweres Röcheln, das Vor-
zeichen des beginnenden Todeskampfes.

Arday, deſſen Unſchuld an dem ihm zur Laſt ge-
legten Verbrechen nun erwieſen war, wurde aus dem
Gefängniß befreit. Es war ein Freudentag im ganzen
Komitate, als der Graf von Kufſtein nach Szent Ovär
zurückkam. Die Bauern hatten aus Tannenreiſig eine
Triumphpforte erbaut, auf allen Häuſern wehten weiß-
roth⸗-grüne Fahnen, Böllerſchüſſe wurden gelöst und
unzählige Eljéns erſchütterten die Luft.

Nagy war dem Grafen eine gute Strecke Wegs ent-
gegengeritten, die beiden Männer umarmten ſich und
küßten ſich zu wiederholten Malen.

„Du haſt wie ein Held gehandelt,“ ſagte Herr
v. Nagy zum Grafen. „Das Vaterland wird Dir dank-
bar ſein, wenn Dein Schloß auch niedergebrannt iſt.
Dein Andenken wird fortleben im Volke.“

„So iſt mein Schloß dem unerbittlichen Kriege zum
Opfer gefallen?“ frug Arday.

„Nein, entgegnete Nagy finſter. „Der Elende, der
es verſuchte, Dich um Ehre und Namen zu bringen, hat
das Schloß angezündet.“

Arday, der ſehr gealtert ſchien, nahm in einem
Meierhof zunächſt dem Schloſſe Wohnung. Als eine
Wahl zum Obergeſpan des Komitates ſtattfand, einigten
ſich alle Stimmen auf ihn. Arday wurde ein ernſter
Arbeiter, mit ganzer Seele nahm er ſich ſeines Amtes
an, überall ſuchte er die ſchweren Wunden zu heilen,
welche die Revolution dem unglücklichen Lande geſchlagen
hatte. Seine einzige Erholung fand er in dem gluͤck-
lichen Familienkreiſe bei ſeiner Tochter Hedwig, welche
längſt die Frau des wackeren Halldorf geworden war.
Schloß Szent Ovar wurde nicht wieder aufgebaut, Arday
ließ den Schutt wegräumen, aus dem vorhandenen
Materiale wurde ein Schuppen hergeſtellt, welcher eine
Feuerſpritze und Löſchgeräthe enthielt — das erſte der-
artige Inſtitut Ungarns.

— 308 nachmals das Land ſeine politiſche Freiheit
zurückerhielt, als unter dem brauſenden Jubel des Volkes
die Krönung des Königs von Ungarn in Ofen ſtatt-
fand, da wurde Arday als einer der Erſten in den
eichsrath entſendet, wo er an der Seite Deak's un-
— entweat für Volksbildung, Freiheit und bürgerliche
Gleichheit wirkte.

vor dem Furkapaß.

Siehe das Bild auf Seite 128 und 129.)

Unter den Gebirgspäſſen der Schweiz nimmt der Furkapaß

eine beſondere Stelle ein, weil man auf dieſer herrlichen
Poſtſtraße zu Wagen mitten durch die großartigſte Gepirgo-
welt gelangen kann. Der Paß über die Furka iſt die höchſte
fahrbare Straße der Schweiz; ſie ſteigt bis zu 2436 Meter
Höhe an. Die Straße verdankt ihre Entſtehung ſtrategiſchen.
Rückſichten. Nach der Annexion Nizzas durch Napoleon III.
fürchteie man in der Schweiz, daß dieſer Kaiſer ſeine Hand
— auch nach Genf ausſtrecken koͤnnte, und um dorthin ſchneller
— Truppen aus der Oſtſchweiz befördern zu können, baute man
— 3zu Anfang der ſechziger Jahre den Uebergang über die Furka,
welcher von der Golthardſtraße nach dem Rhonegebiet, führt
und einige der herrlichſten und großartigſten Gebiete Der
Alpenwell dem Reiſepublikum bequem zugänglich macht.
Die Straße ſteigt hoch über den Rhonegletſcher auf und
jenft ſich dicht an deſſen Eisgebiet wieder hinah, an vielen
Bunkten die ſchönſten Ueberölicke über dieſen Gletſcher ge-

während. Es iſt daher natürlich, daß zur Sommerzeit dieſer
großarlige Paß ganz beſonders von der Keiſewelt beſucht wird.
Unſer Bild auf S. 128 und 129 zeigt in der Reiſeſaiſon
eine Hauptpoſtſtation dieſer Straße auf der Walliſer Seite,
dicht am Rhonegletſchex, genannt „Im Gletſch“ Hier ſteigt
eine große Zahl von Reifenden aus, um den Rhonegletſcher
zu heſuchen oder nach anderen berühmten Punkten, wie Ander-
matt, Hoſpenthal und dem Grimſelhoſpiz, zu gelangen. Das
Gaſthaus Im Gletſch iſt eingeengt von hohen, ſteilen Bergen,
und der kleine freie Platz vor demſelben iſt belagert von Kut-
ſchern mit ihren Reiſewaͤgen, Führern mit Seilen und anderen
Induſtriellen des Reiſeverkehrs, die den Fremden ihre
Dienſte anbieten. Es entwickelt ſich hier jedesmal bei An-
kunft der Poſten ein höchſt intereſſantes Leben. Da erblicken
wir vor Allem die Engländer in ihren eigenartigen praktiſchen
Reiſeausrüſtungen mit Korkhelmen, kurzen Jacken und Waden-
ſtrümpfen, dann ſtets elegante Franzoſen mit feinen Stiefelchen
an den Füßen, und den Amerikaner mit der Tuchkappe auf
dem Kopfe und dem großen Feldſtecher am Bande. Dann
tummeln ſich da die deutſchen Touriſten, den nie fehlenden
großen Torniſter auf dem Rücken und die Landkarte in
den Händen. Junge und alte Ehepaare, bewaffnet mit Reiſe-
handbüchern und blauen Brillen, die Damen in allen mög-
lichen modernen Reiſeanzügen, drängen und winden ſich
zwiſchen den Wagen und Pferden hindurch. Es wird ge-
ſprochen und gerufen in allen Sprachen. Die Poſtpferde
ſchütteln die Köpfe, daß die Schellen laut ertönen; Poſt-
kondukteure und Kutſcher laden Gepäck auf und ab; die
Führer drängen ſich zwiſchen den Reiſenden durch und bieten
ihre Dienſte an. Die Pferdevermiether preiſen ihre Reit-
thiere. Die Kutſcher knallen mit den Peitſchen und locken
zu ihren Wagen. Das iſt ein höchſt ſeltſamer Reiſelärm.
Auf dieſem ſonſt ſo ſtillen Punkt der Alpenwelt herrſcht jetzt
ein Leben und ein Treiben von Menſchen aller Nationalitäten,
als befände man ſich an einem verkehrsreichen Platze einer
Großſtadt, bis nach der Abfahrt der Poſten nach allen Rich-
tungen die reiſeluſtige Welt auseinanderſtiebt und nur noch
die Kutſcher und Führer, welche kein Geſchäft gemacht, zurück-
bleiben. Beim nächſten Eintreffen der Poſten wiederholt ſich
dieſe Scene, und ſo geht das von Mitte Juli bis Mitte
Oktober auf dieſer Poſtſtation zu, tagtäglich mehrmals ein
derartiges Bild des großartigen ſchweizeriſchen Reiſelebens
darbietend, wie unſer nach der Natur aufgenommenes Bild
den Leſern dies veranſchaulicht.

Die Quellenhöhle in Keichenhall.

(Siehe das Bild auf Seite 182.)


Berchtesgaden — waren bereits den Römern bekannt,
und im 7. Jahrhundert gab es dort ſchon ein „Hal“, wo
Salzwaſſer geſotten wurde. Im Jahre 1846 gründete hier
der ſächſiſche Steuerinſpektor E. Rink das Bad Achſelmann-
ſtein, und ſeitdem hat ſich die reizend gelegene Stadt zum
beſuchteſten Badeorte Bayerns nach Kiſſingen aufgeſchwungen.
Aus dem Schoße der Erde ſtrömt das „Heilige Aerzt“, die
Soole, in 16 Quellen herauf. Unter dem Hauptbrunnenbau
der königlichen Saline befindet ſich, 72 Stufen unter der Erde,
der ſogenannte Quellenbau, zu dem man unter Führung eines
fackeltragenden Führers mit dem Grubenlichte in der Hand
hinabſteigen kann. Der Quellenbau umfaßt eine Anzahl ge-
mauerter Stollen, mehrere gefaßte und einige zurückgeſtaute
Quellen, theils mehr oder weniger ſalzhaltige (Soolen), theils
Süßwaſſerquellen, die hier alle einzeln gefaßt ſind, um ſie ſo
getrennt ihrer weiteren Benutzung zuführen zu können. Von
den Süßwaſſerquellen dient nur ein Theil zum Betrieb der
Pumpwerke; die übrigen werden durch den Grabenbach, einen
unterirdiſchen Kanal, der ſogar mit Schiffen befahren werden
kann, zur Saalach abgeleitet! Außer der 24prozentigen Edel-
quelle und der Karl Theodor-Quelle bildet eine beſondere
Sehenswürdigkeit im Quellenbau die Quellenhöhle (ſiehe unſere
Anſicht auf S. 132), in der eine größere Anzahl von Quellen aus
dem Erdinnern hervortritt. Es iſt eine von der Natur ge-
ſchaffene, majeſtätiſche Grotte, die vorſichtshalber durch Säulen
aus Marmorziegeln geſtützt wird. Vordem war ſie völlig von
der Soole angefüllt, und das Felsgeſtein der Wände zeigt
ſich daher ſtark zerfreſſen.
ſieben minderwerthige Quellen zuſammengeleitet; vorne links
iſt eine gefaßte und zurückgeſtaute Quelle ſichtbar. Die Höhle
iſt etwa 30 Meter lang und 22 Meter breit. Da von der
Decke viel Waſſer abtropft, ſo werden die Beſucher porher mit
Leinenmänteln und breitkrämpigen Filzhüten verſehen; beim
Gehen auf dem glatten, feuchten Steinfußboden iſt Vorſicht
geboten. — Vier von den Salzquellen Reichenhalls ſind von
fo ſtarkem Salzgehalt, daß ihre Soole, gleich der von Berchtes-
gaden hergeleitẽten, ſogleich verſotten werden kann, was in
den vier Sudhäuſern von Reichenhall, ſowie in Traunſtein
und Roſenheim, bis wohin Leitungen führen, geſchieht. Die
weniger reichhaltigen Salzquellen dagegen werden auf das zu
Kurziecken dienende Gradirwerk geführt. Im Ganzen liefern
die Salinen von Reichenhall und Berchtesgaden jährlich
500,000 Centner Salz.

Die Grundſteinlegung
zum Kaiſer Wilhelm Denkmal in Berlin.

Siehe das Bild auf Seite 133.)

A 18. Auguſt 1895 hat in Berlin bei herrlichſtem Wetter
die feierliche Grundſteinlegung des Denkmals für Kaifer
Wilhelm I. auf der Schloßfreiheit ſtattgefunden, Der im Ge-
viert abgegrenzte Feſtplaß war prächtig geſchmückt; nament-
lich der Käiſerpavillon bildete einen hervorragenden Schmuck
deſſelben. Er war erhöht mit der Rückſeite nach dem Schinkel-


xlatze errichtet und trug auf der Spitze die goldene deutſche
Kaiſerkrone. Im Innern erblickte man zwiſchen Palmen eine
Koloſſalbüſte Kaiſer Wilhelm's I. Zwei mächtige, rothdrapirte
Seitentribünen zogen ſich gegen das Schloß hin. Unmittel-
bar vor der zum Pavillon hinaufführenden Treppe befand ſich
der Grundſtein und vor dieſem eine Kanzel. Bereits um
S'/z Uhr Morgens hatten die zur Feier gekommenen Fürſt-
lichkeiten und die zur Vollziehung der Hammerſchlägé ge-
ladenen Perſonen im Kaiſerpavillon, rechts und links vonı
Grundſtein die Mitglieder des Bundesrathes und des Reichs-
tages, ſowie der beiden Häuſer des preußiſchen Landtages,
heiderſeits des Pavillons die hohen Offiziere und Beamken,
ſowie die übrigen eingeladenen Perfonen Aufſtellung genommen,
während die Geiſtlichen vor der Kanzel ihre Plätze haͤtten.
Die Künſtler, Baubeamten und Meiſter der Maurer- und Stein-
metzgewerke waren hinter den Grundſtein getreten. Um 9 Uhr
begab ſich Kaiſer Wilhelm II. durch das Portal III des könig-
lichen Schloſſes nach dem Feſtplatz, die Truppen präſentirten,
und unter den Klängen einer Fanfare geleitete der Reichs-
kanzler den Monarchen in den Pavillon, worauf die Feier
ihren Anfang nahm. Zuerſt verlas der Kaiſer die in Dden
Grundſtein zu legende Ürkunde, dann wurden die zur Ver-
ſenkung in den Grundſtein beſtimmten Gegenſtände in eine
Kapſel verſchloſſen, und nun erfolgte das Vermauern des
Grundſteines. Der bayriſche ſtimmführende Bevollmächtigte
zum Bundesrathe, Graf v. Lerchenfeld-Köfering, überreichte
dem Kaiſer Kelle und Mörtel mit einer Anſprache; in gleicher
Weiſe, nachdem das Verſchlußſtück verſetzt war, der Reichs-
tagspräſident Freiherr v. Buol den Hammer. Hierauf vollzog
der Kaiſer die drei Hammerſchläge mit den Worten: „Den
Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Erinnerung,
den künftigen Geſchlechtern zur Nacheiferung!“ Programmi-
mäßig folgten die Hammerſchläge des Kronprinzen, des Groß-
herzogs von Baden, der Prinzen und Prinzeſſinnen u. ſ. w. Mit
dem erſten Hammerſchlag begann ein Salut von 101 Schüſſen;
die Muſik ſpielte einen Choral. Dann hielt Generalſuper?
intendent Faber von der Kanzel die Weiherede, nach welcher
der Choral „Nun danket Alle Gott“ erklang. Der Reichs-
kanzler brachte ein Hoch auf den Kaiſer aus, die Muſik ſpielte
die Vationalhymne, worauf ein Parademarſch der Trüppen
die Feier beſchloß. ;

der Seelöwen im Joologiſchen
Garken zu Köln.
(Siehe das Bild auf Seite 135.)

3 dem ſogenannten neuen Theile des reichhaltigen Zoolo-
giſchen Gartens zu Köln befindet ſich das Seelöwenbaſſin
mit fünf Seelöwen und einigen Seehunden. Es waren ür-
ſprünglich nur zwei Seelöwen vorhanden, nämlich ein im
Jahre 1887 in der Nähe von San Francisco gefangenes Paar,
wovon namentlich das Männchen ein rieſiges Thier iſt; die drei
anderen Thiere ſind in der Gefangenſchaft geborene Junge
dieſes Paares. Das Becken, worin die Thiere im Sommer
und Winter ihren Aufenthalt haben, iſt 27 Meter lang und
15 Meter breit und faßt gegen 450 Kubikmeter Waſſer Seine
Entleerung nimmt 3'/2 Stunden in Anſpruch und erfolgt
im Sommer jede Woche einmal, im Winter nach längeren
Zeiträumen; gefüllt wird das Becken durch die Waſſerleitung
des Gartens. An ſeiner Rückſeite erhebt ſich ein aus Dolomit:
geſtein errichteter 9 Meter hoher Felſen, in dem unten einige
Stallungen eingerichtet ſind, worin die Inſaſſen des Beckens
in kalten Winternächten oder beim Ablaſſen des Waſſers
Unterkunft finden. Die tägliche Fütterung der Thiere, die
dann jedesmal ein weithin ſchallendes, dem Ohr nicht gerade
wohlthuendes Gebrüll ertönen laſſen, lockt regelmäßig eine
große Anzahl von Zuſchauern herbei. Es iſt aber auch
wirklich äußerſt intereſſant, zu ſehen, wie behende und gewandt
die ſo plump und ſchwerfällig ausſehenden Seelöwen ſich
zuerſt unter ſchlängelnden oder hüpfenden Bewegungen den
ſteilen Felſenpfad hinaufwinden, um, oben angelangt, die
vom Wärter alsdann in das Waſſer geworfenen Fiſche (ſiehe
unſer Bild auf S. 135) durch einen mächtigen Sprung vom
Felſen in das Baſſin, worin ſie alsbald untertauchen, zu er-
haſchen. Wie der Blitz ſchießen die Thiere durch die Fluth,
mitunter kerzengerade aus dieſer emportauchend, um ſich mit
erſtaunlicher Leichtigkeit auf den Rand des Baſſins zu ſchwingen
und die Fiſche aufzufangen, die der Wärter dann dorthin
ſchleudert Im Nu iſt ſo ein Fiſch in ihrem Maule ver-
ſchwunden; erwachſene Seelöwen brauchen täglich gegen 15 Kilo-
gramm Fiſche zu ihrer Ernährung. Flußfiſche verſchmähen
ſie gänzlich; von Seefiſchen werden ihnen gegeben: Schollen,
Butten und Schellfiſche, dann Heringe und Stinte, welche die
Thiere am liebſten freſſen.

Die Fütterung

Was koſtet ein Verbrecher?

Stakiſtiſche Studie
4 von

A. Berthold.

446 4 — Nachdruck verboten.)
— ar nicht zu ſchätzen iſt der Schaden, welcher
88 der öffentlichen Moral, dem Kredit, der

Geſundheit, dem Leben des Einzelnen und
der Geſammtheit alljährlich in modernen
Staaten durch Verbrecher zugefügt wird.

Aber der Schaden, der in Geld ausgedrückt werden

kann, muß ſich feſtſtellen laſſen, wenigſtens annähernd.

Und wenn man das verſucht, ſo gelangt man zu geradezu

erſtaunlichen Ergebniſſen, die auf unſere Strafgerichts-
 
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