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Wasserflaschen sauber halten. Von E. Reukauf.

Mit zwei Abbildungen.


(^X-n Wasserflaschen, die nicht regelmäßig gründlich gereinigt werden,
K bildet sich, vor allem an der dem Lichte zugewandten Seite, oft ein
hellbräunlicher Belag, der sich mehr und mehr ausbreitet und
immer dunkler wird. Wie die mikroskopische Untersuchung ergibt,
besteht er gewöhnlich aus dicht Zusammengelagerten stabartigen Kör-
perchen, die einen gelbbraunen Inhalt aufweisen.
Was sind diese kleinen Gebilde? Es sind winzige pflanzliche Klein-
lebewesen, die von einem glasartigen, aus Kieselsäure bestehenden
Panzer umhüllt sind und deshalb als Kieselalgen bezeichnet werden.
Früher wurden derartige Organismen, von denen man jetzt mehrere
tausend Arten unterscheidet, wegen der Bewegungsfähigkeit mancher
Formen dem Tierreich zugezählt und mit dem Namen „Stabtierchen"
belegt, heute ist ihre pflanzliche Natur nicht mehr umstritten.
Sie vermehren sich ähnlich wie die Spaltpilze oder Bakterien
durch einfache Teilung oder Spaltung, weshalb sie auch den Namen
Spaltalgen oder Diatomeen führen. Sie scheiden an ihrer Ober-
fläche eine farblose Gal¬
lerte aus, wodurch die
hier in Betracht kom¬
menden Stübchen zusam¬
mengehalten werden.
Wenn nun auch die
Diatomeen, die fast in
jedem Trinkwasser vor¬
kommen, an sich durch¬
aus harmlos und un¬
schädlich sind, so siedeln
sich doch häufig in der
von ihnen ausgeschiede¬
nen Gallerte auch ver¬
schiedenartige Bakterien
an, und unter diesen
können allerdings, be¬
sonders in der warmen
Jahreszeit, auch leicht Diatomeenbelag aus einer Wasserflasche,
höchst gefährliche Krank¬
heitserreger vorkommen und sich weiterentwickeln. In der rechten
Abbildung, die uns eine Spur solcher Gallerte in tausendfacher Ver-
größerung zeigt, lassen sich leicht neben den größeren Diatomeen auch
sehr zahlreiche kurze Stäbchenbakterien deutlich unterscheiden.
Um die Gefahr, sich durch Trinkwasser Typhus oder eine andere
Infektionskrankheit der Verdauungsorgane zuzuziehen, nach Möglich-
keit zu vermeiden, ist es geboten, die Wasserflaschen öfters einer gründ-
lichen Reinigung, nötigenfalls mit verdünnter Salzsäure, zu unter-
ziehen und dadurch die durch Diatomeengallerte gebildeten Nähr-
böden für Bakterien zu beseitigen.


Kaffeeerfatzgetränke. Von vr. Joseph Draxler.
/*—^bwohl es für den Bohnenkaffee ebensowenig wie für die
alkoholhaltigen Getränke ein vollwertiges Ersatzmittel gibt,
müssen wir, der Not gehorchend, mit Getränken, die uns über
diesen Mangel hinweghelfen, auszukommen suchen. Aber die jetzt
in den Kaffeehäusern gereichten Erfrischungen: Tee, Limonade und
Gefrorenes, finden in der Männerwelt sehr wenig Anklang. Auch
Bier, Wein, Liköre und Schnäpse können nur ausnahmsweise statt
des Kaffees in Betracht kommen. Die Ersatzgetränke für Kaffee sollten
notwendig wenigstens einen Teil seiner besonderen anregenden Wirkung
haben. Wenn wir auf die Ersatzgetrünke zurückgreifen, die am Lande,
in Gebirgsgegenden, von Leuten, denen der Bohnenkaffee zu teuer
war, schon früher genossen wurden, so finden wir als beliebten Ersatz
den Kornkaffee. Er wird aus geröstetem und gemahlenem Korn
bereitet und ist nicht zu verwechseln mit dem Absatzkaffee, der seit
Kneipp so große Verbreitung fand. Die bekannten Kaffeestreckungs-
mittel durch Zusatz von Eichel-, Zichorien- und Feigenkaffee werden

vom Kornkaffee dadurch übertroffen, daß er auch ohne Beimischung
von echtem Kaffee anregende Wirkung besitzt. Diese Eigenschaft
kommt auch dem aus gerösteten Hagebuttenkörnern bereiteten Kaffee
zu, der gleichfalls ohne Beimischung von echtem Kaffee genossen wird.
Ein weiterer, wenig bekannter Kaffeeersatz ist der Erdmandelkaffee.
Man bereitet ihn aus den fleischigen, süßlich schmeckenden Wurzel-
knollen des eßbaren Zyperngrases (L^psrus osouloutus 1^.); man
nennt diese auch roh genießbaren Knollen oft Erdmandeln. Zur
Erzeugung eines dem Kaffee ähnlichen Getränkes wird auch der Same
des spanischen Tragant (^8tragalu8 baotious 0.), der zu den schmetter-
lingsblütigen Leguminosen — Hülsenfrüchten — gehört, verwendet.
Einen guten Kaffeeersatz bieten ferner die Samen der Spargelpflanze
(^8paragu8 oklminaüch und die Samen unserer Schwertlilien, Jris-
und Lupinusarten. Kaffee artige Getränke lassen sich sodann aus
gerösteten Nüssen, Johannisbrot und aus Datteln Herstellen. In
Gegenden, wo Zuckerrüben gebaut werden, verwendet man Zucker-
reste, die sich bei der Fabrikation des Runkelrübenzuckers ergeben,
nach starkem Rösten als Kaffeeersatz oder zur Färbung des Kaffees,
der hierdurch eine kräftig braune Farbe erhält. Weiterhin könnten
auch gebrannte Körner von Steinfrüchten und unsere Leguminosen,
wie Erbsen, Bohnen,
Linsen, sowie andere
Pflanzen, deren Samen
reich an ätherischenÖlen,
Zucker und Fettstoffen
sind, als Ersatzmittel ge-
nommen werden. Be-
kannt ist die Verwen-
dung der Samen des
Wegerichs, der Hirse,
der Wassernuß und der
Zirbelkiefer als Kaffee-
ersatz.
Außer den durch Bren-
nen oder Rösten von
Früchten hergestellten
kaffeeähnlichen Geträn-
ken stehen uns aber auch
Bakterien in der Gallerte des Diatomeenbelags, durch Verwertung eini¬
ger Pflanzensäfte An-
regungsmittel zur Verfügung, die der Wirkung des Kaffees gleich-
kommen oder sie sogar übertreffen. In erster Linie wäre zu nennen
der Waldmeister (^8p6rula oäorata), dessen Blütenabsud ein vor-
züglich mundendes und noch mehr als der echte Kaffee anregendes
Getränk gibt. An zweiter Stelle käme das durchbohrte Johanniskraut
oder das gemeine Hartheu (ll^psrioum porkoratum), dessen Blüten
ein goldgelbes, wohlschmeckendes Getränk geben.
Ein aromatischer Tee wird auch durch den Absud der Meisterwurz
(Impsratoria O8trutbium) gewonnen. Säuerlich wirkt ein Absud
des Sauerampfers (Kumsx aost08a 1^.) und des Sauerklees (Oxali8
a66to86lla I..); beide Gewächse verwendete man früher zur Her-
stellung der Oralsäure. Einen nervenberuhigenden Trank von an-
genehmem Geschmack liefert die Baldrianwurzel (Valsriana oklwinalich.
Auf die Benützung von Erdbeer- und Brombeerblätter an Stelle
der chinesischen Teearten wurde schon oft hingewiesen. Weniger be-
kannt dürfte dagegen sein, daß auch der Absud vom Honigklee (iKelilotus
oklioinalich, vom Leimkraut (lünarina vulgarich, von der echten Ka-
mille (iKatrioaria obamomilla l,.) und vom gemeinen Dosten (Ori-
ganum vulgäre 1^.) ein wohlschmeckendes Getränk geben. Wenn
auch einzelne dieser Kräuter früher und manchmal jetzt noch in
der Medizin Verwendung finden, so hindert dies durchaus nicht
ihren Gebrauch als anregende, wohlschmeckende Genußmittel. Die
medizinische Wirkung eines schwachen Aufgusses, wie er in den
Kaffeehäusern zu verabreichen wäre, ist so gut wie gar keine. Unter
den angeführten Ersatzgetränken für Kaffee, die leicht aus den reichen
Schützen unserer Pflanzenwelt vermehrt werden können, hätten die
Kaffeehausgäste nach mehreren Kostproben das ihnen am besten
mundende auszuwählen. Der Preis der meisten Ersatzgetränke würde
sich billiger stellen als der Bobnenkaffee und daher weder den Wirt
noch die Gäste belasten.
 
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