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wo Krankheitserscheinungen leichter wahrzunehmen und schneller zu
bekämpfen sind. Um die Miete oder Grube zweckmäßig zu durch-
lüften und auf diese Weise den durch die fortwährenden Ausdünstungen
sich bildenden Dämpfen Abzug zu verschaffen, empfiehlt es sich,
einige vom First bis ins Innere der Miete reichende Strohwische
oder Reisigbündel anzubringen, die gleichsam als Luftschacht wirken.
Bei Frostwetter werden diese Luftschornsteine zeitweilig entfernt
und die dadurch entstandenen Löcher kültedicht verschlossen. Auch
sonst ist es nötig, diese Lüftungsmittel von Zeit zu Zeit heraus-
zunehmen und die daran haftenden Niederschläge abzutrocknen, da-
mit diese nicht in die Miete eindringen und Füulnisherde verursachen.
Ein anderes Mittel zur Erzielung einer wirksamen Durchlüftung ist
das Einlegen eines aus Latten gebildeten, 20 bis 25 Zentimeter
im Geviert messenden Luftkanals, der mitten durch den Kartoffel-
haufen geführt wird, und zwar so lang, daß seine Enden an den
Stirnseiten der Miete etwas hervorstehen, um den Luftwechsel nach
Möglichkeit zu fördern. Sind Fröste zu befürchten, so werden die
offenen Enden mit Stroh oder Sackleinen zugestopft und außerdem
mit Erde zugeschüttet.
Zur Wahl der Wmterkarwffeln.
ur Aufbewahrung für den Winter sollen diejenigen Sorten
bevorzugt werden, die neben guten Kocheigenschaften mög-
lichst großen Stärkegehalt besitzen. Gute Speisekartoffeln dürfen
nur geringen Wassergehalt haben, die Schale soll zart und dünn
sein, das Gewebe von mehr weißlicher als gelber Farbe. Durch das
Vorhandensein dieser Eigenschaften wird nicht nur der Nährwert,
sondern auch die wirtschaftliche Ausnützung der Kartoffeln bedingt.
Der Selbstzüchter wird beim Ankauf von Kartoffeln für den Anbau
Rücksicht darauf nehmen und in erster Linie solche Sorten wählen,
die jene Eigenschaften besitzen, wie beispielsweise die Hamburger oder-
hannoversche Eierkartoffel, Iulinieren, Brocken, Up to date, Professor
Märker, Industrie, Juwel, Blaue Dabersche, die alle mehlreich sind
und sich durch festes Fleisch, feines Gewebe und guten Geschmack
auszeichnen. Wer beim Kauf seines Wintervorrates auf den Markt
oder sonstige Quellen angewiesen ist, wird dort die genannten Arten
selten vorfinden, denn sie sind wegen ihrer kleineren Knollenbil-
dung und ihres geringeren Knollenansatzes geldwirtschaftlich weniger
einträglich als Sorten mit größeren Knollen und reicher Knollen-
bildung, wie beispielsweise Silesia, Rosenkartoffel, Blaue Riesen,
Woltmanns rote und andere des Groß- und Massenanbaues. Im
Handel werden sie auch allgemein höher als die letztgenannten be-
zahlt. Zur Erzielung größeren Gewinnes versuchen deshalb manche
Händler, dem Käufer minderwertige Sorten unterzuschieben. Um
sich hiergegen Zu schützen, ist es ratsam, vor dem Vorratseinkaufe
zunächst eine Probe zu entnehmen und diese entsprechend zu prüfen.
Dies geschieht auf einfache Weise dadurch, daß man in ein Wasser-
glas mit einem Viertelliter Wasser 36 Gramm Kochsalz schüttet und
hierin die vorher sauber gewaschenen Kartoffelproben einzeln hin-
einlegt. Kartoffeln, die nicht auf dem Grund liegen bleiben und
wieder nach oben kommen, haben mit etwa 19 Prozent einen zu
geringen Mehlgehalt, als daß sie als gute Speisekartoffeln an-
gesprochen werden könnten. Die auf den Boden gesunkenen Stücke

werden nunmehr in eine um 2 Gramm Salz verstärkte Lösung
getan; bleiben sie unten liegen, so haben sie mit 21 Prozent Stärke
den geringsten Mehlgehalt, den man von einer Speisekartoffel ver-
langt. Sorten, die sich auch noch in um weitere 2 Gramm ver-
stärkten Salzlösungen auf dem Boden halten, erweisen sich dadurch
um 2 Prozent stärkereicher. Mit 25 Prozent Stärkegehalt lft jedoch
die durchschnittliche Höchstgrenze des Stärkegehaltes erreicht; ein
höherer Gehalt an Stärke ist selten. Auch nach Durchschneiden der
Knollen in zwei Teile und Reibung der Schnittflächen gegeneinander
läßt sich ersehen, ob die betreffende Sorte stärkehaltig ist oder nicht;
in ersterem Falle bildet sich sofort eine Stärkemehlschicht, während
in letzterem die Schnittfläche wässerig bleibt. Wo es die Lage der
wirtschaftlichen Verhältnisse irgendwie gestattet, sollte stets der Grund-
satz Geltung behalten, nur eine mehlreiche, gilt schmeckende Kartoffel
auf den Tisch zu bringen, da wässerige und mehlarme Knollen von
geringerem Nährwert sind. E. G.
Kriegstee.
er englische Aushungerungsplan hat uns wie von so manchen
wichtigen Einfuhrartikeln auch von der ausreichenden Ver-
sorgung nut Tee abgeschnitten. Dieser Mangel macht sich jetzt
im vierten Kriegsjahre, nach Erschöpfung der Bestände, in gewissem
Maße fühlbar, obwohl ja Deutschland nicht zu den eigentlichen tee-
trinkenden Ländern gehört; so betrug die Jahreseinfuhr an Tee nach
der letzten Statistik vom Jahre 1913 rund 4290 Tonnen im Gesamt-
werte von etwa 8 Millionen Mark. Bei einer Bevölkerungsziffer
von 68 Millionen entfällt daher der Jahresbetrag von knapp 12 Pfen-
nig auf den Kopf. Allzu empfindlich wird infolgedessen das Fehlen
des echten Tees nicht in die Erscheinung treten. Aber auch der leiden-
schaftliche Teetrinker kann in gewissem Sinne zu seinem Rechte
kommen, wenn er sich zum Genüsse eines Kriegstees entschließt. Ab-
weichend von vielen „Ersatzmitteln" ist dem Kriegstee, hergestellt aus
heimischen Pflanzen, viel Gutes nachzurühmen. Schon unsere Alt-
vordern wußten den Kamillen- und Pfefferminztee und andere Auf-
güsse, vorzüglich ihrer gesundheitlichen Wirkung wegen, zu schätzen,
ist doch der chinesische Tee erst um das Jahr 1657 in Deutschland be-
kannt geworden. Abgesehen von den bekannteren Teearten, wie
Lindenblüten-, Baldrian-, Kamillen- und Pfefferminztee, sind in der
Kriegszeit auch noch Versuche zur Teegewinnung mit anderen hei-
mischen Pflanzen gemacht worden, und zwar mit recht gutem Erfolge;
so ist aus jungen Erdbeer-, Himbeer- und Brombeerblättern Tee
hergestellt worden. Nach Entfernung von Stielen und Ranken
wurden die Blätter gedörrt, zerrieben und durch verschiedenmaschige
Siebe getrieben. Der Aufguß des Erdbeerblättertees zeigte eine
gelbliche, der des Himbeerblättertees eine gelblichgrüne und der des
Brombeerblättertees eine trübe gelblich-grüne Färbung. Die Ge-
schmacksprüfung ergab, daß der Erdbeerblättertee die anderen beiden
Aufgüsse bei weitem überragte. Recht schmackhaft erwies sich eine
aus je einem Drittel Erdbeer-, Himbeer- und Brombeerblättertee
hergestellte Mischung. Nach einem anderen Verfahren wurden die
Blätter vor dem Trocknen abgedümpft, gerollt, mit dem Wiegemesser-
zerkleinert und dann bei starkem Herdfeuer auf feinmaschigen Horden
unter ständigem Umrühren schnell getrocknet und gesiebt. M. O.




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vrogsr.sn u.partUmenen. IT"' III ^ic-bnst vvsi-üsn, weiss men rurUck.
V/s5 Pinofluol-Sscier nock nickt kennt, vsrlsngs sofort umsonst Euston uncl Qutecbtsn ciurcb bis
I^inofluol-Esssllscksft, Ssrlin Vi/57, Abt. f>i 4-. (Lei ^nforbsrung Abteilung gensu engedsn.)
 
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