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Hrst 25

muß mau es erneuern. Bei den Braunsteinzylindern und Kohle-
beuteln hilft meist nach dem ersten Versagen mehrstündiges Aus-
laugen in öfters gewechseltem reinem Wasser. Der Elektrolyt
(Lösung) sollte ebenfalls in Jahresfrist erneuert werden. Doch ver-
falle man nicht in den Fehler, den die meisten Installateure begehen,
nämlich die Lösung zu stark anzusetzen. Die Reichspost verwendet
mit bestem Erfolg nur 50 Gramm Salmiak auf 1 Liter Wasser,
die Schweiz 240 Gramm Kochsalz auf 1 Liter Wasser. Vortrefflich
ist die Mischung nach Wolff: 100 Gramm Salmiak, 25 Gramm
Kochsalz und 25 Gramm Lhlorzink auf 2 bis 3 Liter Wasser. Man
erneuere möglichst alle Elemente gleichzeitig, da ein neues mit alten
geschaltet viel rascher verdirbt, und verbinde stets den Zinkpol des
einen mit dem Kohlepol des folgenden (Abb. 8). Da ferner gerade
an den Elementen die Kontaktstellen leicht durch Orydation unter-
brochen werden, putze man bei Störungen diese in erster Linie blank.
Leider sind aber Ersatzteile mit Braunstein jetzt im Krieg fast
gar nicht mehr zu haben, auch solche aus Zink oft nur schwer. Es
sei daher folgender Behelf empfohlen, wenn man nirgends mehr
Elemente bekommt. Aus 1 Zentimeter dickem Holz macht man
einen Kasten von 40 Zentimeter Länge,
12 Zentimeter Breite und 22 Zentimeter
Höhe, der oben offen bleibt. Bei z' mW
x (Abb. 9) werden Querwände einge-
fügt, ebenso bei I, m und n; letztere
sind aber mit 30 bis 40 Löchern von
8 bis 10 Millimeter Durchmesser zu
durchbohren. Nach dem Fertigstellen ist
der Kasten innen und außen (auch das
Jnnenrund der Löcher!) gut mit flüssig
gemachtem Faßpech auszustreichen. In
die größeren Räume u, v, >v füllt man
zerkleinerten Koks von Haselnußgröße, in
den man oben ein Stück Element- oder
Bogenlampenkohle einsetzt. Ein aufge-
nageltes Brett r 8 dient als Stütze und
Deckel. In die schmalen Räume hängt
man Zinkblechstreifen, die fast bis auf den
Boden reichen und oben einen schmalen
Fortsatz zum Anbringen einer Klemm-
schraube haben. Man füllt die schon er-
wähnte Salmiaklösung ein, doch nicht
zuviel — 4 bis 5 Zentimeter sollen oben
frei bleiben — und verbindet wieder Zink
mit Kohle, wie Abbildung 8 lehrt. Eine
solche Batterie von drei Elementen ge-
nügt selbst für den Betrieb häufig be-
nützter Haustelegraphen.
Zum Schluß noch einige Worte über
das Einfügen weiterer Glocken oder Kon-
takte in schon bestehende Leitungen. Ist
eine solche vernünftig angelegt, so führt
ein weißumsponnener Draht als negativer Leiter gleichmäßig durch
alle Stockwerke. Dagegen sind die positiven Leitungen durch Farben
unterschieden, also zum Beispiel im Erdgeschoß blauer Draht, im ersten
Stock gelber, im zweiten roter und so fort. Will man nun eine weitere
Glocke einfügen, so ist von Klemme 8z ein Draht zum weißen Draht der
Hauptleitung zu legen, von 8; ein Draht zu jenem von der Farbe des
Stockwerkes. Soll noch ein Kontakt eingefügt werden, so unterbricht
man einen der neu gelegten Drähte an einer Stelle (b in Abb. 10) und
führt zwei Drähte zum Druckknopf le. Will man jedoch einen weiteren
Kontakt in die bestehende Leitung einer Glocke legen, so fügt man
die neuen Drähte am einfachsten in die Zuleitungen eines schon vor-
handenen Kontaktes (Abb. 11) ein. Endlich könnte es noch erwünscht
sein, daß zum Beispiel beim Drücken auf einen Knopf gleichzeitig zwei
Glocken in verschiedenen Räumen ertönen. In diesem Falle hängt man
ebenfalls die neuen Leitungen an die schon bestehende Zuleitung zur
alten Glocke an nach Abbildung 12. Durch geeignetes Verbinden dieser
drei schematisch dargestellten einfachsten Leitungsanlagen ist es dann
nicht schwer, sich auch mit verwickelteren bald zurechtzufinden. M. K.
Mrst-Leopold-Mademie in Detmold.
m 30. Mai 1918 fand in Detmold, der freundlichen Residenz am
Fuß des Teutoburger Waldes, die festliche Einweihung der
Fürst-Leopold-Akadenne statt- Dieses Ereignis ist nicht nur für

das Fürstentum Lippe-Detmold, sondern für das ganze Reich ein
bedeutsamer Markstein der Entwicklung. Die Gründung der Hoch-
schule ist zunächst dem landesväterlichen Wunsch des Fürsten zu
verdanken, die Teilnehmer am Krieg, in erster Linie die Kriegs-
beschädigten, nach ihrer Rückkehr bei der Überleitung in einen neuen
bürgerlichen Beruf mit einer wissenschaftlich vertieften, gründlichen
Ausbildung aufs beste auszurüsten und ihnen ihren weiteren Lebens-
weg zu erleichtern. Dieser menschenfreundliche Plan hat aber
mittlerweile eine wesentliche, gemeinnützige Erweiterung erfahren,
die dem Friedensaufbau im allgemeinen und im besonderen der
Bewältigung der vermehrten und veränderten Zukunftsaufgaben
städtischer Verwaltungen dienen soll. Das spezielle Ziel der Fürst-
Leopold-Akademie ist es, tüchtige Männer für das öffentliche Leben,
sei es für die Verwaltung städtischer Gemeinden, sei es für die Leitung
öffentlicher oder privater Unternehmungen auszubilden. Wenn auch
schließlich jede akademische Schulung über den Selbstzweck wissen-
schaftlicher Forschung hinaus dem Leben dienen will, so soll doch
die Verbindung von Theorie und Praxis bei dieser Akademie eine
noch innigere und unmittelbare sein. Bei aller Gründlichkeit werden
der theoretischen Vorbildung immerhin
wesentlich engere Grenzen gesteckt als
beim Fachstudium der Juristen. Ander-
seits wird den Besuchern der Hoch-
schule in einzigartiger Weise Gelegen-
heit geboten, die vielseitigen Bedürf-
nisse und Ergebnisse der Praxis kennen-
zulernen. Ermöglicht wird diese enge
Fühlung mit dem bürgerlichen Leben
dadurch, daß in Ergänzung der stän-
digen Lehrkräfte hervorragende Männer
der Praxis, die sich in leitenden Stel-
lungen und in ihrem Fach ausgezeich-
net haben, aus ihren Berufstätigkeiten
heraus auf einige Zeit an die Aka-
demie zur Abhaltung von Fachkursen
berufen werden. Außerdem wird maß-
gebenden Verbänden, wie dem Reichs-
stüdtebund, dem Verband preußischer
Landgemeinden, dem Reichspressever-
band, dem Bund deutscher Verkehrs-
vereine und anderen, ein gewisser Ein-
fluß sowohl bei Heranziehung der Lehr-
kräfte als bei der Unterbringung der
mit Diplom abgehenden Schüler ein-
geräumt, gewiß eine ungewöhnliche,
aber erfolgversprechende Wechselbezie-
hung zwischen Wissenschaft und Praxis!
Alle möglichen modernen Hilfsmittel
stehen zur Verfügung. Eine großange-
legte Bücherei ist im Entstehen, in einer
Lesehalle sind die wichtigsten Zeitungen
aller politischen Richtungen und aus allen Gegenden Deutsch-
lands zum Studium ausgelegt. Sammlungen der verschieden-
sten Art, auch Lichtbilder, dienen der Veranschaulichung. Bei
sämtlichen Studiengängen bildet eine gründliche volkswirtschaft-
liche und rechtliche Durchbildung die Grundlage; ihr schließen sich
Beschäftigungen mit dem Wesentlichen auf den verschiedenen Ge-
bieten der Technik an; Sprachunterricht wird nicht nur für Fran-
zösisch und Englisch, sondern auch zum Beispiel für Ungarisch und Tür-
kisch gegeben; Übungen in Büroarbeiten, Stenographie, Maschinen-
schrift und Buchführung vervollständigen die Vorbereitung für den
praktischen Beruf. — Von welchen: außerordentlichen Wert eine
solche, die bisherige schematische weit überflügelnde, zugleich wissen-
schaftliche und praktische Vorbildung für die zukünftigen Beamten
(an leitender Stelle) sein wird, liegt auf der Hand. Die Vorlesungen
über Verfassung und Verwaltung, Steuerwesen und Armenrecht,
Schulunterhaltung und Fürsorgepflicht, besonders auch die gegen-
wärtig ungeheuer wichtigen Fragen des Wohnungs- und Siedlungs-
wesens sind ein Bedürfnis der Zeit, eine Hochschule wie die Fürst-
Leopold-Akademie — wie auch der Vorsitzende des Reichsverbandes
deutscher Städte auf der gleichzeitig mit dem Einweihungsfest statt-
findenden Tagung aussprach — „eine dringende Notwendigkeit".
Daß eine solche Gründung jetzt im Kriege so vielversprechend an-
gelegt werden konnte, ist ein Zeugnis ungebrochener Kraft und zu-
versichtlichen Glaubens an die deutsche Zukunft! H. RaU.

Fürft-Leopold-Akademie in Detmold.
 
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