Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Das Erbe der Kalewingen.
Roman aus dem estnischen Volksleben
von Richard Schott.
(Fortsetzung.)
iwi hatte sich ebenfalls in Gedanken mit den Kostiferschen
beschäftigt. „Sie haben Väterchen aufs Trockene gesetzt und
sich über den Gutsbranntwein hergemacht?" meinte er schmun-
zelnd. „Das müßte doch mit dem Kuckuck zugehen, wenn dabei nicht
auch für unsereins was abfallen sollte. Jawohl, jetzt gilt>s! Aber
nicht so, wie du meinst!"
Er fühlte plötzlich ein unbändiges Verlangen nach Branntwein
und hätte nicht übel Lust gehabt, den klugen Kostiferschen gleich
einen Besuch zu machen. Aber als er Arwis Gestalt vor sich auftauchen
sah, vergingen ihm diese Wünsche. Scheu kam er aus seinem Versteck
hervorgekrochen und lief, wie ein Hund seinem Herrn, Arwi nach,
der, ohne sich weiter nach ihm umzusehen, am Rande des Waldes
vorwärtsstürmte.
In der Hütte fanden sie Maila noch ebenso fest und ruhig schlafend,
wie sie Arwi vor drei Stunden verlassen hatte.
„Ich werde sie tragen," flüsterte Arwi. „Entzünde du dort am Feuer
den Kienspan und leuchte voran, damit ich mich draußen Zurechtfinde."


Kiwi tat, wie ihm befohlen worden, während Arwi die Kranke
vorsichtig in ein großes Bärenfell hüllte. Behutsam Hub er sie dann
auf und trug sie hinaus.
In der frischen Nachtluft erwachte Maila. „Was ist? Willst du
mich nach St. Brigitten bringen? Ach ja, das ist gut von dir. Es ist
Sonntag, und die Glocken läuten," sagte sie mit schwacher Stimme,
noch halb im Schlummer. Plötzlich stieß sie einen Schrei aus und
verbarg ihr Gesicht an Arwis Brust. Sie hatte Kiwi gesehen, dessen
wilde Züge von der Kienfackel grell beleuchtet waren.
Arwi fühlte, wie ein krampfhaftes Zucker: ihren schwachen Körper
schüttelte. Vergebens suchte er sie zu beruhigen. „Es ist ein guter
Freund," sagte er. „Kiwi von Kostifer. Kennst du ihn nicht mehr?
Wir wollen dich in die warme Höhle tragen, damit du wieder gesuud
wirst."
„Ich will nicht in die Höhle! Ich will nicht dahin, wo sie ist!
Bringe mich nach St. Brigitten und lasse mich sterben," klagte sie,
ängstlich flehend.
„Du sollst nicht sterben! Sie liebt dich ja auch. Sie wird dich
pflegen wie eine Schwester!" sägte Arwi verwirrt.
Sie antwortete mit schmerzlichem Schluchzen, das ihm das Herz
zerriß.
Bange Minuten vergingen.
„Schicke diesen Menschen fort," sagte sie endlich gereizt. „Bringe
mich nach St. Brigitten. Warum quälst du mich denn so?"

Österreichlfch-ungarische Streifpatrouille auf dein albanischen Xr iegjchanplatz.


xxvu. rsi^.
 
Annotationen