Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DasBuchfüvAlle

Heft 27




Pusteblumen.

„Nur eine Minute!"
Damit trat der Detektiv
über die Schwelle. „Vor
allem, mein Herr, es hört
uns doch niemand?"
„Was soll das?" fragte
Serrurier, stutzig geworden.
Nur der Gedanke, das Mäd¬
chen, das noch auf dem Flur
stand, nicht zur Zeugin eines
Auftritts zu machen, den er
ahnte, veranlaßte ihn, auf
die nächste Tür zu weisen.
„Nur eine Minute!"
wiederholte Ralf Recking.
Im selben Augenblick stand
er seinem Gegner in einem
mäßig großen, Hellen Salon
gegenüber. Als Serrurier
zusammenzuckte, weil die
Klingel schon wieder hell
und heftig anschlug, wäh¬
rend unten das Klavier¬
spiel wie abgehackt aufhörte,
sagte er: „Geben Sie sich
keine Mühe, Jean Robert
Serrurier. Sie sind ver¬
haftet !"
Der Überrumpelte zuckte
zusammen. Dann riß er
sich empor und war mit
einem Satz am Fenster.
Als ihm der Detektiv nach¬
stürzte, schlug unter dem
Druck von Serruriers Arm
die Scheibe prasselnd in
Splitter. Blitzschnell schwang sich der Belgier ins Freie und ebenso nen, von den Beeten herunter in eine
schnell starrte dem Verfolger der Lauf einer Waffe entgegen. Ein Gartens, wo sie ihn endgültig fesselten.

Aach elfter Radierung von Georg Jahn.

Knipsen ... und sie ver-
sagte.
Im nächsten Augenblick
hatte Ralf Recking Ser-
ruriers Handgelenk um-
spannt, nur einen Augen-
blick, in dein ein Hilfeschrei
aus dem Nebenraum gellte,
während Martin, von zwei
Kriminalbeamten gefolgt,
in den Salon stürzte- Ser-
rurier riß sich los. Mit
einem gewaltigen Ruck ließ
er sich aus dem Fenster in
die Tiefe schnellen.
Als er sich, rücklings zu-
sammengesunken, erheben
wollte, umspannten ihn die
Fäuste des vermeintlichen
Gärtners wie mit Eisen.
Eine Sekunde später saßen
seine Hände wie in einen
Schraubstock gepreßt in den
Handschellen eines Krimi-
nalbeamten. Einen Augen-
blick sah Ralf Recking, wie
sich die Augen des Über-
wältigten in unnatürlicher
Größe öffneten, dann sich
schlossen, und das aschgrau
gewordene Gesicht verzerrte
sich in zusammengebissener
Wut und Ohnmacht. Die
Polizisten schleppten ihn,
dem die Füße den Dienst
plötzlich zu versagen schie-
offene Sommerlaube des
(Schluß folgt.)


Nafferbüsfel sichern flußwärts (S. 633). — Unter den Büffelarten ist
der afrikanische Kafferbüffel oder Schwarzbüffel der stärkste und wildeste Ver-
treter dieser Rindergattung. Wildheit und Bösartigkeit sind aber nicht seine
charakteristischen Eigenschaften, viel eher phlegmatische Gutmütigkeit. Gereizt
werden die starken, durchaus nicht schwerfälligen Tiere allerdings zu gefähr-
lichen Gegnern, denen schon viele Jagdfreunde zum Opfer fielen. Wenn auch
v. Wißmann den Büffel für „das gefährlichste Wild" Afrikas erklärt hat, so
wurde die Gefährlichkeit doch vielfach von Abenteurern übertrieben. Ohne
eigentlich scheu zu sein, ergreifen vielmehr die meist in Herden von dreißig bis
sechzig Stück lebenden Kafferbüffel beim Herannahen des Menschen- regelmäßig
die Flucht. Verwundet nehmen sie freilich oft den Verfolger an, fallen aber nie
den Menschen an, der ihnen aus dem Wege geht. — Ihr Lieblingsaufenthalt ist
das Wasser der Seen oder Flüsse, und hierhin ziehen sie sich mit Vorliebe zurück,
wenn ihnen Gefahr droht. Die gedrungenen, breitstirnigen Rinder mit dem
weit nach hinten ausgebogenen Gehörn liegen stundenlang fast regungslos
und behaglich wiederkäuend in Sumpflachen unter schattigen Bäumen. Plötz-
lich richten sich die schwarzblauen Massen her schwachbehaarten Körper in die
Höhe; der Leitstier wittert Unheil, und in dröhnendem, schwerfälligem Galopp
zieht sich die Herde zurück und sucht sich im Wasser in Sicherheit zu bringen.
Auch der Löwe wagt den Kampf mit dem Büffel und versteht, ihn nach glück-
lichem Sprung in den Nacken durch Ausrenken des Genickes zu töten. Fürchter-
lich ist das Gebrüll des verendenden Tieres. Langsam legt es sich nieder, streckt
den Kopf vor und stößt einen tiefen, schrecklich dröhnenden Todesschrei aus, bis
das große Auge bricht und der letzte, röchelnde Laut verstummt.
Abgeschlagener Angriff im Westen (S. 636/37). — Bei Beginn des fünften
Kriegsjahres zeigte es sich, daß der Kampfeswille und die Widerstandsfähig-
keiten auf beiden Seiten noch immer ungebrochen sind. Marschall Fach
hat mit seinem im Juli einsetzenden Gegenangriff zwei großangelegte Ver-
suche gemacht, aus dem Stellungskrieg im Westen heraus und zu einem
das Ende erzwingenden Bewegungskrieg zu gelangen. In gutgewähltem
Augenblick wollte er zunächst zwischen Soissons und Reims die deutschen
Linien in so breiter Front durchschlagen, daß wenn nicht eine verhängnis-
volle Aufrollung, so doch eine solche heillose Verwirrung des Gegners
erreicht würde, daß die Angriffspläne der deutschen Heeresleitung durch-
kreuzt und ihr zum mindesten für lange Zeit die Freiheit der Entschließung

ganz aus der Hand genommen würde. In weiterem Verlauf sollten, wie
Heros prahlend verkündete, die deutschen Armeen, ohne Zu organisiertem
Widerstand zu kommen, bis über den Rhein Zurückgedrängt werden. Als dem
anfänglichen Überraschungserfolg dieses ersten großen Angriffes bald durch
Gegenstoß enge Grenzen gezogen wurden, versuchte der französische Ge-
neralissimus zwischen Ancre und Avre, nordöstlich Amiens den deutschen Stel-
lungsvorsprung wie eine Zange zu umklammern und das Hinterland der
Aisnestellung zu gewinnen. Seit Mitte Juli ist ein erbitterter Angriff dem
anderen gefolgt. Ja, man muß von einem planmäßigen Zusammenhang von
Angriffsfolgen sprechen, die — geschickt den Ort wechselnd — bald da bald
dort die Widerstandsfähigkeit und aushaltende Tapferkeit der deutschen Truppen
auf beispiellose Proben stellten. Ihre eigentlichen Endziele wurden nicht
erreicht; räumliche Erfolge mußten mit verheerenden Verlusten erkauft werden,
die das deutsche Zusammengefaßte Artilleriefeuer und die zähe, todesmutige
Verteidigung der rückendeckenden Maschinengewehrabteilungen dem Angreifer
beibrachten. Noch weniger vermochte der Vorstoß der Armeegruppe des eng-
lischen Marschall Haig, der beiderseits der Somme am 8. August einsetzte,
über Teilergebnisse hinaus einen entscheidenden Umschwung herbeizuführen.
Zwar blieb auch hier das neue Verfahren der feindlichen Angriffe — ohne
lange Artillerievorbereitung im Schutz von Gasnebeln mit ungeheueren Tank-
geschwadern anzurennen, Infanteriewaffen in unaufhörlichen Wellen folgen
und schließlich Kavallerie nachstoßen zu lassen — nicht ohne Geländegewinn.
Über verwüstetes Gebiet und zahllose Krater hinweg wurden die tiefgegliederten
Angriffsstaffeln, in Staubschwaden und Pulverdampf gehüllt, bei furchtbarem
Sonnenbrand vorgejagt. Meist brachen sie schon vor der deutschen Front
im Vernichtungsfeuer zusammen. Mehrere hundert Tanks starrten, in Trümmer
geschossen, vielfach von Handgranaten zersprengt, ruinenhaft in die Luft.
Die Hauptlast der blutigen Arbeit war wieder den farbigen Hilfsvölkern
aufgebürdet. Die bewegliche — wie die feindliche Kritik selbst zugesteht ,
meisterhafte Verteidigung versteifte sich nicht darauf, Orte zu halten, wenn
dies unverhältnismäßig hohe Opfer verlangt haben würde. Nicht dem
Land, der Schwächung des gegnerischen Heeres giltder
deutsche Kampf. Ihre weitgesteckten Ziele haben weder Foch noch
Haig erreicht. Weder ist die deutsche Front wirklich durchbrochen, noch ist eine
Flankenüberflügelung geglückt; die deutsche Widerstandskraft hat standgehalten.
 
Annotationen