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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0051

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22) Nicht zu derselben Schule gehörig, aber jedenfalls hellenistisch ist der schöne
Marmorkopf eines Galliers im Museum von Gizeh, den Th. Schreiber in seinem prachtvoll
ausgestatteten Foliobuch (Der Gallierkopf des Museums in Gizeh bei Kairo, Leipzig 1896) neu
veröffentlicht hat. Er ist auch jetzt bei Edgar, Catal. n. 27,475, pl. X. abgebildet, wo zu der
Literatur S. Reinach (Rev. arch. 1889, 189, Fig. 11) und Furtwängler (Berk phil. Wochenschrift
1896, 944) nachzutragen sind. Aus grobkörnigem, weißem Marmor. Der Erhaltungszustand ist aus
der beistehenden Abbildung (Fig. 49) ohne weiteres ersichtlich.

Gesamthöhe........................... 0375

Gesichtshöhe (Haaransatz — Kinnspitze)............... 0"225

Kopf höhe (Scheitel — Kinnspitze)................. 0'34

Kinnspitze — Augenbrauenlinie................... 0465

Kinnspitze — Nasenflügel..................... 0085

Distanz der inneren Augenwinkel.........•...... 0'045

» » äußeren » ................. O'll

Länge des rechten Augapfels....... ........... 0-035

» » linken » ................... G"030

Gesichtsbreite in der Linie der unteren Augenlider......... 0145

Mundlinie — Brauenlinie...................... 041

» —Haaransatzlinie.................... 0175

Der Kopf ist also größer als die großen Gallierköpfe. Sein Gesicht ist höher, sein Schädel
(die üppige Haarmähne mit eingerechnet) ist länger als sonst. — Seine Herkunft ist leider unbe-
kannt. In einer Zuschrift versichert mir Schreiber, daß er die Herkunft des Kopfes aus dem
Fayum, die er vor zehn Jahren als unsicher bezeichnete, jetzt urkundlich beweisen kann, und
will das betreffende ihm von Brugsch mitgeteilte Zeug-
nis, welches auch Edgar in seinem Katalog übersehen
hat, gelegentlich veröffentlichen. Indessen ist der Kopf
so verschieden von alledem, was bis jetzt im Fayum
gefunden wurde, daß man eine andere Angabe, nach
welcher der Kopf aus Thasos mitgebracht wurde, nicht
a limine verwerfen darf (vgl. A. J. B. Wace, Annual of
the British school at Athens IX 235).

Der Nacken des Kriegers, dem der Kopf gehörte,
war stark nach rechts gedreht, seine Lippen sind halb
geöffnet, so daß die Zähne sichtbar werden, seine Brauen
sind zusammengezogen, das ganze Gesicht bekundet
mehr geistige Aufregung und Leidenschaft als physische
Kraft. Die Kinnspitze ist mit zwei kurzen, spärlichen, aus-
einandergekämmten Haarbüscheln bedeckt. Der Schnurr-
bart besteht aus zwei kurzen, zusammengeklebten Stop-
peln und scheint wie zugeschnitten. In äußerst effekt-
voller, skizzenhafter Manier ist das Kopfhaar behandelt.
Kurze, gerade und steife Haarsträhnen sind durch tiefe Fi„ 4g

Fullen getrennt und absichtlich rauh gelassen, was den

Eindruck ihrer Üppigkeit liebt. Auf den Nacken fällt eiii dicker, hinter dem rechten Ohr sichtbarer
Schopf herunter, zwei kleine, sehr llach behandelte Ohrlocken greifen auf die Wangen herüber.
Große, abstehende Ohren. Die Augenbrauen sind nicht mit einzelnen Haarstrichen, sondern durch
 
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