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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0074

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scheint die rechte Schulter bei der Sarkophagfigur mehr geneigt zu sein als die linke; bei der
Rundfigur ist der Fall umgekehrt. So kann man wohl von einer Verwandtschaft, aber nicht von
einer Umbildung des Galliers Torrigiani sprechen.

29) Sitzender Torso im Museum zu Berlin Inv. Nr. 1538. Abg. Arch. Anz. 1903, 34, Fig. 13
(Watzinger) und Kekule, Griech. Skulptur S. 301. Hier (Fig. 71) nach einer besonderen Photo-
graphie.— Gesamthöhe 0485 rn. Brustwarzendistanz 0465 m. Höhe der Plinthe 0*06 —0'07 m- Aus
weißem, feinkörnigem Marmor. Der Mann stützte sich mit dem rechten Arm, dessen Hand wohl
ein Schwert hielt, auf den Boden. Das linke Bein war angezogen, der Kopf nach oben gerichtet.
Mit der linken Hand hob er offenbar den Schild über sich. Die roh gepickte Oberfläche der
Plinthe, an der ein Teil angestückt war, deutet Felsgrund an.

Watzinger nimmt an, daß der Torso einen Gallier, und zwar in demselben Motive dar-
stellt, das bei dem in Rückenansicht gesehenen sitzenden Gallier auf dem Sarkophagdeckel im
Campo Santo in Pisa (Taf.VIIb) wiederkehrt. Doch ist auch eine Gigantenfigur — nach den unter-
setzten Proportionen zu urteilen — nicht ausgeschlossen. Allerdings spricht die Abwesenheit der
Brusthaare eher für einen Gallier oder für einen Griechen, der nach Analogie der Amazonen-
gruppe in der Villa Borghese (Jahrb. d. Inst. II. Taf. 7) unterliegend dargestellt wäre. Das Motiv
kommt auf etruskischen und römischen Beliefs, die Gallierkämpfe darstellen, ziemlich oft vor.
Einige von ihnen hat bereits Habich (Amazonengruppe S. 43, Anm. 1, Fig. 7—9) zusammengestellt.
Ferner begegnen wir derselben Figur verhältnismäßig oft auf den unten besprochenen etruski-
schen Sarkophagen und Urnen. So z. B. auf Fig. 95. Außerdem kommt sie auf dem römischen Sar-
kophag in Poggio a Caiano (Dütschke II. 401), und zwar auf der linken Schmalseite, vor; nur
streckt der Gallier in der erhobenen Linken anstatt des Schildes seinen Mantel vor. Dieselbe
Modifikation treffen wir auf dem unten (unsere Taf. VIII b) abgebildeten Sarkophag in Florenz.
Zumeist ist er mit einem zu Fuß kämpfenden Gegner, zuweilen mit einem Reiter, gegen dessen
anspringendes Pferd er sich deckt, gruppiert. Andererseits hat E. Petersen (Rom. Mitteil. VIII. 226)
Wiederholungen desselben Motivs auf dem Schild der Parthenos, einem Bronzediskos mit auf-
gesetztem Relief, einer Urne mit Gigantomachie und an dem großen Gigantenfries in Pergamon
nachgewiesen. So läßt sich die Frage, Gallier oder Gigant oder schließlich Grieche, auch durch
abgeleitete Monumente nicht entscheiden. Das ist nicht zu verwundern, denn das Motiv ist sehr alt
und kommt in der Einzelverwendung schon auf einer Grabstele des V. Jahrhunderts, jetzt in
Villa Albani (Conze, Grabreliefs Taf. 247) vor; nur deckt sich dort der Unterliegende mit
einem Mantel.

30) Torso eines liegenden Jünglings im Nationalmuseum in Athen. Hier (Fig. 72) nach
einer Photographie des deutschen archäologischen Institutes; Fig. 73 nach Athen. Mitteil. V. 368,
Taf. 9 (U. Koehler).

Hoch 032 m; Brustwarzenabstand 049 m; Breite der Brust zwischen den Armansätzen
0'225 m. Das Material ist ein nicht ganz weißer, eher etwas bläulicher Marmor mit grauen Wolken
und Streifen. So weit man über solche Sachen nach dem äußerlichen Aussehen urteilen kann,
sind die neapolitanischen und venetianischen Stücke aus stärker blau-grau gefärbtem Marmor.
Zur Not könnte man den des athenischen Torso auch für pentelischen nicht sonderlicher Qua-
lität erklären, wie es Koehler (a. a. 0.) und Milchhöfer (42. Berliner Winckelmanns-Programm
S. 42) getan haben.

Der Torso wirkt wie ein starkes Hochrelief; er liegt auf einer ungefähr 044—016 m
dicken Platte (genau ist die Dicke nicht 'zu bestimmen), die auf ihrer Bückseite roh gepickt
war. Es ist nur wenig von der alten Fläche erhalten, doch genügt der Best, um Obiges zu
behaupten. Auf der Vorderseite ist der Reliefgrund nur in ganz geringen Resten erhalten, die
nicht glatt und eben bearbeitet sind, sondern rauh und unregelmäßig bewegt. Am ehesten ist
 
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