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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0075

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Felsgrund oder Erde, auf der der Tote lag, anzunehmen. Von Gewand oder Tierfell als Unterlage
ist keine Spur vorhanden. Damit ist ausgeschlossen, daß der Tote etwa über den Oberschenkel
einer zweiten Figur hing.

Nach Arbeit und Motiv erinnert das Stück sehr an den venetianischen toten Gallier, so
daß ich Kieseritzkys Vermutung (bei Koehler a. 0.), es habe einen Bestandteil des Attalos-Ana-
thems gebildet, für ziemlich wahrscheinlich halte. Nur war der Körper noch stärker verdreht,
das Haupt fiel zurück, der rechte Arm war nicht über den Kopf gelegt, sondern seitwärts abge-
streckt; der Bauch sehr stark eingezogen. Das Stück ist leider nicht genug erhalten, um zu ent-
scheiden, ob der Jüngling etwa auch den Leibgürtel um die Lenden hatte oder nicht. Zwar hat

der Pariser und einer von den venetianischen Galliern auch keinen solchen, aber bei dem Mangel
des Kopfes ist es nicht möglich, bestimmt zu entscheiden, ob wir einen Gallier oder einen Giganten
vor uns haben. Sicher war er unbärtig, mit langem, lockigem, wenig ausziseliertem Haar. Die
Abwesenheit der Achselhaare spricht eher für einen Gallier. Sehr gut würde zu unserer Annahme
die Bearbeitung der Unterlage als Fels, beziehungsweise Erde, stimmen; die rauh gepickte Bück-
seite wäre dann die Unterseite der Plinthe, und die ganze Figur würde ursprünglich so aufgestellt
gewesen sein, wie der venetianische tote Gallierjüngling. Es ist also nicht wahrscheinlich, was
L. B. Farnell (Journ. of hell. stud. XI. 205) und E. Petersen (Böm. Mitteil. X. 128), auch S. Beinach,
(Bepert. II, 26, 4) annehmen, daß der Torso aufrecht zu stellen sei und einen ähnlich bewegten
Giganten darstelle, wie der von Athene am Haar gepackte Sohn der Erde auf dem großen
Altarfries von Pergamon (Baumeister, Denkm. Taf. 38).

Die starke Krümmung der linea mediana läßt sich so erklären, daß der Jüngling über
einen Abhang gestürzt war. So liegt ein gallischer Jüngling mit abgestrecktem rechtem Arm,
mit dem Kopfe nach unten, auf einer Urne in Volterra (unten Fig. 118), auch auf einer Urne
in Perugia (unten Fig. 95). Wir haben schon oben festgestellt, daß er von seiner rechten Seite
gesehen werden sollte, also nach rechts lag. Aus den abgeleiteten Monumenten ergibt sich
außerdem, daß er mit diagonal nach rechts aufwärts gerichteten Beinen ruhte. In ähnlicher Lage
finden wir Giganten (vgl. Böm. Mitteil. 1893, 232) wie Barbaren. Sehr ähnlich ist die Figur am
rechten Ende eines späthellenistischen Frieses in Mantua (unsere Taf. III). Neben einem nach
 
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