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Bieńkowski, Piotr
Die Darstellungen der Gallier in der hellenistischen Kunst — Wien, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.14663#0163

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gemalten Stelen geschlossen und mit Inschriften versehen waren. Dieses Hypogäum war für galatische,
thrakische und kretische Söldner, und zwar sowohl für Männer, als auch für ihre Frauen und
Kinder bestimmt. Auf einigen dieser Stelen sieht man tatsächlich galatische Krieger mit einem
blauen, auf der rechten Schulter /.usammengenestelten, bis über die Kniee reichenden Mantel, mit

schwarzem Speer und sehr langem, buntge-
färbtem, ovalem Schild. So auf einer im Amer.
Journal of archaeology 1887, 261, Taf. XVII.
abgebildeten Siele. Vgl. Rev. arch. 1887, 291
und Rev. crit. 1888, II. 120. Leider sind die
Farben ganz verblaßt und die Details der Bil-
der beinahe überall unkenntlich geworden, so
daß ihre Wiederveröffentlichung sogar an dieser
Stelle unzweckmäßig wäre. Übrigens bemerkt

man bei keinem einen Panzer. Die darge-
stellten Söldner gehörten olfenbar zu den
leichten Truppen, nicht zu den Hopliten, die
man in den albanischen Statuen, mögen sie
echte keltische Krieger oder nur mit griechi-
schem Panzer gerüstete galatische Söldner
darstellen, wird erkennen müssen. Die Frage
der Panzerform ist also eine rein antiquarische
und läßt sich vorderhand nicht entscheiden.
Immerhin ist es sehr wahrscheinlich, beinahe
1 ls' ' sicher, daß hier Kelten dargestellt sind, und

darauf kommt es in diesem Zusammenhang
hauptsächlich an. Selbstverständlich war in dem Kunstwerk, dem die obigen Köpfe und Torsi
angehörten, nicht etwa die Niederwerfung eines meuterischen Söldneraufstandes gefeiert, son-
dern die Söldner bildeten einen Teil der aus Griechen bestehenden Truppen, deren Siege in den
Kampfgruppen dargestellt waren.

Ist dem aber so, so sind die albanischen Statuen für die Geschichte des keltischen Typus
in der Kunst von großer Bedeutung. Wir haben oben an den Darstellungen der pergamenischcn
und »delphischen« Gallier einige sonderbare, satyreske Züge hervorgehoben. Davon merkt man
an den albanischen Statuen gar nichts. Ihr Haar ist weich und lockig, ihre Gesichter sind mild
und friedlich. Die Kelten sind hier nicht in heroischer Nacktheit, wie in Pergamon, nicht in
Schafpelzen, wie in Delphi, sondern in voller Rüstung dargestellt. Die Charakteristik des barba-
rischen Typus beschränkt sich auf die Gesichter. Fs leuchtet aus alledem ein, wie wenig zu-
treffend es war, wenn man früher (zuletzt noch im Buche von A.. Bertrand et S. Beinach, Les
Geltes p. 38) dem von der pergamenischen Kunst geschaffenen Galliertypus eine ausschließliche
und Ausschlag gebende Geltung zuschrieb. Dieser Typus erhielt sich später nur in denjenigen
Werken der etruskischen und römischen Kunst, welche direkt oder indirekt von Pergamon
abhängig waren. Aber gleichzeitig, und besonders später, unter dem Einfluß der römischen Feld-
züge in Gallien, bildete die Kunst ein paar andere keltische Typen aus, die dem klassischen
pergamenischen den Vorrang streitig machten.

Diese Änderung kündigt sich uns an einem Kopfe an, von dem sich leider nicht bestimmt
sagen läßt, ob er noch in der späthellenistischen oder bereits in der römischen Epoche entstanden ist.
Ich habe ihn im Frühling 1897 beim Kunsthändler Jandolo in Born gesehen und photographiert.
Darnach hier Fig. 159. Es ist derselbe Maimorkopf, den Matz-Duhn (Nr 4023) im Besitze des
 
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