Kneippkur. (Augenletden.) 641
vollblütigen Fleiſcher oder Brauer, der augenleidend wird, ſpeciell das Auge
behandeln? Oft und in den meiſten Fällen braucht man das kranke Auge
gar nicht anzurühren und es wird geſund, ſofern man beſonders durch Ober-
guß, Knieguß, Rückenguß, Vollguß und Halbbad es verſteht, beſſere Blut-
cirkulation herzuſtellen Wie ſchnell wäre das Übel gleich anfangs gehoben!
Und wie ſchrecklich iſt erſt das Jammerbild beim Eintritt in eine Blinden-
anſtalt. Man frage und überzeuge ſich: von 100 Blinden ſind kaum 5
blind geboren, 95 ſind blind kuriert! Iſt das nicht furchtbar! Als Kinder
wurden die meiſten bei Scharlach und Maſern echt mediziniſch behandelt,
d. h. der Krankheitsſtoff wurde nicht ausgetrieben, ſondern unterdrückt, und
infolgedeſſen Blindheit oder Taubheit!
Als Augenpflege verordnet Kneipp * beſonders die heilſamen
Augenbäder. Man taucht 2—3 mal hintereinander 5 Sekunden lang mit
offenen Augen das Geſicht in eine Schüſſel kalten Waſſers. Wer das
wöchentlich mehrmals macht, wird bis ins hohe Alter ein gutes Auge
haben, vorausgeſetzt, daß er auch ſonſt ſich körperlich abhärtet und regel-
mäßig lebt.
Ein Herx, 36 Jahre alt, fühlte ſeit 3 Jahren eine auffallende Ab-
nahme ſeiner Kräfte und ſeines Augenlichtes. Als er ſeine Berufspflichten
aufgeben mußte, war er nahezu erblindet. Er ſuchte bei den berühmteſten
Specialiſten Hilfe, die alle möglichen Verſuche machten und zuletzt erklärten,
die Augennerben ſeien vollſtändig gelähmt, mithin ſei auch keine Heilung zu
erwarten. — Der ganze Körper wurde durch das Waſſer in neues Leben
und erneute Thätigkeit gebracht. Einen Tag Ganzwaſchung, den andern
Oberguß und Knieguß, den 3. Ober- und Schenkelguß, den 4. Ganzwaſchung,
den 5. wieder Ober⸗ und Schenkelguß, den 6. — und Knieguß, den 7.
Nückenguß. Das ſind Verordnungen für alle derartigen Fälle in der erſten
Woche. Wie der Unglückliche allen Appetit verloren haͤtte, ſo ſtellte ſich der-
ſelbe bei Anwendung von Waſſer wieder ein. Er bekam die einfachſte Koſt,
die man leider zu wenig kennt und wählt, früh und abends Kraftſuppe. Zu
Mittag wenig Fleiſch und Gemüſe. Von Woche zu Woche wurde das
Ausſehen friſcher und geſünder, und ſo nahm auch die Kraft zu. Nach
12 Wochen fühlte Patient ſich vollſtändig geſund; ſein Kräftezuſtand war wieder
hergeſtellt und das bereits erloſchene Augenlicht verbeſſerte ſich vom Tage
an, zwar langſam, aber ſicher. Die Waſſeranwendungen in den folgenden
Wochen wechſelten zwiſchen Halbbad, Ober- und Schenkelguß, Rückenguß,
Knieguß, Ganzwaſchung, ſo daß jede dieſer Anwendungen 2 mal wöchentlich
in Gebrauch kam.
Eine Mutter brachte einen Knaben, der die Armſeligkeit ſelber war,
faſt halbtot und doch keine eigentliche Krankheit. Am meiſten aber wurde
gellagt, daß er faſt blind war und daß alles, was zur Heilung der Augen
geſchehen, keine Hilfe gebracht hatte. Pfarrer Kneipp erkannte ſofort, daß
das arme Geſchößf nicht entſprechend genährt wurde, mithin die Natur ver-
kümmern mußte.
Der arme Junge hatte nie Appetit, hatte bisher in kleinen Portionen
die heſten Weine, täglich ſeinen Kaffee, auch Bier und noch beſondere Aus-
wahl von Speiſen * Der Knabe wurde nun täglich mit kaltein
Waſſer gewaſchen, erhielt täglich einen Ober- und Unterguß 10 Tage lang;
vollblütigen Fleiſcher oder Brauer, der augenleidend wird, ſpeciell das Auge
behandeln? Oft und in den meiſten Fällen braucht man das kranke Auge
gar nicht anzurühren und es wird geſund, ſofern man beſonders durch Ober-
guß, Knieguß, Rückenguß, Vollguß und Halbbad es verſteht, beſſere Blut-
cirkulation herzuſtellen Wie ſchnell wäre das Übel gleich anfangs gehoben!
Und wie ſchrecklich iſt erſt das Jammerbild beim Eintritt in eine Blinden-
anſtalt. Man frage und überzeuge ſich: von 100 Blinden ſind kaum 5
blind geboren, 95 ſind blind kuriert! Iſt das nicht furchtbar! Als Kinder
wurden die meiſten bei Scharlach und Maſern echt mediziniſch behandelt,
d. h. der Krankheitsſtoff wurde nicht ausgetrieben, ſondern unterdrückt, und
infolgedeſſen Blindheit oder Taubheit!
Als Augenpflege verordnet Kneipp * beſonders die heilſamen
Augenbäder. Man taucht 2—3 mal hintereinander 5 Sekunden lang mit
offenen Augen das Geſicht in eine Schüſſel kalten Waſſers. Wer das
wöchentlich mehrmals macht, wird bis ins hohe Alter ein gutes Auge
haben, vorausgeſetzt, daß er auch ſonſt ſich körperlich abhärtet und regel-
mäßig lebt.
Ein Herx, 36 Jahre alt, fühlte ſeit 3 Jahren eine auffallende Ab-
nahme ſeiner Kräfte und ſeines Augenlichtes. Als er ſeine Berufspflichten
aufgeben mußte, war er nahezu erblindet. Er ſuchte bei den berühmteſten
Specialiſten Hilfe, die alle möglichen Verſuche machten und zuletzt erklärten,
die Augennerben ſeien vollſtändig gelähmt, mithin ſei auch keine Heilung zu
erwarten. — Der ganze Körper wurde durch das Waſſer in neues Leben
und erneute Thätigkeit gebracht. Einen Tag Ganzwaſchung, den andern
Oberguß und Knieguß, den 3. Ober- und Schenkelguß, den 4. Ganzwaſchung,
den 5. wieder Ober⸗ und Schenkelguß, den 6. — und Knieguß, den 7.
Nückenguß. Das ſind Verordnungen für alle derartigen Fälle in der erſten
Woche. Wie der Unglückliche allen Appetit verloren haͤtte, ſo ſtellte ſich der-
ſelbe bei Anwendung von Waſſer wieder ein. Er bekam die einfachſte Koſt,
die man leider zu wenig kennt und wählt, früh und abends Kraftſuppe. Zu
Mittag wenig Fleiſch und Gemüſe. Von Woche zu Woche wurde das
Ausſehen friſcher und geſünder, und ſo nahm auch die Kraft zu. Nach
12 Wochen fühlte Patient ſich vollſtändig geſund; ſein Kräftezuſtand war wieder
hergeſtellt und das bereits erloſchene Augenlicht verbeſſerte ſich vom Tage
an, zwar langſam, aber ſicher. Die Waſſeranwendungen in den folgenden
Wochen wechſelten zwiſchen Halbbad, Ober- und Schenkelguß, Rückenguß,
Knieguß, Ganzwaſchung, ſo daß jede dieſer Anwendungen 2 mal wöchentlich
in Gebrauch kam.
Eine Mutter brachte einen Knaben, der die Armſeligkeit ſelber war,
faſt halbtot und doch keine eigentliche Krankheit. Am meiſten aber wurde
gellagt, daß er faſt blind war und daß alles, was zur Heilung der Augen
geſchehen, keine Hilfe gebracht hatte. Pfarrer Kneipp erkannte ſofort, daß
das arme Geſchößf nicht entſprechend genährt wurde, mithin die Natur ver-
kümmern mußte.
Der arme Junge hatte nie Appetit, hatte bisher in kleinen Portionen
die heſten Weine, täglich ſeinen Kaffee, auch Bier und noch beſondere Aus-
wahl von Speiſen * Der Knabe wurde nun täglich mit kaltein
Waſſer gewaſchen, erhielt täglich einen Ober- und Unterguß 10 Tage lang;