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Bilz, Friedrich Eduard
Das neue Naturheilverfahren: Lehr- und Nachschlagebuch der naturgemäßen Heilweise und Gesundheitspflege — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.38053#1195
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4030 Obſt, Heilkraft desſelben.

Der Wichtigkeit des Obſtes wegen laſſen wir noch nachſtehenden
Artikel folgen.

Obſt, Heilkraft desſelben. Zur Beſeitigung krankhafter Körper-
zuſtände iſt Obſt ſehr empfehlenswert. Dasſelhe unterſtützt die natürlichen
Körpervorgänge, durch welche die verſchiedenen heilenden Prozeſſe eingeleitet
und unterhalten werden.

Draͤngen, Feigen, Tamarinden“), Pflaumen Prünellen, Maulbeeren,
Datteln, Nektarpfirfiche dürfen als laxierend, öffnend, bezeichnet werden;
Granataͤpfel, Moosbeeren, Brombeeren, Sumachbeeren**), Himbeeren, Beeren
der Berberitze, Quitten, Birnen, wilde Kirſchen und Miſpeln wirken zu-
ſammenziehend odex ſtopfend; Weintrauben, Pfixſiche, Erdheeren, Heidel-
beeren, ſchwarze Johannisbeeren und Melonenkerne ſind harntreibend; Stachel-
beeren, rote und weiße Johgnnisbeeren, Kürhiſſe und Melonen erfriſchen
und kühlen; Citronen und Äpfel wirken ebenfalls erfriſchend und zugleich
auf den Magen angenehm und beruhigend.

Eine Orange, am frühen Morgen genoſſen, wirkt in recht entſchiedener
Weiſe öffnend, ja manchmal ſteigt dieſe Wirkung ſo ſehr, daß man dieſe
Frucht als ein Ahführmittel bezeichnen kann, und man kann ſich für gewöhn-
ſich auf die Wirkung verlaſſen. Granatäpfel wirken ſtark zuſammenziehend
und dürfen bei Erſchlaffung der Kehle und des Zäpfchens angewendet werden.
Die Rinde der Wurzel in Form einer Abkochung iſt ein gutes Wurmmittel,
beſonders unangenchm dem Bandwurm. Feigen, auseinandergeſchnitten,
geben ausgezeichnete Umſchläge bei Brandwunden und kleinen Geſchwüren.
Erdheeren und Citronen, örtlich angewandt, ſind von einigem Nutzen zur
Beſejtigung des Weinſteins von den Zähnen. Apfel ſind Beſſerungsmittel
da Übelkeit und Erbrechen, auch bei Seckrankheſt und ferner bei der Ubel-
keit Schwangerer. Sie heben auch ſofort das Übelkeitsgefühl, welches beim
KRKauchen enifteht. Perſimonen ſind ſchmackhaft, wenn reif: aber die grünen
Früchte wirken höchft zufammenziehend, weil viel Tannin enthaltend, und
werden bei Didrrhöe und bei beginnender Dysenterie (Ruhr) gebraucht.
Das OIl der Kakaohuß wird als Erfatz für Leberthran empfohlen und wird
auch bei Phthiſis (Schwindſucht) häufig angewendet, Berberitzen ſind
Fieberkrauken als Getränk ſehr angenehm. Holländiſche Miſpeln ſtopfen
und ſind nicht ſehr ſchmackhaft. Weintrauben und Kofinen ſind nahrhaft
Und linde und ſollten in keinem Krankenzimmer fehlen. Eine ſogenannte
„Trauben-Kur“ iſt ſehr zu loben für die Behandlung von Kongeſtionen
Blutzudrang) der Lebex und des Magens, vergrößerte Milz, Skrofeln,
Lungenſchwindſucht 20. Nichts iſt geſtattet, als Waſſer, Brot und ein paar
Pfund Weintrauben pro Mahlzeit. Quittenkörner wirken lindernd und zu-
ſammenziehend.

) Tamarindus Indica (ndiſche Tamarinde), zur dikotylen Familie der Cäſalpinia-
eeen gehörig, bringt ſchotenförmige Früchte hervor, deren Hülfenmark wie Obſt eingemacht
wird. Wird auch in der mediziniſchen Heilkunde verwandt.

**) Sumach oder Sjjigbaum, lat. Rhus, Familie der Anakardiaceen, gehört zu den
Giftpflanzen. Die Beeren des in Wordamerifa wachjenden Rhus Typhina werden bei der
Eſfigbereitung zux Verſtärkung benutzt. Giftſumach, Rhus Toxicodendron, findet Ver-
wendung in der Giftküche der Mediziner.
 
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