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Bilz, Friedrich Eduard
Das neue Naturheilverfahren: Lehr- und Nachschlagebuch der naturgemäßen Heilweise und Gesundheitspflege — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.38053#1281
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1214 ; Quetſchungen.

Ganzabwaſchung, Ganzabreibung oder ein 24—26° R. (lauwarmes) Bad
vor und gebe dem Patienten einen beruhigenden Leibumſchlag. Dieſer iſt
auch des Nachts anzulegen.

Die täglichen Ganzabreibungen oder Abwaſchungen ſind in mehr
milder Form zu geben, je nach dem Wärmevorrat des Patienten, 18—24° R.
(lauwarm). Statt deſſen kann abwechſelnd, vielleicht immer den dritten
Tag, ein nicht zu hochgradiges Dampfbad mit darauffolgender Ganzwaſchung,
Abreibung oder Bad genommen werden.

Ein zweites etwas eingreifenderes Verfahren: Täglich oder
jeden zweiten Tag ein 25 Min. dauerndes Dampfbad mit darauffolgender
Ganzpackung und nachfolgendem Bad oder Douche, oder ſtatt deſſen Bett-
dampfbad Nr. mit nachfolgender Ganzabreibung oder Bad. Selbſt bei
fieberhaften Erſcheinungen ſind die Bettdampfbäder von ſtündlicher Dauer
anzuwenden.

Man hat hier immer ſein Augenmerk auf die Ausſcheidungen zu richten.

Bei hinfälligen Patienten nimmt man ſtatt Dampfbad Bettdampfbad.
Im übrigen viel Genuß friſcher Luft, öftere Spaziergänge ins Freie,
Schlafen bei offenem Fenſter, reizloſe Koſt, viel Obſtgenuß, gegen Ver-
ſtopfungen und zur Ableitung Klyſtiere. In ſchlimmen Fällen Stärkungs-
kur, um den ſo ſehr daniederliegenden Körper zu kräftigen und das ver-
dorbene Blut nach und nach zu reinigen, oder auch vorſichtig einzuleitende
Regenerationskur oder Vorkur.

Bei reichlichen Speichelabſonderungen, Mundhöhlenentzündungen, Ge-
ſchwüren am Zahnfleiſch öftere laue Ausſpülungen des Mundes (Mund-
bäder). (Anwendungsformen ſiehe Inhaltsverzeichnis)

Quetſchungen entſtehen durch Druck infolge von Fall, Stoß oder
Schlag, bei welchen die Haut unverletzt ſein kann, die unter ihr liegenden
Gebilde jedoch verſchoben, zermalmt, zerriſſen ſind. Sind nur kleine Blut-
gefäße zerſtört, ſo kömmt es bloß zu Blutflecken, Blutrinnen die unter der
Haut ſichtbar werden; betrifft es hingegen größere Blutgefäße, ſo bilden
fich Blutbeulen. Auch entſtehen leicht Entzündungen und Vexeiterungen,
wobei dann die durch Quetſchung zerſtörten Gewebsteile abgeſtoßen werden.

Kurvorſchrift. Bei unverletzter Haut wiederholtes, kräftiges Drücken
mit in Waſſer und Ol getauchten Händen, weil dadurch einerſeits ein weiterer
Austritt von Blut in das Gewebe verhindert, andererſeits das bereits aus-
getretene durch den angewandten Druck in die Maſchen des umliegenden
ünverletzten Gewebes verteilt wird, wodurch die Aufſaugungsfläche per-
größert und die Aufſaugung beſchleunigt wird; man läßt dem angewandten
Druͤcke Reibungen und kräftige Streichungen folgen und zwar arbeiten bei
größeren Schäden die flachen Hände, bei kleineren nux die Daumen. Das
Hin- und Herreiben mag am Rande der Geſchwulſt beginnen, daneben
werden von Zeit zu Zeit von dieſer aus nach dem geſunden Gewebe zu
Streichungen ausgeführt, um die zerdrückten und zerriebenen Maſſen in den
Blutſtrom hineinzuſchieben

Eine bolkstümliche Behandlungsweiſe beſteht darin, daß die gequetſchte
Stelle mit einem harten, kalten Gegenſtand, Stein, Metall, z. B. der Breite
eines Meſſers oder eines Löffelſtieles ıc. feſt angedrückt wird, dadurch kommen
Blutbeulen nicht ſo leicht zur Entfaltung.
 
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