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Kreis Erfurt.

diesen und den Gewölben springen mächtige ö’/g m tiefe Strebepfeiler vor, die mit
einander durch Tonnengewölbe verbunden sind, tiefe Nischen, die eigentliche Cavate,
bilden und ihrerseits wieder mit den Strebepfeilern des Chors correspondiren. Ton
diesen Nischen sind die östlichen und nördlichen noch vollständig erhalten, nur
dass sie bei Erbauung der Sakristei (um 1480) eine Vorlage bekommen haben, da
durch jene der über der Cavate um den Chor führende Gang dermassen geschmälert
wurde, dass nicht mehr zu den festlichen Umgängen, denen er dienen sollte,
erforderlicher Raum blieb. Man sah sich daher genöthigt einen der nordwärts
gerichteten Strebepfeiler der Cavate zu verlängern, in westlicher Richtung zwei
.kleinere Pfeiler hinzuzufügen, die Zwischenräume zu überwölben, darüber eine
Plattform zu legen, in Avelche auch eine bisher freigelegene Kanzelsäule hinein-
gezogen ward. Dagegen Avurden die drei südlichen Nischen, die übrigens noch
vorhanden sind, als man 1385 nach dem Abbruche der alten Propstei auf deren
Areal einen ZAveiten Begräbnissplatz anlegte, durch Verschüttung den Blicken
entzogen. Es sind infolge dessen von den dreizehn Nischen, aus denen die Cavate
ursprünglich bestand, nur noch zehn sichtbar. Aus einer derselben führt ein
Eingang in das innere GeAvölbe. Die Kosten des Baus der Cavate und der Stufen
sollen 142,880 fl. betragen haben (Dominicus Erfurt I. S. 90).
Die SeitenAvände der Nischen nähern sich, selbstverständlich ihrer Rückseite
zu, einander. Die Stirnseiten mit den Plinthen sind von Quadern, das übrige ist
von Bruchsteinen aufgeführt. Die Entfernung der ersteren von einander beträgt
an der Oeffnung 6 m, am Schlüsse 4,4m. Die Hinterwände stossen in ihrem oberen
Theile an die Krypta. Die Höhe der Nischen nimmt ab je mehr sie sich dem Felsen
nähern; vorn beträgt sie 26,2 m. Sie reichen bis 13 m tief unter den Chorbau hinein.
In früherer Zeit befanden sich in den grösseren kleine Wohnhäuser; in der
von der Mitte aus gegen Osten belegenen ein 1474 erbautes Haus für das erz-
bischöfliche Gericht; gegenwärtig werden sie zur Aufbewahrung von Marktbuden
und Töpferwaaren benutzt.
An dem ZAveiten Hauptpfeiler befindet sich in Minuskelschrift die Inschrift,
auf die bereits oben hingedeutet ist:
In Christi laude felix Thuringia plaude,
Cujus habes donis tantis gaudere patronis.1
Die vier Pfeiler des nördlichen Vorbaues der Cavate sind mit den auf Krag-
steinen atehenden von Baldachinen überdeckten Sandsteinfiguren der vier Evan-
gelisten , sämmtlich neuere Arbeiten des Bildhauers Kölling, überdeckt. Dass die
Cavate vom Jahre 1834 ab mit einem Kostenaufwande von 1937 Rth. 13 Sgr. 7 Pf.
Aviederhergestellt ist, Avard schon oben erwähnt.
Die Dom stufen.
Nördlich von der Cavate, sich unmittelbar an diese anschliessend, führt die
breite Treppe vom Friedrich-Wilhelmsplatz auf das Plateau, auf welchem sich
1 Jauchze glückliches Thüringen Christus preisend, durch dessen Wohlthat du dich so
vieler Gönner zu erfreuen hast. Nach Gerstenberg, Novantiqua Erford. soll das erste Wort
der ZAveiten Zeile nicht: cujus, sondern: que (quae) lauten; doch ist deutlich die Sigle evs
d. i- cujus zu erkennen.
 
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