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T. Kirchliche Gebäude. — B. Klosterkirchen.

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Vertiefung eines schlichten Rahmens; auf dem linken Flügel: die Verkündigung, die
Geburt Christi, die Vorstellung im Tempel, Christus als Knabe unter den Schrift-
gelehrten; in der Mitte die Krönung Marias durch Gott Vater und Christus unter
einem reichen Baldachin, die Säume der Gewänder mit einem Edelsteinornamente,
die Hintergründe damascirt, die Muster in den Kreidegrund eingegraben, unten auf
der Plinthe kleine Engelsgestalten. Links von dieser Hauptgruppe erblickt man
im eigentlichen Altarschrein oben die Anbetung der "Weisen, darunter den Tod
Marias, rechts oben den Verrath Christi, darunter die Kreuzigung. Auf dem
rechten Seitenflügel befinden sich Christus vor dem Hohenpriester und von Pilatus
dem Volke ausgestellt; unten die Kreuzigung und die Auferstehung. An den die
Hauptdarstellungen umfassenden Leisten sind Heiligenstatuen, und zwar an den
Seitenflügeln vier Männer im Waffen schmuck, wohl die Heiligen Georg, Mauritius,
Martinus und Gereon. Im Altarschrein stehen an dem Rahmenwerke vier
Frauen, darunter die heilige Ida. Noch enthält die rahmenartige Einfassung
86 in dunkelgraugrüner Farbe gemalte Medaillons mit Brustbildern von Engeln,
Propheten und Erzvätern. Nimmt man die vorerwähnte gemalte Tafel mit den
sieben Heiligenbildern von der Staffel fort, so zeigt sich in fünf plastischen
Scenen die Legende der heiligen Katharina, nicht der heiligen Agnes, wie Schorn
1. c. S. 19 angiebt.
Ueber dem ganzen Werke ist eine aus geschweiften Spitzbögen und Fialen
bestehende und mit sieben Bildsäulen, deren Mitte Maria mit dem Christkinde
einnimmt, geschmückte Giebelkrönung angebracht (Ausführliche Beschreibung
dieses Kunstwerkes bei Kruspe 1. c. Nr. 63 — 68 und danach bei Bärwinkel 1. c.
S. 16 — 19).
Obwohl das ganze Werk ein entschiedenes Zeugniss von der Kunstfertigkeit
und Tüchtigkeit des Verfertigers ablegfc, insbesondere einigen Köpfen der Gemälde
ideale Schönheit zugestanden werden muss, lässt sich doch nicht in Abrede stellen,
dass die Ausführung eine sehr ungleiche ist, namentlich die Gesichter der Peiniger
bis an die äusserste Grenze dessen reichen, was noch darzustellen der Kunst ge-
stattet ist und in das Gebiet des Widerlichen und Karrikirten hinübergreifen, auch
einzelne Theile, namentlich die Extremitäten, offenbare Fehler der Zeichnung auf-
weisen. Der Meister selbst, Mich. Wohlgemuth, hat sich daher sicher darauf be-
schränkt einzelne Partien eigenhändig auszuführen, das übrige aber seinen Gehülfen
überlassen, deren Können nur für eine handwerksmässige Leistung ausreichte.
So sind namentlich die äusseren Bilder jedenfalls nur Gesellenarbeit.
Neuerdings (1888) hat die Kirche noch einen zweiten nicht minder werth-
vollen Schmuck erhalten, ein Kolossalgemälde von Eduard von Hagen: die
Erweckung von Jairi Töchterlein, das von Kunstfreunden angekauft, jener
überwiesen ist und an der Seitenmauer des Chors seinen Platz erhalten hat.
Was die Kirche sonst noch an Kunstwerken und Denkmälern besitzt ist von
geringer Bedeutung. Vieles der Art mag bei den stattgefundenen Verwüstungen
der Kirche, aber auch bei deren Restauration zugrunde gegangen oder verschleppt sein,
wie der jetzt an der Lorenzkirche aufgerichtete Buseleybensche Grabstein von 1415.
Was zur Zeit noch in der Reglerkircke vorhanden ist, beschränkt sich auf
das Nachstehende.
Im Chore an der Vorderwand ist eine Darstellung des Leidens Christi
 
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