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Kreis Erfurt.
Der grosse Brand von 1472, der ein Drittheil der Stadt in Asche legte, ver-
ursachte zwar dem Kloster einen Schaden von ca. 2400 fl., indem unter andern
ein Schütthaus desselben, in welchem SCO Malt. Getreide lagerten, niederbrannte,
die Klostergebäude selbst und die Kirche blieben aber verschont, indem der Brand-
stifter, der Cisterciensermönch Dan. Becker, durch die ihm gewährte Gastfreund-
schaft umgestimmt, selbst den schon gelegten Brennstoff wieder entfernte (Siegen,
1. c. p. 450, 451).
So konnte denn das Kloster in seinen baulichen Unternehmungen rüstig fort-
fahren. Es ward 1473 die Sakristei oder das Archiv, in welchem die Privilegien
aufbewahrt wurden, dem Altäre des h. Martin gegenüber, auf der dem Thurme,
in dem die grösseren Glocken hingen, entgegengesetzten Seite gebaut und von
dem Bischöfe Johann von Speyer eingeweiht (G. Stass, Coli. p. 716).1 In das
Jahr 1478 fällt die Wiederherstellung und neue Einweihung der Kapelle des h.
Laurentius über dem Kreuzgange, 1475 jene des Thurmes, in welchem die kleineren
Glocken hingen, 1477 die des für die grösseren Glocken bestimmten (Siegen p. 457.
Nach p. 455 geschah dies schon 1476). 1474 wurde eine neue kleine Orgel, 1476
eine grössere durch Meister Daniel von Hadenberg angefertigt; für erstere,
die 750 Pfeifen enthielt, bekam derselbe 18 fl., für letztere, deren Pfeifenzahl 2333
betrug, 70 fl. Doch war diese schon nach zwanzig Jahren in einem so schlechten
Zustande, dass sie nur noch einen geringen Werth hatte. Ausser diesen beiden
Orgeln in der Hauptkirche besass das Kloster noch eine in der Leonhardskirche
und eine in der Annenkapelle, welche beide damals gleichfalls erneuert wurden
(ib. p. 454, 455, 457).
Im Jahre 1489 liess das Kloster zwei grosse hölzerne Bildwerke für den
Preis von 22 fl. anfertigen, deren eins Christus am Kreuze mit der h. Jungfrau, der
h. Magdalena und Johannes zu dessen Füssen, das andere die beiden Patrone
Petrus und Paulus darstellte (ib. p. 481). Bald darauf, 1492, wurde die grosse
Glocke, Johannes, gegossen (ib. p. 492), 1494 die Annenkapelle im Innern erneuert
und mit Wandgemälden versehen (ib. p. 497), 1499 mit der Einwölbung der
Kirche begonnen (Stolle,! c. f.275b) und 1505 dieselbe fortgesetzt, doch beschränkte
solche sich auf Mittel- und Querschiff und eine sich auf Kragsteinen stützende
Holzdecke.
Nicht lange nachher traten jedoch ungünstige Umstände in den Verhältnissen
des Klosters ein. Hatte auch der sog. Pfaffen sturm vom 9. April 152 L weniger
dieses als die beiden Stifter St. Marien und St. Sever getroffen, so litt es doch
bei dem Bauernaufruhr 1525 sehr erheblichen Schaden. Von noch grösserer Be-
deutung war es aber, dass das Kloster in Folge des Uebertritts des grössten
Theiles der Bewohner Erfurts zum evangelischen Glauben eine sehr bedeutende
Einbusse an Ansehn und Einkünften erlitt, so dass für bauliche Zwecke keine
Mittel blieben, namentlich seitdem der Katli der Stadt dem Kloster einen weltlichen
Administrator gegeben, die Zahl der dem alten Glauben treugebliebenen C'onven-
tualen bis auf sechs hinabgegangen war, von denen nur noch zwei das Ordens-
1 Böckner, 1. c. II, S. 73, 74, hat nachgewiesen, dass dieselbe in dem zum Chore ge-
hörigen und dem Querschiffe zunächst liegenden Theile des nördlichen Seitenschiffs sich be-
unden haben müsse.
Kreis Erfurt.
Der grosse Brand von 1472, der ein Drittheil der Stadt in Asche legte, ver-
ursachte zwar dem Kloster einen Schaden von ca. 2400 fl., indem unter andern
ein Schütthaus desselben, in welchem SCO Malt. Getreide lagerten, niederbrannte,
die Klostergebäude selbst und die Kirche blieben aber verschont, indem der Brand-
stifter, der Cisterciensermönch Dan. Becker, durch die ihm gewährte Gastfreund-
schaft umgestimmt, selbst den schon gelegten Brennstoff wieder entfernte (Siegen,
1. c. p. 450, 451).
So konnte denn das Kloster in seinen baulichen Unternehmungen rüstig fort-
fahren. Es ward 1473 die Sakristei oder das Archiv, in welchem die Privilegien
aufbewahrt wurden, dem Altäre des h. Martin gegenüber, auf der dem Thurme,
in dem die grösseren Glocken hingen, entgegengesetzten Seite gebaut und von
dem Bischöfe Johann von Speyer eingeweiht (G. Stass, Coli. p. 716).1 In das
Jahr 1478 fällt die Wiederherstellung und neue Einweihung der Kapelle des h.
Laurentius über dem Kreuzgange, 1475 jene des Thurmes, in welchem die kleineren
Glocken hingen, 1477 die des für die grösseren Glocken bestimmten (Siegen p. 457.
Nach p. 455 geschah dies schon 1476). 1474 wurde eine neue kleine Orgel, 1476
eine grössere durch Meister Daniel von Hadenberg angefertigt; für erstere,
die 750 Pfeifen enthielt, bekam derselbe 18 fl., für letztere, deren Pfeifenzahl 2333
betrug, 70 fl. Doch war diese schon nach zwanzig Jahren in einem so schlechten
Zustande, dass sie nur noch einen geringen Werth hatte. Ausser diesen beiden
Orgeln in der Hauptkirche besass das Kloster noch eine in der Leonhardskirche
und eine in der Annenkapelle, welche beide damals gleichfalls erneuert wurden
(ib. p. 454, 455, 457).
Im Jahre 1489 liess das Kloster zwei grosse hölzerne Bildwerke für den
Preis von 22 fl. anfertigen, deren eins Christus am Kreuze mit der h. Jungfrau, der
h. Magdalena und Johannes zu dessen Füssen, das andere die beiden Patrone
Petrus und Paulus darstellte (ib. p. 481). Bald darauf, 1492, wurde die grosse
Glocke, Johannes, gegossen (ib. p. 492), 1494 die Annenkapelle im Innern erneuert
und mit Wandgemälden versehen (ib. p. 497), 1499 mit der Einwölbung der
Kirche begonnen (Stolle,! c. f.275b) und 1505 dieselbe fortgesetzt, doch beschränkte
solche sich auf Mittel- und Querschiff und eine sich auf Kragsteinen stützende
Holzdecke.
Nicht lange nachher traten jedoch ungünstige Umstände in den Verhältnissen
des Klosters ein. Hatte auch der sog. Pfaffen sturm vom 9. April 152 L weniger
dieses als die beiden Stifter St. Marien und St. Sever getroffen, so litt es doch
bei dem Bauernaufruhr 1525 sehr erheblichen Schaden. Von noch grösserer Be-
deutung war es aber, dass das Kloster in Folge des Uebertritts des grössten
Theiles der Bewohner Erfurts zum evangelischen Glauben eine sehr bedeutende
Einbusse an Ansehn und Einkünften erlitt, so dass für bauliche Zwecke keine
Mittel blieben, namentlich seitdem der Katli der Stadt dem Kloster einen weltlichen
Administrator gegeben, die Zahl der dem alten Glauben treugebliebenen C'onven-
tualen bis auf sechs hinabgegangen war, von denen nur noch zwei das Ordens-
1 Böckner, 1. c. II, S. 73, 74, hat nachgewiesen, dass dieselbe in dem zum Chore ge-
hörigen und dem Querschiffe zunächst liegenden Theile des nördlichen Seitenschiffs sich be-
unden haben müsse.