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Kreis Naumburg.
Abweichend von der Gewohnheit ist der Neubau mit dem Langhaus begonnen
worden und ebenso abweichend nicht in Abschnitten von Ost nach West,
sondern von West nach Ost. Die beiden Türme mit zwei Geschossen, die
Seitenschiff mauern konnten aufgeführt werden, ohne den alten Dom zu stören.
Erst mit der Aufrichtung des ersten Mittelschiffjoches griff man in dessen Be-
stand ein. Doch als die Hochmauern schon begonnen waren, ließ man den Bau
liegen, um sich den Ostteilen zuzuwenden. Die Formen dieser Beste sind so
nahe verwandt mit Lausnitz (1180) und Bürgelin (1199), daß man diese Zeit
auch für Naumburg annehmen kann. Es ist die letzte Begierungszeit des
Bischofs Udo II. (1161—86), der selbst Lausnitz weihte. Es ist die Zeit der
Elachdeckbasilika, der Westtürme, der Vorhallen. Natürlich, daß bei der schließ-
lichen Vollendung so manches überarbeitet, verändert und abgeglichen wurde,
Fig. 27. Kapitale des Langhauses.
innen durch die nunmehr notwendigen Gewölbestützen und Wandvorlagen, außen
durch die Kreuzgänge. Aber durch alle Verschleierungen w,ird man den alten
Bestand erkennen und nur so die rätselhafte Disposition des Grundrisses und
des Aufbaues klären. '
Die Ornamentik der Kapitäle des Langhauses (Eig. 27) setzt nicht nur
durch den Beichtum der Motive, sondern auch durch die Verschiedenheit der
Ausführung in Erstaunen. Dabei ist nicht zu verkennen, daß nach Westen hin
die Neigung zur überzierlichen Beinarbeit und zu barocken Bildungen bei
roherer Technik wächst. Um nur einen entfernten Begriff des Formschatzes zu
geben, sei der Versuch einer Einzelanalyse gewagt. Sie wird dadurch ver-
wickelt, daß an den einzelnen Friesen die Motive mehrfach wechseln.
1. Travee. a) Haupt'pfeiler Süd unten links: Eine in sich Sförmig
verschlungene Banke, tief ausgehöhlt, teilweise frei, aber roh gearbeitet, die
Kreis Naumburg.
Abweichend von der Gewohnheit ist der Neubau mit dem Langhaus begonnen
worden und ebenso abweichend nicht in Abschnitten von Ost nach West,
sondern von West nach Ost. Die beiden Türme mit zwei Geschossen, die
Seitenschiff mauern konnten aufgeführt werden, ohne den alten Dom zu stören.
Erst mit der Aufrichtung des ersten Mittelschiffjoches griff man in dessen Be-
stand ein. Doch als die Hochmauern schon begonnen waren, ließ man den Bau
liegen, um sich den Ostteilen zuzuwenden. Die Formen dieser Beste sind so
nahe verwandt mit Lausnitz (1180) und Bürgelin (1199), daß man diese Zeit
auch für Naumburg annehmen kann. Es ist die letzte Begierungszeit des
Bischofs Udo II. (1161—86), der selbst Lausnitz weihte. Es ist die Zeit der
Elachdeckbasilika, der Westtürme, der Vorhallen. Natürlich, daß bei der schließ-
lichen Vollendung so manches überarbeitet, verändert und abgeglichen wurde,
Fig. 27. Kapitale des Langhauses.
innen durch die nunmehr notwendigen Gewölbestützen und Wandvorlagen, außen
durch die Kreuzgänge. Aber durch alle Verschleierungen w,ird man den alten
Bestand erkennen und nur so die rätselhafte Disposition des Grundrisses und
des Aufbaues klären. '
Die Ornamentik der Kapitäle des Langhauses (Eig. 27) setzt nicht nur
durch den Beichtum der Motive, sondern auch durch die Verschiedenheit der
Ausführung in Erstaunen. Dabei ist nicht zu verkennen, daß nach Westen hin
die Neigung zur überzierlichen Beinarbeit und zu barocken Bildungen bei
roherer Technik wächst. Um nur einen entfernten Begriff des Formschatzes zu
geben, sei der Versuch einer Einzelanalyse gewagt. Sie wird dadurch ver-
wickelt, daß an den einzelnen Friesen die Motive mehrfach wechseln.
1. Travee. a) Haupt'pfeiler Süd unten links: Eine in sich Sförmig
verschlungene Banke, tief ausgehöhlt, teilweise frei, aber roh gearbeitet, die